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Martin & Jack

Von Hundebesitzern, Katzenjägern und der Suche nach dem Glück

(3 Bewertungen)15
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Die abenteuerliche, fantastisch erzählte Geschichte von einem Jungen und einem Hund, die sich auf die Reise machen und ihrem Traum von Geborgenheit und einem Zuhause folgen . . .
Eine großartige, abenteuerliche Geschichte für LeserInnen ab 11 Jahren von der Erfolgsautorin Frida Nilsson! Martin hat einen einzigen großen Traum: endlich seinen Vater zu finden. Als der alte Hund Jack vom Hof gejagt wird, auf dem Martin bei einem hartherzigen Bauern lebt, beschließt der Junge, Jack zu folgen. Denn der Hund ist der Einzige, der Martin vielleicht zu seinem Vater führen kann. Und er weiß so einiges von der Welt, im Gegensatz zu Martin, der den Hof noch nie verlassen hat und nicht mal lesen kann. Eine abenteuerliche Reise beginnt. Weitere Gefährten schließen sich ihnen an. Doch dann stellt sich heraus, dass sie verfolgt werden . . . Frida Nilsson erzählt in ihrer Abenteuergeschichte vom Kampf für Gleichheit und Gerechtigkeit, von der Sehnsucht nach Liebe und von der Suche nach einem Zuhause.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
24. Juni 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
370
Altersempfehlung
ab 11 Jahre
Autor/Autorin
Frida Nilsson
Übersetzung
Friederike Buchinger
Illustrationen
Torben Kuhlmann
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
durchgehend illustriert
Gewicht
526 g
Größe (L/B/H)
189/148/36 mm
ISBN
9783836962766

Portrait

Frida Nilsson

Frida Nilsson, geb. 1979, schreibt seit 2004 äußerst erfolgreich für Kinder. Ihre Bücher, darunter die Geschichten rund um Hedvig! , wurden in viele Sprachen übersetzt und sind vielfach ausgezeichnet worden. 2019 erhielt sie den James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur, 2020 wurde sie für ihren Kinderroman Sasja und das Reich jenseits des Meeres mit dem Jahres-Luchs 2019 der Wochenzeitung DIE ZEIT ausgezeichnet.

Pressestimmen

Besprechung vom 22.07.2024

Der Zufall zieht am Schicksal
Frida Nilsson macht mit Hunden und Menschen eine Exkursion ins Jahr 1910

Warum hat Martin diese weiße Wut? Er weiß es nicht, und er kann sie auch nicht zähmen. Sie bricht aus ihm hervor, mit solcher Macht, dass er hinterher ganz klein und zitternd zurückbleibt. Manchmal aber auch mächtiger, durch diese ungeheure Wut. Weil andere zurückweichen, wie vor einem bösen Hund.

Wenn Frida Nilssons jüngster Roman "Martin & Jack" den langen Untertitel "Von Hundebesitzern, Katzenjägern und der Suche nach dem Glück" trägt, dann nicht nur deshalb, weil das schwedische Original 2023 in zwei Bänden erschienen ist, einmal Hund, einmal Katze. Sondern weil es vor allem um diese Suche nach dem Glück geht oder viel mehr noch nach der Liebe.

Es gibt sehr wenige Autorinnen für junge Leserinnen und Leser, die ihrem Publikum und ihren Figuren den ganzen Schmerz, die Mühsal, die Opfer des Liebens, auch des vergeblichen Liebens nicht vorenthalten. Im Grunde handeln all die großen Romane der Schwedin Nilsson, Jahrgang 1979, die sie seit mittlerweile 20 Jahren geschrieben hat, von der Macht der Liebe - auch der Ohnmacht. Und sie erzählen alle von dem Druck der Verhältnisse, der dadurch entsteht, dass der Mensch als erster Ausbeuter der Erde seine Ressourcen und Mitkreaturen nicht respektiert. In Nilssons Welten, die Realismus und Phantasie verweben, spielen die Fragen nach der Gerechtigkeit unter den Erdbewohnern und die Gier eine zentrale Rolle.

Waren in "Sem und Mo im Land der Lindwürmer" (2022) jene Szenen am schmerzlichsten, in denen die zu menschenartigen Sklaven verformten Tiere in ihrer Erniedrigung sichtbar wurden, so entwirft Nilsson in "Martin & Jack" geradezu eine Zweiklassengesellschaft: In diesem Schweden des Jahres 1910, es ist das erste Mal, dass Nilsson eine Jahreszahl verwendet, gibt es die Menschen und die Hunde. Dass Jack, der uralte halb blinde Hund, lesen kann und die Zeitungen als Träger der Wahrheit und Mittel der Aufklärung verehrt, während der Ich-Erzähler Martin über lange Zeit Analphabet bleibt, ist nur ein Element in jenem Topos der verkehrten Welt, den Nilsson nutzt, um weiter voranzuschreiten auf einem Weg, den sie vor Jahren eingeschlagen hat. Diesmal tut sie es in einer Epoche, in der die Kindheit Astrid Lindgrens lag, die, auch das ein zarter Verweis, einst als Zeitungsvolontärin ihren Berufsweg begann.

Menschen sind in der Geschichte, die ein bisschen aufgebaut ist nach dem addierenden Prinzip der Bremer Stadtmusikanten, die Bestimmer, und Hunde sind entweder rechtschaffene, etwas tumbe Dienstgeschöpfe - oder aber Halunken. Von denen wiederum gibt es reichlich in "Martin & Jack". Die Geschichte lässt wenig Zweifel daran, dass die Halunken nur deshalb welche sind, weil die Menschen den Hunden keine andere Chance lassen. Anderen Menschen übrigens größtenteils auch nicht. Martin selbst wird, so jung er ist mit seinen knapp neun Jahren, zu einem ziemlich gewieften Serientäter und Betrüger. Als Kind, so scheint es, hat man ohnehin nicht groß die Wahl: "So ist das, wenn man ein Kind ist. Es gibt so vieles, was man nur macht, weil man weiß, dass einem gar nichts anderes übrig bleibt", heißt es an einer Stelle. Nur einer von vielen schneidend klaren Sätzen, die aus dem Erzählgebirge wie Solitäre herausragen.

Auch jene, die als "gute Menschen" gelten, sind ambivalent, fehlbar, auch der rückblickende Erzähler Martin. Nichts ist sicher in dieser Welt, in der er seinem Adoptivvater, dem Bauern Pär Pärsson, ausbüxt, um seinen wahren Vater zu finden. Wer hat das größere Herz, der in der Härte des Lebens gehärtete Bauer - oder der Stadtmensch und Journalist, Martins Vater, der sich in den Alkohol flüchten muss, um einigermaßen durchs Leben zu kommen? In "Martin & Jack" geht es längst nicht nur darum, in einem schillernden Roadtrip Martins verschollenen Vater zu finden und Jack aus einem Justizirrtum zu befreien. Es geht um Gerechtigkeit, um die Frage, was denn ein gelungenes Leben ist. Vor allem, wenn der Zufall das Schicksal nach seinem Gusto zurechtzieht. In der deutschen Ausgabe, wieder von Friederike Buchinger übersetzt und sogar mit zwei Hunde-Liedern versehen, hat Torben Kuhlmann den Roman meisterhaft mit einem Zeitungstitel und Vignetten gestaltet. Denn um Politik, Meinung und Mitbestimmung geht es auch.

Es ist schon immer überaus ungewöhnlich gewesen, wie schonungslos Nilsson, die geradezu radikal aus Kinderperspektive erzählt, die Erwachsenen darstellt. In diesem Fall vom bösen Hanswurst Polizist über eine demente Hundemami bis zu Martins Vater, der wie ein Kind erscheint, mit dem Branntwein als Mutter, in deren Armen er Trost sucht. Wo schon in "Sem und Mo im Land der Lindwürmer" der Humor rar gesät war im Vergleich zu früheren Romanen, muss man ein gutes Nervenkostüm haben, um über die lustigen Szenen noch kichern zu können, die es durchaus auch gibt in "Martin & Jack".

Doch Nilssons Geschichte aus einer Zeit, in der Automobile frisch erfunden und Züge zumindest für manche Hunde noch neumodisches Teufelswerk sind, fehlt nicht nur viel von dem Humor, der in "Sasja und das Reich jenseits des Meeres" so meisterhaft ganz große philosophische Themen tragen konnte. Sie stellt soziale Fragen, erzählt geradezu nüchtern von Alkoholsucht, fragt nach dem, was die Härte des Lebens an unterschiedlichen Menschen ausrichtet. Eine logische Fortschreibung ihrer Themen, souverän in die Figuren gebettet. Aber es sind sehr viele für ein Kind und ein paar Hunde. So ist "Martin & Jack" im Universum von Frida Nilsson wohl die bislang strubbeligste Geschichte geworden. Ein wenig wie das Fell der Hunde Jack, Ruffe und Lonna. EVA-MARIA MAGEL

Frida Nilsson: "Martin & Jack".

Aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2024. 376 S., geb., 22,- Euro. Ab 11 J.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Daniela Anders am 07.07.2024

Auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Ein Roadtrip der besonderen Art

Meine Inhaltsangabe: Irgendwann Anfang 1900 in Schweden: Martin lebt als Mündel bei einem Bauern und hadert mit seinem anstrengenden Leben, das nur aus Arbeit zu bestehen scheint. Sein einziger Wunsch ist, seinen echten Vater zu finden, der ihn als Kleinkind im Waisenhaus abgegeben hat. Als der Bauer den ebenfalls dort lebenden Hund Jack vom Hof jagt, schließt Martin sich dem Hund an. Denn der ist der Einzige der weiß, wie Martins Vater aussieht. So begeben sich die beiden auf den Weg, Martin nach seinem Vater, Jack nach der Villa der hundeliebenden, reichen Dame, über die in der Zeitung berichtet wurde. Ihnen schließen sich weitere Hunde an: Lonna, eine geschundene Hündin mit tiefem Dialekt und Ruffe, ein witziger kleiner Draufgänger. Doch sie werden verfolgt vom Polizisten des Ortes, der grundsätzlich allen Hunden an den Kragen will. Jack kommt als Kindesentführer ins Gefängnis und Martin, weiter auf der Such nach seinem Vater, gerät bald in die Fänge skrupelloser Hunde, die ihr Auskommen durch Katzenfelle und Verbrechen sichern. Schaffen es die 4 Gefährten, einen Weg aus dieser Misere heraus? Und erreichen sie ihre jeweiligen Ziele und Träume? Mein Eindruck: Das Cover hatte mich ja sofort. Wie toll ist denn bitte dieser Zeitungslook? Und Zeitungen spielen in dieser Geschichte eine sehr große Rolle. Genauso, wie Freundschaft, Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Gleichheit, Toleranz. Die Suche nach der eigenen Herkunft, nach Glück, Liebe und Geborgenheit ist ebenso Thema. All das gepackt in eine Abenteuergeschichte, fast schon ein Roadtrip, der besonderen Art. Denn: hier können die Hunde sprechen. Gehen Berufen nach, lesen Zeitung, kämpfen für mehr Rechte und Gleichberechtigung. Das hat mich anfangs etwas irritiert. Denn bis auf die sprechenden Hunde ist der Rest ganz normal. Doch gewöhnt man sich daran und kann sich darauf einlassen, steht einem spannenden Leseabenteuer nichts entgegen. Die Stimmung ist oft gedrückt und düster und immer ein bisschen depressiv. Das passt zur Zeit und zum Thema, ist aber auch für jüngere Kinder wohl nicht so das Richtige. Ich würde es daher eher so ab 12 bis 14 Jahren sehen. Es gibt auch lustige, lebhafte Momente, doch die tiefgründigeren, schwierigeren überwiegen. Kein Buch zum einfach Weglesen, sondern eher zum Nachdenken und Diskutieren. Die Illustrationen von Torben Kuhlmann, auf die ich mich im Vorfeld mega gefreut hatte, begrenzen sich auf kleine Bildchen jeweils am Kapitelanfang. Ich hätte mir gewünscht, mehr und größere und detailliertere Zeichnungen von ihm zu sehen, da ich seine Bilder sehr liebe. Alles in allem ein wirklich sehr gutes Buch, das oft eine gedrückte Grundstimmung hat, jedoch sehr fesselnd und tiefgründig ist. Mal ein ganz anderes Kinderbuch. 4/5 Sterne.