Der Jugendroman geht ein ernstes Thema mit Witz an und bringt nicht nur jugendliche Leser ordentlich ins Grübeln.
Nina ist immer für alle da, für ihre Mutter, ihren jüngeren Bruder, ihre Freund:Innen und die Boyfriends ihres Freundin Teo. Denn nur so geht es Nina gut, nur so hat ihr Leben einen Sinn. Oder etwa nicht? Denn eigentlich steckt ihre Freundschaft mit Teo, die in letzter Zeit eine selbstzerstörerische Ader in sich entdeckt hat, schon in der Krise, bevor der Badboy Aleks auftaucht und Teos Ehrgeiz in puncto Selbstzerstörung noch mehr entfacht. Da muss Nina doch eingreifen und helfen. Und wenn sie Teo selbst nicht helfen kann, muss sie Badboy Aleks umerziehen, damit er Teo nicht noch mehr Schaden zufügt. Ein ehrgeiziges Projekt, bei dem Nina gänzlich übersieht, dass es in ihrem Leben auch noch andere Personen gibt, denen ihr Interesse gelten sollte, nur nicht unbedingt im helfenden Sinne, und dass sie mit ihrem Hilfsprojekt mehr als eine Grenze überschreitet.
Anna Dimitrova hat vor dem Hintergrund eigener Erfahrung einen packenden Roman geschrieben, der mit viel Witz und Humor, aber auch mit Tiefgang und psychologischem Feingefühl das Thema people pleasing aufnimmt. Sie zeig auf, welche Motive zu dieser Art selbstverneinendem Helfersyndrom führen und welche Auswirkungen das nicht nur auf das Leben des pleasers haben kann. Einmal in die Hand genommen, mag man Ninas Geschichte nicht mehr weglegen. Sie wächst einem sehr ans Herz. Man leidet mit ihr, versteht manchmal mit ihr die Welt nicht mehr, sieht aber auch sehr deutlich, wo ihre Probleme liegen, und würde ihr nur zu gerne helfen. Aber am effektivsten ist es, den anderen dem Raum zu geben, sich selbst zu helfen. Über viele Dinge muss man während des Lesens nachdenken. Auch wenn man selbst vielleicht nicht die Therapie für die beste Freundin machen würde und wenn der Badboy in der Realität nicht wirklich so viele tiefgreifenden Probleme mit sich trägt, sondern wirklich nur ein blöder Arsch ist, so kommt man doch ins Grübeln, welche Wirkung ständige Hilfsbereitschaft auch auf die nahestehenden Personen hat. Dass sie nicht nur aus reiner Selbstlosigkeit entsteht, dass sie die anderen entmündigt oder ihnen die Möglichkeit nimmt, auch umgekehrt für den anderen da zu sein, und sie somit dazu bringt, sich als minderwertiger oder schlechter zu fühlen, sind nur einige der erhellenden Erkenntnisse aus der Lektüre.
Auch wenn das Ende dann doch wieder ein wenig zu glatt und zu viel Happy End ist, ist Ninas Story auf jeden Fall spannend zu lesen und führt auch jüngere Leser sensibel an ein wichtiges Thema, das des Selbstwertes, mit großem Unterhaltungsfaktor heran.