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Maos deutscher Topagent

Wie China die Bundesrepublik eroberte

280 Lesepunkte
Buch (gebunden)
28,00 €inkl. Mwst.
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Wer den Einfluss verstehen will, den China auf die deutsche Wirtschaft ausübt, muss den Namen Gerhard Ludwig Flatow kennen. Er war wohlhabender Stahldirektor und Kommunist, Abenteurer und Lobbyist, sprach fließend Chinesisch und wurde in den Fünfziger und Sechziger Jahren zum wichtigsten Agenten der Chinesen in Deutschland. Dabei hat er es verstanden, völlig unbekannt zu bleiben - bis der Wirtschaftspublizist und Chinakenner Bernd Ziesemer die Fäden zusammenführte und entdeckte, dass der Maoist und der Industrielle ein und dieselbe Person waren. Nach jahrelanger Recherche, Auswertung von Geheimdienstunterlagen, persönlichen Dokumenten und vielen Gesprächen präsentiert Ziesemer hier die spektakuläre Geschichte einer einzigartigen Persönlichkeit, in der sich zugleich eine ganze Epoche deutsch-chinesischer Beziehungen bis heute spiegelt.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
16. August 2023
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
232
Autor/Autorin
Bernd Ziesemer
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
Mit Fotos und Abbildungen
Gewicht
430 g
Größe (L/B/H)
216/142/24 mm
ISBN
9783593517957

Portrait

Bernd Ziesemer

Bernd Ziesemer, Wirtschaftspublizist, arbeitet als fester Kolumnist für »Capital«, schreibt für die Zeitschrift Internationale Politik, die »Financial Times«, das »Handelsblatt«, den »Stern« und weitere Magazine. Nach seiner Korrespondentenzeit in Asien und Russland war er lange Jahre Chefredakteur des »Handelsblatts«. Seit 1982 bereiste er China regelmäßig, 1988 studierte er an der Universität Chongqing. Sein erstes China-Buch »Auf dem Rücken des Drachen« erschien 1989. Im Jahr 2012 veröffentlichte er »Ein Gefreiter gegen Hitler«. Auf der Suche nach meinem Vater, im Jahr 2013 »Karl Marx. Der erste Denker der Globalisierung«.

https://www. bernd-ziesemer. com/

Pressestimmen

»»Maos Deutscher Topagent« erzählt detailreich und spannend von einem abstrus abenteuerlichen Leben, in dem sich Nazis und Maoisten, Wirtschaftskapitäne und deutsche Polit-Prominenz die Klinke in die Hand geben. « Markus Lippold, ntv. de, 16. 08. 2023

»Wirtschaftsgeschichte als Spionagethriller: Der Ex-Chefredakteur des Handelsblatt lüftet ein delikates Geheimnis der deutschen Industrie. « Johannes Lau, Buchkultur, 23. 08. 2023

»Das Buch liefert die Erkenntnis, wie viele heute aktuelle Phänomene es schon im Adenauer-Deutschland gab. « Finn Mayer-Kuckuk, China. Table, 30. 08. 2023

»Das Buch, das auf zahlreichen historischen Quellen beruht, mutet über weite Strecken wie ein Abenteuerroman an. Mit dem Unterschied, dass es von der Wirklichkeit geschrieben wurde. « Conrad Lay, SWR2 Lesenswert, 06. 09. 2023

»Ein wichtiges Buch spannend wie ein Krimi. « Paul Stänner, Deutschlandfunk Kultur - Lesart, 09. 09. 2023

»Ziesemer kommt das Verdienst zu, nicht nur das Leben und Wirken der Figur Flatows im Detail herausgearbeitet zu haben; er leistet mit seinem Buch darüber hinaus auch einen ersten wichtigen Beitrag zur Erforschung der noch ungeschriebenen Geschichte chinesischer Einflusspolitik in der Bundesrepublik nach 1949. Eine unbedingte Leseempfehlung. «, Stefan Messingschlager, Arbeit Bewegung Geschichte, 31. 05. 2024

Besprechung vom 18.09.2023

Der unbekannte Spion
Wie Gerhard Flatow Maos deutscher Topagent wurde

Als der Geschäftsmann Gerhard Flatow 1956 im Alter von 45 Jahren nach fünfjähriger Haft endlich aus einem chinesischen Geheimdienstgefängnis entlassen wird, kehrt er im Auftrag der Chinesen nach Deutschland zurück. Er soll seinen alten Job bei dem Konzern Otto Wolff wieder aufnehmen und die westdeutsche Staatsbürgerschaft beantragen, nicht die der DDR, wie es Flatow ursprünglich wollte. Wegen seiner engen Verbindungen in die Industrie und den internationalen Handel ist es in den Augen der Chinesen sinnvoller, wenn er Bürger der jungen Bundesrepublik wird. Mit diesem Schritt wird aus dem umtriebigen China-Abenteurer und Geschäftemacher Flatow ein Strippenzieher und Lobbyist Chinas im Europa zur Zeit des Wiederaufbaus und des Kalten Krieges. Was sich wie das Drehbuch eines Agententhrillers liest, ist ein Sachbuch, dem jahrelange Recherchen zugrunde liegen.

Der Wirtschaftsjournalist Bernd Ziesemer hat in "Maos deutscher Topagent" das sowohl in beruflicher als auch in privater Hinsicht außergewöhnliche Leben Gerhard Flatows (1910 bis 1980) nachgezeichnet. Die Veröffentlichung wirft ein Schlaglicht auf eine bemerkenswerte Biographie sowie auf die Geschichte der Beziehungen zwischen Deutschland und der Großmacht China. Ziesemer enttarnt mit seinem Buch einen China-Agenten und beleuchtet damit die weitreichenden Aktivitäten, mit denen die Volksrepublik hinter den Kulissen ihren Einfluss im Ausland ausbaut - damals ebenso wie heute. Die strategischen Erfolge, die China im internationalen Machtpoker erzielt, sind auch der Tatsache geschuldet, dass sich hochbegabte und einflussreiche Westler wie Flatow für diese Zwecke einspannen lassen. Welchen Fleiß und welches Talent die Akteure dabei an den Tag legen, lässt Normalsterbliche staunen.

Als Sympathisant des Kommunismus musste der junge Flatow in den 1930er-Jahren vor den Nazis fliehen und landete auf Umwegen im brodelnden Schanghai. Dort tummeln sich Abenteurer und Geschäftemacher aus aller Welt, die der Imperialismus nach China verschlagen hat. Wer geschickt und skrupellos genug ist, kann dort schnell reich werden, was dem talentierten Flatow auch gelingt. Damit unterscheidet er sich nicht von anderen Glücksrittern und Kolonialisierungsgewinnlern, die in dieser Zeit außerhalb Europas das große Geld suchen und finden - oft auf Kosten der einheimischen Bevölkerung. Anders als die meisten Eroberer interessiert Flatow sich auch für Land und Leute. Rasch lernt er die chinesische Umgangssprache und knüpft fleißig Kontakte zu Chinesen, die außerhalb der elitären Expatblase leben. Chinesisch lesen und schreiben lernt Flatow laut Ziesemers Recherchen zwar nicht, doch das ist nicht ungewöhnlich für Westler mit chinesischen Sprachkenntnissen und kein Hindernis für persönlichen Austausch - zumal Flatow kein Bücherwurm ist, sondern ein Entdecker. Seine spätere chinesische Frau Wu Mei hat er spontan auf einer Zugfahrt angesprochen, als er sich 1938 vor dem Einmarsch der Japaner nach Hongkong absetzen musste. Von solchen filmreifen Szenen wimmelt es in dem Buch, das dadurch kurzweiliger lesbar wird als manch anderes politisches und wirtschaftliches Sachbuch. Nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg und ihrem Sieg im chinesischen Bürgerkrieg rechnen Maos Kommunisten mit den Imperialisten ab. Auch Flatow landet daher in einem Geheimdienstgefängnis. Anders als die meisten Opfer der Mao-Diktatur kehrt er aber nicht als gebrochener Mensch in die Freiheit zurück, sondern stürzt sich ins internationale China-Geschäft für den Otto-Wolff-Konzern oder den Rohstoffhändler Société des Minerais. Später gründet er eine eigene China-Handelsgesellschaft und wird Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Erst Ziesemer hat Flatows Doppelleben als Geschäftemacher und Kader entdeckt, der vor konservativen Wirtschaftsvereinigungen ebenso als Redner auftrat wie vor Jungkommunisten im Ferienlager.

Hat der Autor sich all dies ausgedacht, fragt man sich angesichts der geschickten Dramaturgie des Textes zuweilen. Doch Ziesemer belegt seine Recherchen mit Fotos und Dokumenten wie Visa, Handelsregistereinträgen oder einem Bericht des amerikanischen Geheimdienstes CIA über Flatow. Ziesemer hat Flatows Angehörige um Zugang zu Tagebüchern, Memoiren und Dokumenten gebeten und den persönlichen Datenschatz ausgewertet. Zudem hat er sich in die Archive von Behörden und Institutionen begeben, um die Angaben nachzuprüfen und zu ergänzen.

Ziesemer ist weder Kommunistenfresser noch China-Hasser. Als Jugendlicher hat er wie viele in den 1970er-Jahren begeistert die Mao-Bibel verschlungen, und er verbrachte einen Teil seiner Studienzeit in China. Daher kann er die Faszination junger Leute für kommunistische Ideale ebenso nachvollziehen wie die Begeisterung ehrgeiziger und unternehmungslustiger Menschen vom Schlage Flatows für die Chinesen, ihre bewundernswerte Kultur und die schier unbegrenzten Geschäftschancen in der Volksrepublik. Doch als Wirtschaftsjournalist und ehemaliger Chefredakteur des "Handelsblatts" ist Ziesemer keineswegs blind für die Schattenseiten der chinesischen Machtpolitik, die angesichts der bis vor Kurzem noch vorherrschenden Begeisterung für den wirtschaftlichen Aufstieg des bevölkerungsreichsten Landes der Erde weitgehend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden waren. Das ändert sich gerade. MARK FEHR

Bernd Ziesemer: Maos deutscher Topagent - Wie China die Bundesrepublik eroberte. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2023, 232 Seiten

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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