Jeremy Freirs verspricht sich von einem ruhigen Sommer am Land große Fortschritte bei seiner Doktorarbeit. Doch die Einwohner des abgelegenen Dorfs Gilead praktizieren merkwürdige religiöse Rituale, bis sogar über Jeremy das Grauen kommt."The Ceremonies" wird als Klassiker gepriesen. Bis zum Erscheinen hatte ich noch nie zuvor von dem Buch gehört. Ich erkläre es mir so, dass es im englischsprachigen oder amerikanischen Raum als Horror-Perle gilt und es bisher nicht als deutsche Version angekommen ist. Oder ich war zu jung und es ist an mir vorbei gegangen.Hauptfigur ist Jeremy Freirs. Er ist Doktorand der Literaturwissenschaft in New York und hinkt mit seiner Doktorarbeit hinterher. Um endlich voranzukommen, mietet er sich über die Sommermonate auf einer Farm abseits der Großstadt ein.Diese Farm liegt im Dorf Gilead, wo merkwürdige religiöse Rituale abgehalten werden und strenge Regeln die Gemeinschaft bestimmen. Beim Lesen ist mir der Vergleich zu den Amischen eingefallen, obwohl dies nicht völlig der Fall ist. In Gilead leben die Menschen zwar streng, lehnen aber moderne Technik, wie zum Beispiel Elektrizität, nicht rundherum ab.In Gilead entsteht eine dichte Atmosphäre, allein, weil der Umgang der Ortsansässigen untereinander eigentümlich, veraltet und befremdlich ist. Es herrscht eine strenge Hierarchie und Frauen haben eindeutig nicht viel zu sagen, weil ihnen ansonsten manchmal - ich zitiere - das Weinen gelehrt wird.Gleichzeitig erwacht eine alte, grauenvolle Macht, die selbst ein perfides Ritual plant, um zu ehemaliger Stärke zu kommen.Es entspinnt sich ein geschicktes Geflecht aus Perspektiven, welches außerdem von einer jungen Bibliothekarin aus New York ergänzt wird.Aufgrund der dichten Atmosphäre und der verschiedenen Perspektiven, lässt sich der Roman exzellent lesen. Ich bin schnell darin angekommen und war dank des bizarren Geschehens an die Seiten gebannt.Obwohl der Roman in den 1980er-Jahren angesiedelt ist, hatte ich oftmals den Eindruck, dass wir eher in den 1960ern sind. Dies bezieht sich keinesfalls auf das mittelalterliche Gebaren in Gilead, sondern auf Jeremy Freirs und die junge Bibliothekarin. Beide haben trotz des modernen Umfelds von New York durch und durch altbacken auf mich gewirkt.Den gesamten Stil der Erzählung hätte ich zeitlich früher eingeordnet, weil er mich eher an "Rosemarys Baby" von Ira Levin anstatt an die damaligen Werke von Stephen King denken lässt.Die Horror-Elemente empfand ich als versiert eingefädelt. Autor T.E.D. Klein bedient sich des erzählerischen, subtilen Grauens, welches aufgrund der Atmosphäre entsteht. Die Handlung an sich war vorhersehbar und bot kaum ungeahnte Wendungen. Trotzdem hat mich der Autor beeindruckt, weil er richtig böse zu seinen Figuren war.Abschließend habe ich mit "The Ceremonies" die Rituale des kleinen Dorfs Gilead erkundet, einen Doktoranden bei der Arbeit über die Schultern geblickt und altes Grauen begleitet, welches seinen dämonischen Plan äußerst bedacht umsetzt. Mir hat es gefallen und ich habe sehr gerne den Sommer in Gilead verbracht.