Ich bin dir Tochter zweier Dynastien, ich gelte als reicher als der Rest der Stadt, übertroffen nur von unserem Nachbarn Rockefeller. Schon die ersten Zeilen offenbaren die Welt, in der sie hineingeboren wurde. Peggy Guggenheim. Ihr Name steht für Glamour. Die Kunstsammlerin entstammt einer der wohlhabendsten Industriellenfamilie Amerikas, ihr Vater kam beim Untergang der Titanic ums Leben, zu ihren beiden Schwestern hatte sie immer Kontakt. Bei ihrer Volljährigkeit im Jahre 1919 erhielt sie eine für damalige Verhältnisse stattliche Summe, die sie unabhängig machte. Schon zwei Jahre später ging sie nach Paris, sie bewegte sich in Künstlerkreisen, heiratete Laurence Vail, bekam mit ihm zwei Kinder, ließ sich scheiden, heiratete ein zweites Mal.
Die Roman-Biographie wird aus Peggys Perspektive präsentiert. Sie muss viele Schicksalsschläge verkraften, schon der Tod ihres Vaters setzt ihr schwer zu. Als Jugendliche ist sie eine Rebellin, viel Raum wird der Ehe mit dem gewalttätigen Laurence eingeräumt, ihre Begegnungen mit den Berühmtheiten ihrer Zeit sind eher wie nebenbei erwähnt, hier hätte ich mir mehr Einblick und mehr Tiefe gewünscht. Sie gilt als Sammlerin und Mäzenin der Kunstwelt, ihre schillernde Persönlichkeit habe ich weitgehend vermisst.
Unterteilt ist das Buch in Alte Meister, Surrealismus und Modernismus, die Nachbemerkung von Leslie Jamison klärt darüber auf, dass Rebecca Godfrey ihre Peggy nicht mehr vollenden konnte, sie mit ihrer Freundin Leslie viele Gespräche geführt und viel Material hinterlassen hat, um das Buch beenden zu können.
Ich bin etwas zwiegespalten, habe Peggy dank des einnehmenden Schreibstils gerne gelesen, bin aber dennoch der Person Peggy Guggenheim nicht nahe gekommen. Vaters Untergang mit der Titanic und das Familienleben sind gut eingefangen, der Ehe mit Laurence konnte ich zwar nichts abgewinnen, sie war dennoch lebendig und fassbar geschildert, wenngleich diese acht Jahre kürzer hätten erzählt werden können. Die Kunstsammlerin dagegen war eher oberflächlich gehalten, was ich sehr schade finde. Denn neben der privaten Peggy hätte ich von der Kunstmäzenin und ihrem schillerndem Umfeld mehr wissen wollen. Zunächst hat mich das Buch direkt eingesaugt, ich war fasziniert von der ganz jungen Peggy, auch war ich auf ihre Jahre in Paris neugierig. Es war dann zu viel Nebensächliches, die große weite Kunstwelt mit all ihren heute noch bekannten Persönlichkeiten war eher eine uninspirierte Aneinanderreihung dessen.