Buchmeinung zu Bettina Kerwien ¿ Mitternachtsnotar¿Mitternachtsnotar¿ ist ein Kriminalroman von Bettina Kerwien, der 2017 im Jaron Verlag als Taschenbuch erschienen ist.Zum Autor:Bettina Kerwien, geb. 1967, studierte Amerikanistik und Publizistik an der FU Berlin. Nebenbei schrieb und fotografierte sie für verschiedene Zeitungen. Nach dem Abschluss gründete sie eine Werbeagentur, vermarktete Sportereignisse und gab eine Handball-Fachzeitschrift heraus. Seit 2004 ist sie als Geschäftsführerin in einem Stahlbauunternehmen mit dem Schwerpunkt Theatertechnik tätig und widmet sich in jeder freien Minute dem Schreiben von Spannungsliteratur. Bettina Kerwien lebt und arbeitet im grünen Norden Berlins.Klappentext:Die Bewohner der idyllischen Reihenhaussiedlung ¿Am Rabennest¿ in Reinickendorf sind auf hundertachtzig. Eine private Immobiliengesellschaft, die fest in der Hand der Familie Trasseur ist, hat ihre denkmalgeschützte Siedlung aufgekauft und will sie luxussanieren. Den Bestandsmietern wird mit horrenden Mieterhöhungen und Kündigung gedroht. Das löst ihren Protest aus. Doch dann hängt plötzlich der Hausmeister tot am Dachbalken. Hat er sich selbst umgebracht? Privatdetektiv Martin Sanders bezweifelt das. Der ehemalige Personenschützer mit dunkler Vergangenheit hat gerade sein eigenes Büro in Moabit eröffnet, als ihn sein Vater um Hilfe bittet. Der ist einer der Investoren der Immobiliengesellschaft und erhält seit einiger Zeit Drohbriefe, in denen er zum Sanierungsstopp aufgefordert wird. Auf einer Investorenparty, bei der die Siedlungsobjekte verkauft werden und der Mitternachtsnotar, das Familienoberhaupt der Trasseurs, die fragwürdigen Kaufverträge beurkundet, trifft Sanders die durchgeknallte Liberty Vale wieder. Sanders hat Libby bei seinem letzten Fall kennengelernt. Sie hat ihr Studium geschmissen, verdient sich ihren Lebensunterhalt als Escortlady und hat sich in Sanders verliebt. Als sie von Sanders' Auftrag erfährt und zufällig in den Besitz eines Beweismittels gelangt, will sie ihn informieren. Aber dann kommt der Mitternachtsnotar ums Leben, und auch Libby gerät in Gefahr ¿Meine Meinung:Das Buch ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, weil die Autorin einen eigenwilligen und anspruchsvollen Schreibstil pflegt. Dazu kommt eine melancholische Grundstimmung und mit Martin Sanders eine Hauptfigur, die auch nicht um Sympathie buhlt. Auch die weibliche Hauptfigur Liberty Vale agiert sehr eigen und eckt gerne mal an. Sie und Martin mögen einander, schrecken aber vor einer echten Bindung zurück. Beide sind problembeladen und wirken doch sympathisch. Beide sind auch recht komplex mit Stärken und Schwächen gezeichnet. Ihren Gegenspieler täten dagegen ein paar mehr Grautöne ganz gut. Während schwedische Autoren gerne mal das Wetter detailliert beschreiben, hat Frau Kerwien sehr akkurat die jeweilige Kleidung im Blick. Auch über die Kleidung kann man Stimmungen beschreiben. Mir hat das Buch vor allem in den ruhigen Passagen gut gefallen. Auch die Hauptfiguren machen Lust auf mehr. Leider gibt es aber auch einen wesentlichen Kritikpunkt. Es gibt einen Showdown, der nicht zu den Figuren passt. Martin Sanders agiert wie ein Supermann und zwar so, dass auch James Bond neidisch werden könnte. Dafür ist das Ende wieder angenehm realitätsnah.Fazit:Das Buch gefällt durch die anspruchsvolle Sprache mit einigen kreativen Wortschöpfungen und den komplexen Hauptfiguren. Es wäre ein richtig guter Krimi geworden, wenn auch die Bösen etwas komplexer gestaltet worden wären und vor allem, wenn es diesen utopischen Showdown nicht gegeben hätte. So reicht es leider nur zu drei von fünf Sternen (60 / 100 Punkte). Trotzdem kann ich das Buch wegen der Sprache und den Hauptfiguren empfehlen.