Menschliches Leben vollzieht sich in der Zeit. Es vollzieht sich im Erinnern des Vergangenen, im gegenwärtigen Tun und Erleben, im Gespanntsein auf das Kommende. Wie diese Zeitdimensionen sich wechselseitig verschränken, variiert je nach Lebenssituation und Zeitauffassung. Der Zukunftsbezug, der das Thema des vorliegenden Bandes bildet, umfasst selbst unterschiedliche temporale und lebensweltliche Prägungen. Eine Hauptunterscheidung ist die zwischen einer Zukunft, die im menschlichen Ausgriff gründet, und einer, die dem Menschen entgegenkommt; zwischen einer Zukunft, die wir entwerfen und tätig gestalten, und einer Zukunft, die wir empfangen; zwischen subjektiver Antizipation und dem Ereignis des Neuen. Diese strukturellen Differenzen überlagern sich mit unterschiedlichen existentiellen Haltungen und affektiven Wertungen. Wir können das Kommende als Erfüllung oder als Bedrohung vor uns sehen: Wir erwarten die Zukunft und können diese Erwartung als Furcht oder als Hoffnung erleben. Der Band geht der Zukunftsbeziehung im Horizont zweier Disziplinen nach, die sich in besonderer Weise mit Grundbedingungen des menschlichen Daseins in der Zeit befassen. Im Gespräch zwischenPhilosophie und Psychoanalyse gilt es, das Phänomen der Erwartung in einer internen Spannung und seinen divergierenden Formen, seinen kulturellen Voraussetzungen und seiner existentiellen Bedeutung zu erhellen. Mit Beiträgen von Emmanuel Alloa, Emil Angehrn, Christian Bermes, Stephan Grätzel, Jutta Gutwinski-Jeggle, Gunnar Hindrichs, Erika Kittler, Joachim Küchenhoff, Mario Schärli, Rolf-Peter Warsitz, Heinz Weiß, Tilo Wesche, Ralf Zwiebel.