Was mich an dem Buch gereizt hat, ist der klare Fokus auf Zellbiologie und Stoffwechsel. Ich lese üblicherweise keine Ratgeber zur Ernährung, eine gesunde Lebensweise ist mir aber wichtig und natürlich waren mir viele Grundsätze für eine gesunde Ernährung und weitere Faktoren eines gesundheitsförderlichen Lebenswandels (Schlaf, Stressvermeidung, Bewegung,...) bekannt. Wovon ich vor diesem Buch aber kaum eine Ahnung hatte, ist wie all diese Faktoren mit unseren Mitochondrien und der Herstellung von ATP zusammenhängen - Zellbiologie, was haben wir doch für einen faszinierenden Körper!
Den Einblick in das, was da im Körper passiert fand ich super spannend und auch hilfreich, um eigene Vorsätze zu untermauern. Bewegung fühlt sich direkt besser an, wenn man sich genau vorstellen kann, was das mit unseren kleinen Zellen macht. Tipps zur Umsetzung gibt Means auch reichlich, beispielsweise welche Lebensmittel entsprechend ihrer Grundsätze empfehlenswert sind, um "Good Energy" herzustellen und welche lieber vermieden werden sollten. Manche ihrer Ratschläge erscheinen dabei jedoch (zumindest mir) etwas weltfremd, denn einfach einmal 100g Sauerkraut zu jeder Mahlzeit hinzufügen für ausreichend fermentierte Lebensmittel? Danke, nein.
Grundsätzlich sollte man sich auch darauf einstellen, dass Means ein ziemlich kritisches Bild von Gesundheitssystem und Schulmedizin vertritt, zumindest was die Behandlung chronischer Erkrankung angeht. Auch ist das Buch sehr eindeutig aus einer amerikanischen Perspektive geschrieben. Wie bei jedem Sachbuch ist man dazu aufgefordert, die Argumente abzuwägen und sich selbst eine Meinung zu bilden. Was mich allerdings tatsächlich gestört hat, ist ihr neoliberaler Blick auf chronische Erkrankungen nach dem Motto "jeder ist seines Glückes Schmied". Selbstverständlich trägt eine gesunde Lebensweise zur Prävention von Erkrankungen bei, da die Entstehung dieser jedoch, wie sie selbst sagt, so viele Faktoren hat, empfinde ich es als wirklich unangebracht, ihre persönlichen Grundsätze als den Schlüssel zur Gesundheit darzustellen - und damit chronisch Kranke selbst für ihre Krankheit verantwortlich zu machen. Das wird an keiner Stelle im Buch reflektiert und ich hoffe daher, dass Lesende das für sich selbst kritisch einordnen. Dann lassen sich aus diesem Buch durchaus viele Anregungen für einen gesunden Alltag mitnehmen!