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Flimmern im Ohr

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Sommer 2010. Während Priska mit ihrem Innenohr-Implantat das Hören so übt, dass die Punkmusik von früher wieder Rausch werden könnte, erschüttert ein politischer Skandal die Schweizer Öffentlichkeit. Wie in den politisch aufgeheizten 1970er- und 80er-Jahren hat der Inlandsgeheimdienst wieder illegal Daten verdächtiger Personen abgegriffen.

Auch Priska wurde damals beobachtet. Die neuerliche Fichen-Affäre weckt Erinnerungen an ihre Zeit in der Clubszene und der Frauenbewegung, vor allem aber an Gina, ihr Vorbild, ihre unerschrockene Mitstreiterin und große Liebe, die ebenfalls im Visier des Staatsschutzes war. Über dreißig Jahre später denkt Priska zurück und fragt sich, wie ihr Leben wurde, was es jetzt ist.

Mit poetischen Bildern und sanfter Radikalität spürt Barbara Schibli der Frage nach, ob wir mit den Jahren immer mehr wir selbst werden oder uns in Kompromissen verlieren. Und woran wir den Unterschied erkennen.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
10. Oktober 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
278
Autor/Autorin
Barbara Schibli
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
374 g
Größe (L/B/H)
192/122/22 mm
Sonstiges
Gebunden mit Fadenheftung und Lesebändchen. Mit Lesebändchen
ISBN
9783038201434

Portrait

Barbara Schibli

Barbara Schibli, 1975 in Baden geboren, hat Germanistik, italienische Literaturwissenschaft und Publizistik studiert. Sie lebt im Kanton Aargau und arbeitet als Gymnasiallehrerin in Baden. 2016 gewann sie den Studer/Ganz-Preis für das beste unveröffentlichte Prosamanuskript. 2017 wurde sie für ihren Debütroman Flechten mit dem GEDOK Literaturförderpreis ausgezeichnet. 2018 gewann sie mit ihrem Hörspiel Marderschreck den Wettbewerb des 8. sonOhr Hörfestivals.

Pressestimmen


»Wenn man die Worte rieseln hört, den Sätzen folgt und in die Bilder taucht, glaubt man, Barbara Schibli finde ihre Geschichten so leicht wie im Rausch oder Traum. «
Ursula Fehr, Zürcher Unterländer


»Babara Schibli verbindet hellwaches Politikbewusstsein mit einer Philosophie des Hörens und der Bedeutung von Musik. «

Jana Avanzini / Aargauer Zeitung


»Ein wunderbarer Roman der kleinen und großen Transformationen, des persönlichen und gesellschaftlichen Wandels. «
Margit Schaller / Blog Kulturpur


»Mit viel Sinnlichkeit und Lust erzählt die Autorin Barbara Schibli in ihrem zweiten Roman von einem Zürich, das heute fern scheint, von einer Schweiz im Kalten Krieg. Und einer jungen Frau mit Wut und Liebe im Bauch. «
Simone Wahli / ensuite

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Von Johanna Berger am 26.01.2025

Punk, Politik und die Rückkehr ins Leben

Priska hatte einen Unfall, bei dem sie ihr Gehör fast ganz verlor. Nach Versuchen mit einem Hörgerät entschließt sie sich zu einer Operation. Ein Implantat soll die Hörfähigkeit auf einem Ohr künstlich wiederherstellen. Doch die Eingewöhnung ist langwierig und schwierig. Sie muss das Hören üben. Ihre Therapeutin rät ihr, das mit der Musik zu machen, die sie kennt und liebt. Und das ist der Punk der 80er Jahre, die Musik ihrer bewegten Jugend, in der sie aktiv in der Zürcher Frauen- und Lesbenbewegung war. Der Weg der Heilung, der Weg in die Zukunft ist für sie die Erinnerung an die Vergangenheit und an eine große Liebe: die mysteriöse Gina, die mal bei ihr wohnt, mal für Wochen in den Untergrund abtaucht, vielleicht in linksterroristische Aktivitäten verwickelt ist. Schibli erzählt (mitunter humorvoll) in der Ich-Perspektive über die Richtungskämpfe und die ermüdenden Grundsatzdiskussionen in der Frauenbewegung, über die Befreiung durch den Punk und die Clubszene. Dies ist die zweite, sehr anschauliche Erzählebene in diesem intensiven und sehr direkten Roman. Die Autorin lässt Priska teils tagebuchartig über ihr Leben mit dem Implantat berichten, über die Zumutungen der Wechseljahre und über ihr Eheleben, das sie aus einer jugendlichen Perspektive wohl als spießig bezeichnet hätte. Dokumentarisch und journalistisch erzählt ist die dritte Ebene: über den Fichen-Skandal, die Abhör-Affären, die Ende der 80er Jahre (und 2010 nochmals) die Schweiz erschüttern und die Ich-Erzählerin prägen. All das fügt sich zu einem komplexen Bild über eine Frau zusammen, die einen neuen Anfang wagt, indem sie zurückblickt, durch die Musik neue Kraft gewinnt und ihre persönliche Wahrheit findet: "Ich kann nicht ungefiltert in die Vergangenheit eintauchen und meinen, das, was ich da dann antreffe, sei authentisch." Ein eindrucksvoller Roman, nicht nur für Punk-Fans und Feministinnen. Aber für die besonders.
Von Zauberberggast am 18.12.2024

Feministischer Roman, der beeindruckt

Daheim beim Üben fühle ich mich einsam, wenn ich die Musik von damals höre, denn damals war das Hören ja immer ein kollektives Erlebnis. Wir gehörten zusammen, denn dabei ging es letztlich beim Hören dieser Musik. Aber das Hören, oder wie immer man das nennen will, was ich mit den Platten mache, lässt mich meine Einsamkeit, die ja eh schon da ist, noch deutlicher fühlen. (S. 101) In Flimmern im Ohr geht es um die 53-Jährige Schweizerin Priska. Der Roman, der aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt wird, spielt im Sommer 2010, Priska ist also etwa Jahrgang 1957. Priska kämpft nach einem Unfall (welcher das ist, werden wir später im Buch erfahren) mit einem schwerwiegenden Hörverlust. Vor Kurzem wurde ihr ein sogenanntes Cochlea-Implantat eingesetzt, das ihr dank modernster Technik wieder einen Zugang zum Hören verschaffen soll. Ihre Musiktherapeutin Frau Häusermann hat ihr empfohlen, die alten Platten ihrer Jugend abzuspielen, um Musik wieder wahrnehmen zu lernen. Die Songs vergangener Zeiten triggern eine gedankliche Reise in die Vergangenheit und lassen die Eckpfeiler von Priskas Biografie für die Lesenden lebendig werden. Vor allem die Zeit der späten 1970er und frühen 1980er Jahre wird beleuchtet. Gefiltert durch Priskas Gedankenwelt werden Tabuthemen des weiblichen Intimbereichs ganz offen auf den Tisch gelegt. Scheidenflüssigkeit (bzw. ihr Fehlen), Periode, Masturbation, Wechseljahre, Hitzewallungen, Pille und diesbezügliche Trigger-Themen wie Abtreibung, (gewollte) Kinderlosigkeit und Vergewaltigung sind Schlagworte, die auf dem Tablett von Priskas Erinnerungen einen ungezwungenen Tanz tanzen. Die Lesenden hören sie förmlich rufen: Schaut uns an, hier sind wir, uns gibt es auch noch! Auch das Stichwort Bisexualität ist untrennbar mit der Protagonistin verbunden - und auch mit David Bowie, der selbst bi war und dessen Aussage Was sind wir sexy, alle! sich leitmotivisch durch den Roman zieht. Eigentlich vermeide ich die typische Rezi-Phrase das liest sich flüssig. Aber jetzt muss ich sie mal wieder aus der Mottenkiste oder dem Phrasenschwein hervorholen, denn ich kann das Lesegefühl tatsächlich nicht anders beschreiben. Hier stockt nichts, alles ist im Flow, wie bei einem guten Musikstück, von denen viele im Roman zitiert werden. Die Prosa von Schibli gibt einen gewissen Takt vor und wir als Lesende freuen uns, wenn wir den Refrain wiedererkennen. Es ist eine emotionale und interessante Reise und es macht Freude, am wechselhaften Leben der Hauptfigur Priska teilzuhaben - sowohl an ihrem gegenwärtigen mit dem Möchtegern-Dandy Bengt, als auch an ihrer bewegten Vergangenheit mit der Revoluzzerin Gina. Gina ist eine überaus spannende Frauenfigur, die den Feminismus in Reinkultur verkörpert. Dass sie dennoch enigmatisch und vielschichtig bleibt und nicht zur eindimensionalen Chiffre verkommt, ist der gekonnten Charakterisierung der Autorin zu verdanken. Die Protagonistin Priska selbst ist ohnehin sehr facettenreich und das übergeordnete Thema mit dem Hörverlust und dem Implantat ist keines, über das man in jedem zweiten Roman etwas lesen würde. Ich bin ehrlich: Mit der Schweizer Geschichte kenne ich mich so gut wie gar nicht aus. Dass es so eine Art Stasi gab und eben diese Fichen-Affäre, die im Jahr 2010 nochmal ein Revival erlebte, war mir völlig unbekannt. Barbara Schibli schafft es wunderbar, die historischen Zusammenhänge auch für Unkundige transparent zu machen und zwar ohne dass es je dröge oder langatmig wird. Dies ist ein Buch über weibliche Selbstbestimmung/Feminismus, versehrte Körper und einen wachen Geist, der zurückblickt auf ein Leben - voller Fülle und Musik, Liebe und Schmerz - in dem Wissen, dass da trotzdem und hoffentlich noch ganz viel Zukunft ist. Beeindruckend.