Slewfoot (4 Sterne, Verlag: Festa, Autor: BROM, Genre: Fantasy/historischer Horror, Übersetzerin: Simona Turini, Seiten: 544, Reziexemplar)
Inhalt
Wir schreiben das Jahr 1666. Abitha lebt mit ihrem Mann auf dessen Farm abseits des Dorfes. Nach dessen mysteriösem Tod klopft ihr geiziger Schwager an ihre Tür, und auch die frommen Dorfbewohner sehen eine Chance, die selbstbewusste und fortschrittliche Abitha als Hexe an den Pranger zu stellen. Da trifft sie auf Slewfoot, einen Waldgeist, der ihr von fortan hilft und auf der Suche nach seiner eigenen Identität ist. Dass in dieser Zeit einige Dorfbewohner und Tiere sterben, macht die Dörfler noch misstrauischer, und bald muss Abitha gegen ihre hinter Gottesfürchtigkeit versteckte Grausamkeit ankämpfen. Wird es ihr gelingen?
Fazit
Eine düstere, feministisch-historische Hexengeschichte über female rage und Gut und Böse mit absolutem Suchtfaktor BROM hat eine starke, dreidimensionale Protagonistin geschaffen, mit der man mitleidet, die man aber auch für ihre Stärke und Widerstandskraft bewundert. Abitha ist eine selbstbewusste Frau, die sich nichts gefallen lässt, aber - vorerst - auch den Mund halten kann, wenn es darauf ankommt, denn vermeintlich gottesfürchtige Nachbarn können im 17. Jahrhundert schnell gefährlich werden für selbstbewusste Frauen. Und die Darstellung genau dieses Settings, dieser Verzweiflung, dieser Boshaftigkeit ist besonders gut gelungen. Der Schreibstil ist so flüssig und bildhaft, dass ich nur so durch die Seiten gerauscht bin und das Buch innerhalb weniger Tage durch hatte. Die Geschichte ist feministisch, düster und grausam, aber es fehlt nie die Hoffnung und man geht voller female rage aus ihr heraus.
Die fantastischen Hintergründe um Slewfoot und dessen Welt und Figuren dagegen waren mir manchmal nicht völlig klar: Oft wurde es absurd und ich habe das nächste Kapitel mit Abitha herbeigesehnt, und auch die Auflösung am Ende war mir ein bisschen zu einfach, aber das ist auch mein einziger (persönlicher) Kritikpunkt.
Umso interessanter war jedoch die große, fast philosophische Frage über Gut und Böse. Ist Slewfoot der Teufel? Oder beschützt er nur Tiere und Natur? Was ist eigentlich der Teufel und gibt es überhaupt DEN Teufel? Muss er ausschließlich böse sein? Oder ist er eine Mischung, da er zum Schutz der Tiere eben mit Gewalt wieder Gleichgewicht und Frieden herstellt? Wer ist er wirklich? Ist er das, was er aus tiefer Überzeugung glaubt zu sein, oder das, was andere ihm aufbürden, aufzwingen zu sein? Und ist Gott im Gegensatz wirklich so viel besser? Auch die Freundschaft zwischen Abitha und Slewfoot hat mir gut gefallen, vor allem aber die Entwicklung, die sie mit seiner Unterstützung hinlegt. Slay!
Nichts für sanfte Gemüter, sehr zu empfehlen!