Die schöne Insel ist mein erster Roman von Tereza Vanek. Ich habe erst gar nicht gewusst, dass es zwei weitere Bände gibt, aber obwohl die Huntingdons (Band 1) und Charlotte (Band 2) auftauchen, lässt sich das Buch sehr gut ohne Kenntnisse der anderen beiden Bücher lesen. Die Protagonistin Anastassia, kurz Ana, hat es nicht leicht. Nachdem ihr Vater gestorben ist, verlassen ihre Mutter und ihr Bruder Shanghai und lassen Ana allein zurück. Das junge Mädchen ist aber stark genug ihren eigenen Weg zu gehen und findet nicht nur eine Anstellung bei einem jungen Deutschen, sondern hilft auch einer jungen Chinesin Clio, die bald zu einer engen Vertrauten wird. Auf der Suche nach Clios großer Liebe landen die beiden auf Famosa (heute Taiwan) und schließen sich einer Gruppe Missionare an, die eine Schule bei den indigenen Einwohnern bauen wollen.Ana findet sich in neuen Situationen schnell zurecht und im Gegensatz zu vielen anderen "Weißen" in diesem Buch, hält sie sich nicht für was besseres, sondern begegnet den Asiaten mit Resepkt und Neugier auf deren Kultur und Lebensweise. Auch wenn sie gewisse Dinge absolut nicht nachvollziehen kann. Clio hingegen ist das totale Gegenteil. Sie blickt auf diejenigen, die sie als nicht ebenbürtig erachtet, herunter und ist voller Vorurteile. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sie bereit ist, von ihren Meinungen abzuweichen. Die Freundschaft zwischen den beiden konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Ich persönlich fand Clio viel zu anstrengend, obwohl die beiden Mädchen in Notsituationen wirklich zusammenhielten.Zu den historischen Hintergründen und deren Authentizität kann ich nicht viel sagen, da ich mich in asiatischer Geschichte überhaupt nicht auskenne. Der Blickwinkel auf die Geschehnisse und die Einschätzung der japanischen Handlungen sowie die der Missionare beruhen auf Anas Sicht und somit einer westlichen. Es zeigte viel Kritik. Ana war von der Rücksichtlosigkeit der Japaner entsetzt und auch von Passivität der Missionare. Nach dem Lesen dieser Geschichte ist mir die Lebensart der indigenen Völker immer noch fremd. Vielleicht ist es auch so beabsichtigt. Schließlich sieht Ana auch nur das vom Leben der Völker, was ihr von denen gezeigt wird. Der Schwerpunkt liegt meiner Meinung nach auch nicht darauf, dieses Lebensart detailgetreu nachzustellen oder auf den politischen Verhältnissen, sondern darauf, wie Ana und Clio, aber auch die weiteren Personen damit umgehen, wenn sie unter Menschen leben, deren Verhaltensweisen und Sprache ihnen völlig fremd ist.Im Buch sind auch zwei Liebesgeschichten angesiedelt. Beide stehen unter keinem guten Stern. Clios konnte ich noch irgendwie nachvollziehen, aber bei Ana wusste ich nicht wirklich, wie tief das wirklich ist. Es fängt schön an, aber zwischen den beiden Lebensweisen liegen Welten und irgendwie hat das zwar eine Rolle gespielt, aber mehr ein politische. Am Ende ging es sehr schnell und ich würde wirklich gerne lesen, ob die Liebe hält, wenn die rosarote Brille abgenommen wird. Aber wer weiß, vielleicht schreibt Tereza Vanek noch einen weiteren Band. Die Geschichte endet für mich einfach zu offen und ich würde sehr gerne wissen, wie es mit Ana und Clio weitergeht.FazitDie schöne Insel zeigt uns die schönen und hässlichen Seiten von Shanghai und Formosa. Mit Ana haben wir eine starke Protagonistin, die hinter die schöne Fassade guckt und nicht alles hinnehmen will. Obwohl ich zur historischen Authentizität nichts sagen kann, fand ich die Geschichte spannend und habe Ana gerne auf ihrem Weg begleitet.