Man liest immer wieder, wir lebten im "postfaktischen" Zeitalter. Die Menschen wollen nicht die Wahrheit hören, sondern sie lassen sich von Emotionen leiten. So entstehen Fake News und 'alternative Fakten', die, wenn sie unser Denken und Handeln steuern, alles andere als harmlos sind.Im christlichen Glauben ist dieses Phänomen nicht erst seit dem 6. Januar 2021 bekannt. Die frühen Christen wussten: Um an der Wahrheit des Glaubens festzuhalten, muss man kämpfen. Aber nicht mit materiellen Waffen und nicht gegen menschliche Gegner. Die drei Feinde, die uns der Wahrheit berauben wollen, sind der Teufel, das Fleisch und die Welt. Was damit gemeint ist und wie wir sie überwinden können, erklärt Pastor John Mark Comer in diesem ermutigenden und zugleich unterhaltsamen Buch.Der Schreibstil ist eher alltagssprachlich und der Ton nicht moralisierend oder polemisch, auch wenn es um teils kontroverse Lebensfragen geht. Der Autor argumentiert sachlich und differenziert. Anekdoten, popkulturelle Anspielungen und Beispiele aus dem Zeitgeschehen lockern den Text auf und verleihen ihm Würze. Es werden verschiedene Bibeltexte herangezogen, den Kern bildet jedoch Jesu Verwendung der Begriffe Wahrheit und Lüge im Johannesevangelium.Eine der grossen Stärken des Buches benennt Johannes Hartl bereits in seinem Vorwort: Comer ist "einer von uns". Er schreibt nicht von oben herab oder als weltfremder Kulturpessimist, sondern als authentischer Jesusnachfolger, der wie wir auch darum ringt, inmitten des postmodernen Stimmengewirrs auf die Stimme des Hirten zu hören und Sein Wort festzuhalten.Ebenfalls hat mich beeindruckt, dass Comer für traditionelle christliche Praktiken plädiert: Gebet, Beichte, Fasten, Gemeinschaft, das Lesen der Bibel. Vielleicht ist es genau das, was unsere entwurzelte, hyperindividualistische Generation im Kampf gegen Lebenslügen am meisten braucht: keine neuen Theorien oder Trends, sondern die Rückbesinnung auf den Glaubensweg, den die Menschen schon seit Jahrhunderten gehen und zu dem es gehört, sich all der Dunkelheit zum Trotz beharrlich dem Licht Gottes auszusetzen.