Rebecca Godfrey stellt in ihrem Buch überlieferte Szenen der legendären Peggy Guggenheim dar und verknüpft sie auf originelle Weise, so dass ein Roman entstanden ist, der sehr wohl so geschehen sein könnte. Leslie Jamison vollendete ihn später anhand der Aufzeichnungen von Rebecca Godfrey. Der Roman umfasst den Zeitabschnitt von 1920 1938 und schildert die turbulenten Jahre Peggys in New York, Paris und Südfrankreich durch Sicht und Gedanken von Peggy. Dies wird erzählt bis zur Eröffnung ihrer ersten Galerie in London.
Peggy Guggenheim ist bekannt als eine exzentrische, ausschweifende und schillernde Persönlichkeit mit zahlreichen Liebesaffären. In diesem Roman wird sie von einer Seite dargestellt, die sie im Rahmen ihrer Zeit menschlich, greifbar und sympathisch macht.
Wie wurde Peggy Guggenheim zu einer weiblichen Ikone, die maßgeblich zur Bekanntmachung und Anerkennung der moderne Kunst des 20. Jahrhunderts beitrug?
Peggy Marguerite Guggenheim, 1898 als wohlhabendes jüdisches Mädchen geboren, wurde durch durch ihren Vater inspiriert, die bildende Kunst zu begreifen, er führt sie in die Betrachtung von Malereien ein und erkennt ihre Begabung. Der Vater stirbt auf der Überfahrt der legendären Titanic 1912. Mit 21 erbt Peggy ein Vermögen, zieht nach Paris in das Milieu von Künstlern und Intellektuellen, finanziert ausschweifende Partys und unterstützt mittellose Künstler. Selbst sittsam erzogen, ist sie beeindruckt von Intellektuellen und Künstlern in Paris, heiratet den König der Bohème Laurence Vail. Doch, mit 23, fühlt sie sich nicht als Bohemiènne. Sie sagt auch, ich bin keine Debütantin (eine junge Frau, die in die Gesellschaft eingeführt wird), ich bin ein Libertin ein Freigeist. Ihre Mutter: Gut so, dann endest du nicht als Nichtsnutz. Mit fast 40, 1938, gründet sie in London ihre erste Galerie, das Guggenheim Jaune, mit Werken moderner Kunst, das sie weltweit bekannt und berühmt machen wird.
Rebecca Godfrey zeigt auf spannende Weise Peggy Guggenheims Werdegang. Eine sehr gute Recherche bis ins Detail zu der Zeit zwischen 1920 und 1938 man spürt regelrecht die damalige Stimmung der Oberschicht in New York, der Bohème in Paris mit dem Surrealismus und den persönlichen menschlichen Verbindungen. Das Zeitkolorit wird lebendig hervorgeholt.
Sie webt und konstruiert um wichtige Ereignisse des frühen 20. Jahrhunderts die Gedanken und Träume neben der Realitätsbewältigung aus Sicht von Peggy.
Berühmte und bekannte Namen, die Peggys Weg kreuzen z.B. von den Vanderbilts, Rockefellers, Henry Hilton sowie Man Ray, Samuel Beckett ergänzen diese schillernde Zeit. Die Frauenrolle ist im Aufbruch ( die Suffragettendemonstration in New York wird beschrieben), gut dargestellt anhand der Beschreibungen der unterschiedlichen Auseinandersetzungen mit begegnenden Frauen sowie der Vorstellungen ihrer Schwester und Mutter.
Kleine Beobachtungen und erfrischende Gedanken, auch die Kommunikation mit Künstlern geben wichtige Hinweise auf den Zeitgeist und ihren Einfluss. Sie entwirft Szenen, die fesseln und in die dargestellte Zeit optimal einbinden. Absolut spannend!
Manches wird in Abschnitten vorweg genommen, was sich später klärt, der Lesefluss reißt nicht ab, wird dadurch interessant. Es ist ein durchgängig spannender Roman der sich stark an die tatsächlichen Begebenheiten hält und eine Peggy Guggenheim kreiert, die menschlich und sympathisch ihren ungewöhnlichen Weg findet.