In Das letzte Aufgebot erzählt der 15-jährige Jakob, ein Junge aus dem Dorf Steinbach in der Eifel. Es ist Sommer 1944, der Zweite Weltkrieg tobt, aber hier in dem Dorf macht er sich bisher hauptsächlich dadurch bemerkbar, dass von den Männern kaum noch welche da sind, weil die als Soldaten an der Front sind, oder schon tot sind. Jakob hat sich in Maria verliebt, die Nichte des Bürgermeisters, deren Eltern vor ein paar Jahren gestorben sind. Die Aussicht auf ein Treffen mit ihr in einem Gebüsch oder einem Schuppen lassen ihn die Arbeit in der Hitze auf den Feldern gleich viel besser ertragen. Jakob sehnt sich nach seinem Vater, der an der Ostfront verschollen ist, aber er glaubt ganz fest daran, das Deutschland den Krieg gewinnt und auch sein Vater bald als jubelnder Sieger heimkehren wird. Doch dann kommen SS-Männer in den Ort, rekrutieren die 16-jähhrigen Jungen und fordern die 15-jährigen auf, sich freiwillig für den Einsatz an der Front zu melden. "Das ist nicht freiwillig, das heißt nur so", sagt einer der älteren Jungen zu Jakob. Und tatsächlich entscheidet Jakob sich gegen den Willen seiner Mutter und gegen den Willen von Maria, sich als Soldat zu melden und mit seinen Kameraden in den Krieg zu ziehen.
Packend und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite, zugleich berührend und sehr emotional schildert der Roman, wie Jakob die Zeit in dem Ausbildungslager erlebt, in dem die Jungen zu Soldaten werden sollen. Schnell wird Jakob klar, dass die Wirklichkeit des Krieges nichts mit dem zu tun hat, was sie ihnen in der Hitlerjugend darüber erzählt haben. Aber er ahnt noch nicht, dass das ganze Dritte Reich, auf das er so stolz war, ein gewaltiges verbrecherisches Lügengebilde ist, das schon kurz vor dem Zusammenbruch steht.
Das letzte Aufgebot wird vom Verlag für Leser ab 13 Jahren empfohlen. Ich möchte dieses Buch jedem Menschen, der gerne liest, dringend empfehlen. Dank der Perspektive von Jakob als Ich-Erzähler macht der Roman hautnah erlebbar, wie schnell und gut das Gift der Nazi-Propaganda gewirkt hat, oder was es heißt, plötzlich beschossen zu werden, wie sich Todesangst anfühlt, und wie furchtbar die Enttäuschung schmerzt, als Jakob langsam begreift, dass er mit seinem Idealismus einem verbrecherischen Regime auf den Leim gegangen ist.
Das alles ist mitreißend erzählt, spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Es macht trotz einigen schrecklichen Ereignissen, von denen Jakob berichtet, viel Freude das Buch zu lesen und den sympathischen Jungen, seine Freundin Maria und seinen besten Freund Martin in diesen schwierigsten Wochen zu begleiten. Immer wieder gibt es da auch heitere, manchmal sogar richtig lustige Erlebnisse. Jakob ist trotz allem ein ganz normaler 15-jähriger Junge, der bis über beide Ohren verliebt ist, der seine Sexualität entdeckt und der auch mal heimlich zu viel trinkt, wenn ein Kumpel eine Flasche Schnaps organisieren konnte. Und am Ende keimt aus all dem Schrecken so etwas wie Hoffnung. Ein ebenso spannender wie berührender, ein unbedingt lesenswerter und ein besonders wichtiger Roman über eines der düstersten Kapitel der deutschen Geschichte. Ich habe das Buch geradezu verschlungen, habe viel gelacht und noch mehr geweint dabei, und werde es ganz sicher bald ein zweites Mal lesen.