Inhalt:Eine Frau und ein Mann sitzen im selben Zug. Sie strebt an, die Karriereleiter ganz nach oben zu klettern. Er ist ein Flüchtling und hat weder Zugticket noch Aufenthaltsgenehmigung. Im Zug wird er ohne Ticket erwischt, sodass die Polizei verständigt wird. Er hilft ihr am Bahnsteig mit dem Koffer und sie hilft ihm, sich vor der Polizei zu verstecken. Dabei lernen sie sich besser kennen.Meinung: Éliette Abécassis verfügt über einen wunderschönen poetischen Schreibstil, mit dem sie geradezu philosophische Lebensfragen in einer Art und Weise darstellt, die einen zum Nachdenken anregt.Die Perspektivwechsel erfolgen mitten in einem Absatz, sodass man aufmerksam lesen muss, um den Wechsel nicht zu verpassen. Dieses Ineinandergehen der Perspektiven ist ihr sehr gut gelungen und verstärkt die Anziehung, die zwischen den beiden herrscht.Die Begegnung zwischen den beiden ist wirklich sehr unwahrscheinlich. Das kam mir beim Lesen ständig in den Sinn. Dadurch wirkten ihre Interaktionen teilweise etwas künstlich. Somit konnte ich zu den beiden Protagonisten keine Nähe aufbauen. Trotzdem wird deutlich, welchen Einfluss Begegnungen haben und dass man auch von Menschen, die einen ganz anderen Alltag und ein anderes Leben haben, etwas lernen kann. Wir erfahren viel über das Leben der beiden Protagonisten. Dabei geht es vor allem um den Mann und sein Leben als Flüchtling. Seine Vergangenheit ist zwar interessant, aber dadurch ist die Flüchtlingspolitik in diesem Roman zu stark im Vordergrund, während ich eigentlich damit gerechnet habe, dass die Beziehung zwischen den beiden Figuren im Vordergrund stehen wird.Fazit:Der Roman glänzt durch den poetischen Schreibstil und regt zum Nachdenken über seine eigenen Ziele im Leben nach. Zudem zeigt die Geschichte, welcher Zauber in zufälligen Begegnungen steckt. Mir lag der Fokus leider nicht genug auf den beiden Protagonisten, sondern eher auf ihren Einzelschicksalen und der Flüchtlingspolitik. Der Roman ist dennoch lesenswert und punktet mit einem überraschenden Ende.