Die in Brooklyn, N.Y., geborene Autorin Etaf Rum, Tochter palästinensischer Einwanderer, hat mit "Evil Eye" ein Buch geschrieben, welches vermutlich auch starke biographische Züge aufweist. Die Hauptfigur des Buches, Yara, eine junge Frau, welche ebenfalls in Brooklyn aufgewachsen ist und palästinensische Wurzeln hat, führt mit ihrem Mann Fadi und ihren zwei Töchtern ein scheinbar beschauliches und geordnetes Leben. Bald jedoch offenbaren sich im Laufe der Geschichte nicht nur kleine Risse, sondern bedrohliche Spalten in der so gepflegten (Außen-)Fassade der Familie, und vor allen Dingen zwischen den Eheleuten. Yara hat mit verschiedenen Problemen aus der Vergangenheit und der Gegenwart zu kämpfen. In der Welt ihrer Vorfahren stellen sich diese als "Dämonen/Flüche" da. Daher hat Yara von ihrer Oma auch ein Hamsa-Amulett erhalten, um dem "bösen Blick"/den Verwünschungen jedweder Art entgegenzuwirken. Ob Yara tatsächlich die Hürden rund um Vertreibung, patriachalische Strukturen, Beruf, Herkunft, Kindererziehung und Ehe überwindet, kann man bei der Lektüre von "Evil Eye" eindrucksvoll erfahren. Dabei liest sich das Buch zugleich individuell und universell. Yaras Mikrokosmos lässt sich auch auf den Makrokosmos von Frauen in einer von Männern geprägten und oft auch durch sie dominierten Welt übertragen. Durch Yaras Augen lernen wie ein von Osten und Westen geprägtes Leben kennen, das doch so vielen Frauenschicksalen weltweit gleicht.
Auch wenn das Lesen des Buches teilweise sehr betroffen macht, hat es in seiner Schwere und Melancholie die Schönheit der Wahrheit und der Hoffnung. Sehr lesenswert!