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Irre Wolken

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Ein schüchterner Neunzehnjähriger, Dienst in der Psychiatrie; überraschend langweilige Psychosen, echte Risiken und Elektroschocks. Und dann kommt Anne Schmidt auf die Station. Die Patientin ist gefährlich wie ein Sturm, aber sie zieht den jungen Pfleger in ihren Bann. Es sind die Tage der Tschernobyl-Katastrophe im April 1986, da läuft Anne bei einem Spaziergang davon. Als der Junge sie einfängt, fleht sie ihn an, sie laufen zu lassen, beschwört in seinen Armen ihre Genesung. Gegen alle Regeln lässt er sie gehen, um sie gleich am Abend wiederzusehen. Der kurze Frühling ihrer verbotenen Liebe beginnt.

Markus Berges erzählt von der Freiheit und ihren Exzessen, vom Jungsein als dem Ort des ersten, größten Glücks - und dessen Preis.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
30. Januar 2024
Sprache
deutsch
Auflage
2. Auflage
Seitenanzahl
284
Autor/Autorin
Markus Berges
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
390 g
Größe (L/B/H)
211/132/27 mm
ISBN
9783737101035

Portrait

Markus Berges

Markus Berges, geboren 1966 in Telgte, arbeitete in der Psychiatrie, während er Germanistik und Geschichte studierte. Als Sänger und Songschreiber der Band «Erdmöbel» wurde er als «großer zeitgenössischer Lyriker» (taz) und Erzähler «wie traumverloren dahingeraunter Geschichten» (Die Zeit) bezeichnet. 2010 erschien der Roman «Ein langer Brief an September Nowak», 2016 «Die Köchin von Bob Dylan». «Literaturkritik» schrieb: «Zählt zum Besten, was die deutsche Literatur in den letzten Jahren hervorgebracht hat.»

Pressestimmen

Kleines Meisterwerk des Erdmöbel-Sängers. Die Welt

Markus Berges kann fantastisch schreiben. Thommie Bayer

Bombenbuch. Futur Zwei

Angst vorm Atomstaat, Verliebtheit und Loslösung vom Konformismus: Markus Berges erzählt in Irre Wolken vom Aufwachsen in den Achtzigern und fängt Zeitgeschichte ein. taz

Es ist toll geschrieben, es ist spannend, es ist tiefgründig, es steckt auch jede Menge Selbstironie und grandioser Humor drin. Eine wirklich grandiose Zeitreise. Mir hat dieses Buch riesigen Spaß gemacht. Gesa Ufer, RBB Radioeins "Favorit Buch"

Ein verrückter, alles verschlingender, alles freisetzender Coming-of-Age-Roman zwischen unendlichem Glück und alles zerfressender Verzweiflung. szene-hamburg.com

Mit sparsamen Worten, die punktgenau eine Atmosphäre einfangen, breitet Markus Berges das Lebensgefühl einer ganzen Generation vor uns aus. titel-kulturmagazin.net

Markus Berges weiß, wie man Stimmungen hervorruft, was Irre Wolken zu einem interessanten Stück Zeitgeschichte und auch zum Soundtrack eines historischen Moments werden lässt. WDR

Ist abenteuerlich zu lesen. Miriam Zeh, Deutschlandfunk Kultur

Der Roman hat bei mir sofort eine Sturzflut von Erinnerungen ausgelöst Ein absolut lesenswertes und berührendes Buch. Markus Brügge, WDR 5 "Bücher"

Das Buch strotzt nur so vor Szenen, die man auf der großen Leinwand sehen will. jmc-magazin.de

Markus Berges schreibt fantastische Romane Das Buch liest sich federleicht und beschwingt. Genau so wie der Ich-Erzähler in das Liebesabenteuer hineinstolpert, wird man beim Lesen unweigerlich in den Sog der Geschichte hineingezogen. Kerstin Meier, Kölner Stadt-Anzeiger

Markus Berges bewegt sich in der Sprache wie ein Fisch im Wasser. Julia Schröder, Deutschlandfunk

Ein Roman, der einen in eine Lesewolke hüllt, aus der es kein Entrinnen gibt. Johannes Schroer, Domradio

Ein Werk, das das Gewicht seines Stoffes überraschend mühelos trägt. Richard Kämmerlings, Welt am Sonntag

Besprechung vom 29.02.2024

Flucht aus dem Partykeller
Ein Psychiatrieroman von Markus Berges: "Irre Wolken"

"Er liebte Bassläufe, die zu spielen er technisch nicht in der Lage war. Er spielte sie trotzdem." In diesem Ton ist das Setting eines Adoleszenzromans aus den Achtzigerjahren schnell umrissen, es geht - natürlich, möchte man fast sagen - um "Landjugend", wie eine Kapitelüberschrift verrät, und damit wird der Untertitel von Heinz Strunks Erfolgsroman "Fleisch ist mein Gemüse" anzitiert, der bekanntlich lautete: "Eine Landjugend mit Musik".

Hier findet sie nur in einer etwas anderen Gegend statt, im Münsterland nahe der Grenze zu Holland, und die Band, um die es geht, ist keine Showband für Schlager, sondern möchte progressiven Rock im Stil von King Crimson spielen. Ganz so weit ist die Combo mit dem anspruchsvollen Namen "Het Amalfi Tigers" und dem besagten Bassisten namens Katze, der ein Hundehalsband trägt, noch nicht; ihre erste Tournee nach Holland in einem alten Kastenwagen ohne Heizung scheitert spektakulär, und am Ende des Romans ist auch die Band am Ende.

Aber die Musik ist nicht die Hauptsache in diesem dritten Roman von Markus Berges, der 1966 in Telgte geboren wurde und vielen vor allem als Sänger der tatsächlich existierenden Band namens Erdmöbel bekannt sein könnte. Nach den spielerischen Romanen "Ein langer Brief an September Nowak" und "Die Köchin von Bob Dylan" scheint "Irre Wolken" näher an der Realität und auch an Selbsterlebtem: Denn wie der Protagonist und Erzähler hat auch Berges sein freiwilliges soziales Jahr auf einer westfälischen Psychiatriestation gemacht. Erdmöbel-Kennern wird der Stoff vielleicht sogar schon bekannt sein: nämlich aus dem erzählerischen Lied "Busfahrt", in dem die "Station Johannes" schon vor Jahren vorkam. War das Lied aber noch vor allem die Erinnerung an eine Pflegerin, geht es im Roman nun viel mehr um eine Patientin, und zwar eine solche mit "Krankheitseinsicht".

Diese Anne hat psychotische Schübe und ist sich darüber selbst im Klaren. Ihr analytischer Blick auf sich selbst und ihre "Wahninhalte", darunter die Herrschaft einer globalen "Atom-Mafia", bewahrt sie dennoch nicht vor Ausbrüchen wie jenem, bei dem sie ein Zimmer zerlegt und einem Arzt beinahe mit einem Wasserhahn "den Schädel eingeschlagen" hätte.

Der Erzähler, ein übergewichtiger Neunzehnjähriger, verliebt sich in seine Patientin, obwohl die am liebsten Supertramp hört. Mit leichtem Humor macht Berges aus dieser unmöglichen Beziehung erzählerisch zumindest ein kurzes Glück, eingebettet in eine dramatische Weltlage: Der abermalige Ausbruch Annes - diesmal im Sinne von Flucht - wird im Roman enggeführt mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die die westfälische Provinz zunächst allerdings nur mäßig erschüttert: Aufs Jägerschnitzel kommen hier ohnehin nur Dosenpilze, keine frischen.

Erschütternd ist für den Erzähler allerdings der heimliche Kontakt mit der jungen Frau, in der er viel mehr seine Retterin sieht als die Gefährdete, die sie ist: Bei nächtlichen Treffen im Wald kommen sie sich näher, während er der Klinikleitung, die Anne bereits suchen lässt, verschweigt, wo sie sich aufhält.

Das Genre des Psychiatrieromans erfindet Markus Berges mit seinem Buch zwar auch nicht neu; dessen Qualitäten liegen dafür vielmehr im abenteuerlich geschilderten Durchbrennen des selbst noch wackelig im Leben stehenden Erzählers mit der Patientin, die für ihn vor allem eines ist: seine erste große Liebe. Und bevor die Wirklichkeit am Ende auch den Erzähler wieder einholt, flüchtet man gern mit ihm für eine kurze Zeit aus der Landjugend mit ihren Bierfesten, aus dem Partykellergefühl im Haus seiner Eltern, aus der Realität der geschlossenen Psychiatrie, in der man auf den Triumph der Psychopharmakologie hofft.

Aber in den Feldern hinter der Schranke des Klinikgeländes, wo keiner das ungewöhnliche Paar ausbüchsen sieht, unter einem etwas zu schönen Himmel und zu Sam Cookes "Wonderful World" schwebt man gern mit dem Erzähler des Romans in seiner "Annewolke" und träumt, während die beiden an der Ems zelten und morgens im Fluss baden, vom Mississippi und der großen weiten Welt, ehe sie wieder so klein werden muss, wie sie ist. JAN WIELE

Markus Berges: "Irre Wolken". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag,

Berlin 2024.

288 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Coming of age und Psychiatrie in den Achtzigern

Coming of age in den Achtzigern und Einblicke in die frühere Psychiatrie. Ja, mit so etwas kann man mich einfangen. Und dieses Einfangen habe ich nicht bereut. Denn dieses Buch ist ein Leckerbissen! Irre Wolken holt mich ab, beschert mir ein Lebensgefühl zurück, lässt Erinnerungen hochkommen, einfach herrlich. Das Unbeschwerte der Jugend lässt in dem Buch von Markus Berges grüßen. Ein Blick auf die erste Liebe, ein Blick auf die fliegenden und tanzenden Hormone, ein Blick auf eine auch fragwürdige Unbedarftheit, aber in diesem Gedanken spricht meine psychiatrische Erfahrung eine Rolle, eine Erfahrung, die der Titelheld nicht hat, nicht haben kann. Denn seine Jugend und seine im Dreieck springenden Hormone lassen dies gar nicht zu. Und so ist Irre Wolken einerseits ein unbeschwerter Blick auf die Liebe, auf das Verliebtsein, was ja in bestimmter Weise auch einer psychotischen Episode nahekommt, denn das Wirken der Hormone auf das Gehirn kommt einem psychotischen Erleben nahe. Man bedenke nur das Ausschalten der Realität in einem verliebten Hirn, den Blick auf die Welt durch diese oft beschworene rosarote Brille. Eine Brille, die den Blick verändert, ja, verformt. Andererseits türmen sich auch Wolken auf, Wolken, die durch das psychiatrische Krankheitsbild zum Tragen kommen, aber auch durch Tschernobyl und dem verwerflichen Tun des Menschen auf unserer Erde. Empathische Einblicke in die psychiatrische Welt können nicht von Nachteil sein, denn wenn diese Einblicke wachrütteln und somit schweres Leid verhindern können ist viel gewonnen. Tschernobyl hat damals kurz die westliche Welt erschüttert, aber verändert hat Tschernobyl nichts, außer, dass es damals in den ostdeutschen Gefilden plötzlich mehr Obst und Gemüse zu kaufen gab. Obst und Gemüse aus den östlichen Bruderstaaten. Denn Berichterstattung zu dem unsäglichen Geschehen gab es im DDR-Fernsehen nicht oder kaum. Der große Bruder befiehlt halt. Diese Warnungen, die im Westen grassierten, gab es bei uns nicht. Gewusst hat man es dennoch, durch westliche Medien, wenn man sie denn gesehen/gehört hat, durch mündliche Weitergabe. Nur getan hat sich hierzu nichts. Die Krankheit der Gier halt, wie es in einem Klassiker so schön heißt. Erst Fukushima und das damit verbundene Grauen lässt ein Umdenken entstehen, an dem reaktionäre Kreise weiterhin sägen. Denn diese Gier gibts ja immer noch. Und somit ist der Titel Irre Wolken hervorragend gelungen und das Buch von Markus Berges ein Knaller in der Menge der zuletzt konsumierten Bücher.