ACHTUNG: Ich habe die deutsche Ausgabe "Dior - Zeitlose Eleganz" gelesen!!!
Für mich selbst hat die Begeisterung für Dior schon vor Jahrzehnten begonnen, als ich in den französischen Zeitschriften meiner Mutter die Abbildungen der Modestrecken seiner Werke zum ersten Mal gesehen habe.
Niemals kam ein Modeschöpfer näher daran, aus normalen Frauen Königinnen zu machen als Christian Dior mit seinen Roben.
Der Prestel Verlag hat nun mit dem großformatigen Bildband von Jérôme Gautier ein ganz besonderes Meisterwerk vorgelegt.
In den wunderbaren Bildern weltberühmter Fotografen wie Cecil Beaton, Horst P Horst, Irving Penn und Annie Leibovitz, finden wir die Geschichte des Hauses kongenial zur Mode dargestellt.
In den Textteilen erfahren wir, wovon die Mode Diors inspiriert wurde (und wird). Vor allem aber auch, wie es gelingen konnte, direkt nach dem Krieg, wo die Europäer noch mit Rationierungsmarken um das tägliche Überleben kämpfen mussten, ein Haute Couture Haus zu etablieren.
Dior schaffte dies vor allem mittels seiner Opulenz, denn bereits zwei Jahre nach Kriegsende gab es wieder genügend reiche Leute, die ihr Geld für solche Mode ausgeben konnten und wollten.
Dior kleidete die Damen für die wieder aufgenommenen Bälle, aber auch für Kostümfeste, die sich großer Beliebtheit erfreuten.
300 Meter Tülle und 500 Meter Seide für ein Haute Couture- Kleid waren bei Dior keine Seltenheit.
Tatsächlich profitierten aber alle Franzosen von den enormen Summen, die das Haus Dior mit seiner Mode einnahm: alleine hierdurch konnten z.B. mehrere tausend Säcke Getreide in den USA gekauft werden, die dann wiederum in den Vorratsschränken der französischen Hausfrauen landeten.
Musen und Inspirationen
Dank des Buches konnte ich zum ersten Mal nachvollziehen, wie Dior sich derart an die Spitze arbeiten konnte und wo seine Wurzeln liegen. Nicht zuletzt in Granville, in der Belle Epoque und bei seiner Mutter Madeleine, deren stilsicheren Geschmack er schon als Kind bewundert hatte.
Übrigens kann ich Granville mit dem Dior Museum in seinem Elternhaus "Les Rhumbs" nur wärmstens empfehlen. Hier erschließt sich einem das ganze Genie Christian Diors und der Garten mit dem Blick über das Meer ist auch nicht zu verachten! (Übrigens muss man nur für Haus/ Museum Eintritt zahlen)
Sein Genie, seine Kreativität, brachten Dior in den Modeolymp, aber es waren seine Inspirationen, die ihn dort hielten.
Das Buch präsentiert uns nämlich nicht nur seine Erfolgsgeschichte, sondern - anhand der Arbeiten kongenialer Fotografen - auch, wie das Haus sich über Jahrzehnte dort behaupten konnte.
Nicht zuletzt dank Royalty und Hollywood erzielte Diors Mode nämlich die Breitenwirkung, die es brauchte, um ganz nach oben zu kommen. (Nicht zu vergessen, einen mehrmals verfilmten, sehr unterhaltsamen Roman namens "Ein Kleid von Dior")
Marlene, Margaret und andere Modegöttinnen
Bereits in der zweiten Dior-Modenschau saß Marlene Dietrich in der ersten Reihe.
Die Kleider Diors waren wie für sie erschaffen. Sie betonten ihre schmale Silhouette und betonten gleichzeitig die weibliche Linie. Wo es keine Rundungen gab, zauberte Dior sie.
Zeitlebens galt das Motto: "No Dior - No Dietrich!".
Marlene Dietrich trug seinen Namen nach Hollywood, wo er begeistert von Schauspielerinnen wie Lauren Bacall aufgenommen wurde.
Bacall trug sogar eine seiner Roben als ihr Mann Humphrey Bogart seinen Oscar für "African Queen" entgegennahm.
Damit hatte Dior die USA erreicht. Aber was war mit Großbritannien?
Hier gelang sein größter Coup:
Prinzessin Margaret konnte in ihrer Mode wesentlich freier agieren als ihre gekrönte Schwester.
Bei ihrem ersten Besuch in Paris kam sie unter anderem mit der französischen Haute Couture in Berührung - eine Begegnung für's Leben.
Eigentlich durfte sie ja - wie auch ihre Schwester - nur britische Designer tragen. (Norman Hartnell war der Mann der Stunde, der auch das Brautkleid von Prinzessin Elizabeth gefertigt hatte)
Tatsächlich aber schaffte Margaret es, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass sie ein Kleid von Dior brauche. Die Königin-Mutter (eine große Freundin von Luxus) gab nach und schon lieferte Christian Dior drei verschiedene Skizzen, aus denen Margaret eine auswählte.
Endgültig den royalen Olymp erreichte Dior, als Margaret sich anlässlich ihres 21. Geburtstages in ihrer Dior- Robe von Cecil Beaton fotografieren ließ.
In den Diors frühem Tod folgenden Jahrzehnten prägten diverse Designer das Gesicht des Hauses: Yves Saint-Laurent, Marc Rohan, Gianfranco Ferré, John Galliano und aktuell Raf Simons.
Und hier nun zeigt sich die besondere Stärke des Buches: Durch die geschickte Auswahl der Fotografien erkennen wir, wie diese Designer es geschafft haben, die bereits von Christian Dior vorgegebene Linie des Hauses zwar beizubehalten - aber immer auch dem Zeitgeschmack anzupassen.
Wir erkennen also, dass die Genialität des Hauses in der Wahl solcher Designer liegt, die es schaffen, klassisch zu bleiben, doch das Ganze stets im Jetzt zu verankern.
Wie die Designer das hinkriegen?
Indem sie sich vom gleichen inspirieren lassen, was schon Dior selbst den Weg gewiesen hat: von der Natur und den Frauen.
FAZIT:
Das Buch bietet alles, was ich von einem hervorragenden Bildband zu einem der größten Designer aller Zeiten erwarte: exzellente Bildqualität; Texte, die anregen, weiterzulesen und eine insgesamt herausragende Materialqualität. Alles das bietet dieses Buch und ist für mich daher rundweg zu empfehlen.