Drei schöne Dinge des Alltags verbinden sich im neuen Kochbuch von Haya Molche auf ganz wunderbare Weise: Ansprechende Fotos, leckeres Essen und die Geschichte(n) der Menschen, die hinter den Rezepten stehen. Ich kannte bisher noch kein Kochbuch der Autorin und rechnete daher mit der klassischen Aufmachung: Gerichte sortiert nach Gang oder nach Zutaten, hübsch angerichtet. "Italien" ist aber sehr viel mehr, wie bereits auf den ersten Seiten, auf denen sich die Familie vorstellt, klar wird. ""Sobald Menschen gemeinsam an einem Tisch sitzen, werden nicht nur die Mahlzeiten geteilt, sondern auch Ideen, Geschichten, Meinungen und Rezepte", so lautet das Credo der Autorin und ihrer Söhne, die sie bei der kulinarischen Reise durch Italien begleitet haben. So liest sich das Kochbuch eher wie ein inspirierender Reiseblog mit tollen kulinarischen Tricks. Besonders spannend finde ich dabei, dass die Autorin auf ihrer Reise durch Italien an ihre Kindheit in Tel Aviv erinnert wird. Israel und Italien haben für mich auf den ersten Blick wenig gemein, beide Länder habe ich bereits besucht und sie als sehr unterschiedlich empfunden. Diese unvertraute Perspektive hat mir noch mehr Lust darauf gemacht, Menschen und Küche Italiens mit diesem Kochbuch zu entdecken. Tatsächlich gefallen mir die Geschichten, wie zum Beispiel über Familien oder Restaurantbesitzer, sehr gut. Sie sind einfühlsam geschrieben, mit einem schönen Blick für kleine Details. So fällt es leicht, gedanklich ebenfalls an die vielen Stätten kulinarischer Genüsse zu reisen. Was man jedoch nicht erwarten darf, ist ein übersichtliches Kochbuch. Bis man das ersten Rezept findet, sind schon viele Seite am Leser vorbeigezogen. Beim ersten Durchblättern ist mir kaum ein Rezept direkt ins Auge gefallen, sie verstecken sich eher hinter den Geschichten ihrer Köchinnen und Köche. Dieses Kochbuch muss man also auch literarische genießen, anders findet man nicht zum eigentlichen Kern. Einige Rezepte verlangen recht ausgefallenen Zutaten, wie etwa Tintenfischtinte. Woher man diese bekommen soll, bleibt leider offen. Auch variieren die Rezepte stark in ihrer Einfachheit, da sie von ganz unterschiedlichen Menschen geschrieben wurden. Gibt es in einem Rezept eine übersichtliche Zutatenliste und kleinschrittige Hinweise, kann sich die Einkaufsliste im nächsten Rezept im Fließtext verbergen. Das meiste ist aber für einen durchschnittlichen Koch durchaus nachkochbar. Traditionell gibt es in dem Buch viele Nudelgerichte. Zu empfehlen sind etwa "Spaghetti di Gragnano mit Amalfizitrone und Garnelen" (man kann sie auch mit anderen Zitronen zubereiten, sollte das aber lieber nicht die Italiener hören lassen). Aber auch süße Speisen oder Klassisches wie Kaninchenbraten lässt sich finde. Das Kochbuch ist ein perfektes Geschenk für Liebhaber Italiens - eine visuelle und kulinarische Reise inbegriffen.