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8849

Massentourismus, Tod und Ausbeutung am Mount Everest

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Buch (kartoniert)
18,00 €inkl. Mwst.
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Wer heute den Mount Everest, den höchsten Berg der Erde, besteigen möchte, braucht dafür weder besondere Kenntnisse noch eine erausragende Kondition. Ein voller Geldbeutel und die Bereitschaft, »über Leichen zu gehen«, genügen. Der für die Einheimischen heiligeBerg ist zu einem Ort für einen pervertierten Massentourismus der Luxusklasse geworden. Mit fatalen Folgen für die Bewohner, die Bergsteiger und die Natur. Kenntnisreich und spannend beschreibt Oliver Schulz in seinem Buch die Entwicklung des Everest vom kolonialen Forschungsobjekt zum begehrten Tourismusziel. Welche Folgen hat diese Entwicklung für die Menschen, die im Himalaja leben? Was bedeutet sie für diejenigen, die aus falsch verstandenem Ehrgeiz auf 8849 Meter Höhe geschleppt werden? Schulz erzählt vom Traum und Albtraum am höchsten Berg der Erde, vom Geschäft mit dem Höhenwahn, der beispielhaft für den Irrsinn des gesamten internationalen Alpinismus steht.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

1 Der Stau 9

2 Der Berg 13

3 Der Name 17

4 Die Mythologie 23

5 Die Einheimischen 27

6 Die Erfolglosen 37

7 Die Erfolgreichen 49

8 Die Rebellen 59

9 Die Extremisten 83

10 Die Millionäre 89

11 Der Müll 101

12 Die Leichengasse 105

13 Das Verbrechen 111

14 Zwist 129

15 Die Eiskatastrophe 137

16 Die neue Generation der Sherpas 145

17 Die Expeditions-Wirtschaft 151

18 Die Schummler 163

19 Covid-19 am Berg 167

20 Lösungen 171

21 Ziel für die Massen 179

22 Interview 183

Produktdetails

Erscheinungsdatum
25. April 2022
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
192
Autor/Autorin
Oliver Schulz
Verlag/Hersteller
Produktart
kartoniert
Gewicht
284 g
Größe (L/B/H)
213/134/18 mm
Sonstiges
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
ISBN
9783864893650

Portrait

Oliver Schulz

Oliver Schulz, geboren 1968, ist studierter Indologe, Tibetologe und Soziologe und arbeitet als Redakteur bei den "Lübecker Nachrichten" sowie als freier Journalist. Er ist Autor der Sachbücher "Indien zu Fuß" (DVA) und "Die Tibetlüge" (vitolibro) und hat zahlreiche Artikel zur politischen Lage auf dem Subkontinent u. a. in Die Zeit, Zeit online, Spiegel, Welt und Media verfasst. Er lebt in Lübeck.

Pressestimmen

"Schulz erzählt von den Missständen detailreich, unterhaltsam, zuweilen fesselnd."
FAZ

"In seinem Buch beschreibt Schulz die Entwicklung des höchsten Berges derWelt vom kolonialen Forschungsobjekt zum begehrten Ziel eines zunehmend ausbeuterischen und gefährlichen Massentourismus."
Frankfurter Rundschau

"Er folgt ... den Spuren der Erstbesteiger, taucht ein die Kultur der Menschen vor Ort und sucht nach Antworten auf die Frage, wie man Massentourismus, Tod und Ausbeutung am Berg besser in den Griff bekommen kann."
GEO

"Hinführend erzählt der Journalist und Himalaja-Kenner viel Wissenswertes über den Berg, über die Besteigungsgeschichte, die Folgen des Booms für Natur und Menschen, die Betrugsversuche, die Müllprobleme."
FAZ-Magazin

"Schulz zeichnet die Geschichte der Everest-Besteigungen nach bis zu den Auswüchsen unserer Tage."
Lübecker Nachrichten

"Ein Experte über Müll, Tote und Luxustouristen am Mount Everest."
Welt

"Jeder der die Berge liebt, sie genießt und achtet, sollte dieses Buch lesen.<"br/>
linossiartstory.at

Besprechung vom 11.06.2022

Der Ausverkauf geht ungebremst weiter

An diesem Berg werden auch künftig Menschen ums Leben kommen: Oliver Schulz berichtet über Tourismus und Probleme rund um den Mount Everest.

Am 13. Mai, einem Freitag, standen 17 Mitglieder des Expeditionsteams von Lukas Furtenbach auf dem Gipfel des Mount Everest (8849 Meter). Alle 17 Mitglieder, wie der Bergreiseveranstalter auf Instagram hervorhob, Erfolgsquote: 100 Prozent. Noch bemerkenswerter aber war eine andere Zahl. Nur 16 Tage nach dem Aufbruch in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu erreichte die Gruppe den höchsten Punkt der Welt - während Everest-Aspiranten sich sonst über Wochen akklimatisieren. Furtenbachs Team hatte sich zu Hause durch Hypoxietraining vorbereitet, in einem Zelt unter eingeschränkter Sauerstoffzufuhr geschlafen. Am Berg wurde es von 27 Sherpas unterstützt und mit reichlich Flaschensauerstoff für jeden Teilnehmer. Kosten der Expedition pro Kunde: knapp 100 000 Euro.

Furtenbachs sogenannte Flash-Expeditionen sind ein Resultat der Entwicklung des Bergsteigens am Everest, die Oliver Schulz in "8849" beschreibt. Am Ende des Buchs verdeutlicht Furtenbach in einem Interview, wie er etwa zur Verwendung von Flaschensauerstoff beim Höhenbergsteigen steht. Die ist längst zum Symbol geworden für die Grundfrage des modernen Tourismus am Everest: Sollten wirklich alle verfügbaren technischen Hilfsmittel genutzt werden, um die höchsten Berge der Welt Menschen zugänglich zu machen, denen sie ohne solche Hilfen verschlossen wären? Furtenbachs Antwort ist eindeutig: "Es scheint tatsächlich keine andere Sportart zu geben, in der man sich derart vehement gegen Wissenschaft und technische Innovation verwehrt und sogar so weit geht, diese als ablehnenswert zu diskreditieren."

Wie viel Tourismus verträgt der Mount Everest? Das ist eine der Fragen, denen Schulz nachgeht. Er tut es, indem er sich zunächst, in traditioneller Bergsteigerart, schrittweise herantastet, über Historie, spirituelle Bedeutung, wichtige Besteigungen, Rekorde. Wo die Reise hingeht, ist aber von Anfang an klar. "Massentourismus, Tod und Ausbeutung am Mount Everest" lautet der Untertitel des Buchs, im reißerischen Klappentext ist vom "Irrsinn des gesamten internationalen Alpinismus" die Rede, das Titelbild zeigt die berühmte Aufnahme des nepalesischen Alpinisten Nirmal Purja vom Mai 2019, auf der sich ein Bergsteigerwurm über Hunderte Meter den Grat zum Gipfel hochwindet. Wie viel Tourismus der Everest verträgt? Ganz sicher, suggeriert das, weniger als heute üblich.

Schulz geht es weniger um die Faszination des Bergsteigens, um alpinistische Feinheiten, körperliche Grenzerfahrungen, überwältigendes Gipfelglück. Er konzentriert sich auf die Frage, wie das Geschäft der kommerziellen Expeditionen das Geschehen am Everest verwandelt hat - in einen "totalen touristischen Ausverkauf". Die Belege, die er anführt, sind nicht von der Hand zu weisen: die Katastrophe am 10. Mai 1996 etwa, als acht Bergsteiger in einem Schneesturm starben, der fatale Ehrgeiz überforderter Hobbyalpinisten, das Müllproblem in den Lagern oder die Rolle der Sherpas, ohne die viele Expeditionen unmöglich wären, die große Risiken eingehen und trotzdem oft unzureichend entlohnt werden. Schulz erzählt von den Missständen detailreich, unterhaltsam, zuweilen fesselnd, er schöpft aus vielen Quellen und weckt Lust, sich mit einzelnen Aspekten genauer zu beschäftigen - weshalb man am Ende gerne eine Bibliographie durchforstet hätte, die leider fehlt.

"8849" gibt einen guten Überblick über Geschichte und Gegenwart am Everest, drängende Probleme und Fehlentwicklungen. Wer Neues dazu sucht, wird aber kaum fündig. Neben den Interviews mit den Expeditionsveranstaltern Lukas Furtenbach und Mingma Sherpa bleiben an selbst Erlebtem nur Eindrücke einer Reise in die Khumbu-Region, am Fuße des Everest. Gerne hätte man mehr von solchen persönlichen Begegnungen und Schilderungen gelesen, aus dem Everest-Basislager etwa, das in der Hochsaison einer kleinen Stadt gleicht und die Auswüchse des Massentourismus gut hätte illustrieren können.

So fehlt in dem sonst sorgfältig zusammengetragenen Kompendium die Nähe zu Bergsteigern und Bergsteigen, das Interesse an der Frage, was Menschen dazu treibt, all die Unwägbarkeiten, Entbehrungen, Anstrengungen und Risiken, von Kosten ganz zu schweigen, in Kauf zu nehmen, nur um einen Berggipfel zu erreichen. Der Everest kommt oft nur als Trophäe für ehrgeizige Egozentriker vor, er sei "vor allem zu einer Kulisse verkommen", schreibt Schulz. Solche Zuspitzungen werden den Dutzenden Bergsteigern nicht gerecht, die sich jedes Jahr tatsächlich gut trainiert und hinreichend erfahren am Everest ihren alpinistischen Lebenstraum erfüllen.

Lösungen für den Massentourismus? Sind schwierig. Einer Beschränkung der Besteigungsgenehmigungen oder schärferen Regeln zum alpinistischen Können stehen viele Interessen entgegen - die der nepalesischen Regierung, die auf Tourismuseinnahmen angewiesen ist (allein am Everest knapp 3,3 Millionen Dollar in diesem Frühjahr), die der Veranstalter, die vieler Einheimischer, die vom Expeditionsgeschäft leben, und die zahlender Kunden. "Die Chancen", schließt Schulz, "dass Massentourismus und Sterben am Berg weitergehen, sind deshalb groß." Die vergangene Frühjahrssaison immerhin verlief glimpflich. Etwa 650 Besteigungen wurden von Nepal aus verzeichnet, drei Bergsteiger kamen am Everest ums Leben - keiner der drei Fälle hatte mit Staus in der Todeszone oder naivem Hurra-Alpinismus zu tun. BERND STEINLE

Oliver Schulz: "8849". Massentourismus, Tod und Ausbeutung am Mount Everest.

Westend Verlag, Frankfurt am Main 2022. 192 S., br.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Sikal am 30.07.2022

Nur der Gipfel ist das Ziel

Nicht der Weg auf den höchsten Berg der Welt ist für viele Menschen das Ziel, sondern nur der Gipfel und das Beweisfoto auf eben diesem. Dafür scheint jedes Mittel recht und Unsummen von Geld werden dafür bezahlt. Kondition oder Kenntnisse im Bergsteigen sind anscheinend nicht mehr die Grundvoraussetzung für dieses Erlebnis. Mittlerweile ist der Mount Everest geprägt vom Massentourismus. Mit den Auswirkungen müssen die Einheimischen leben. Der Autor Oliver Schulz gibt einen guten Überblick über den Berg, der so viele Menschen fasziniert und wie ein Magnet anzieht. Von den Erstbesteigern Edmund Hillary und Tenzing Norgay erfahren wir ebenso wie vom Stau auf den Gipfel, von Leichen, die den Weg pflastern, vom Müll, der allgegenwärtig ist sowie auch von Schummlern oder Covid-19 am Berg. Besonders einprägsam liest man über die Eiskatastrophe im Jahr 2014, bei der 16 Tote zu beklagen waren. Doch auch die Ausbeutung der Einheimischen ist ein Thema und der Aufstand der Sherpas, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Erschreckend finde ich den Diebstahl der Ausrüstung in den vorbereiteten Lagern was für viele Bergsteiger tödlich enden kann. Einen guten Einblick der unterschiedlichen Werte erhält man durch Interviews mit einem westlichen und einer nepalesischen Expeditionsagentur. Das Buch liest sich flüssig und so verfliegen die Seiten. Die Kapitel sind kurz und liefern geballte Informationen. Obwohl man schon viel über diese Themen gehört hat, finde ich das Buch großartig zusammengefasst und vergebe gerne 5 Sterne.
LovelyBooks-BewertungVon Sikal am 30.07.2022
Mit viel Geld ist anscheinend alles möglich ¿ gelungene Zusammenfassung über den Massentourismus am Mount Everest