Menschen, die nicht das tun, was wir ihnen als Aufgabe aufgegeben haben. Menschen, die ihre eigenen Bedürfnisse als oberste Priorität betrachten. Menschen, die jede Timeline sprengen. Solche Menschen bedürfen einer Führungskraft, die Grenzen ziehen kann und über sehr gute Kommunikation-Skills verfügt.
Elternschaft als härtestes Leadership-Training der Welt
Ist es aus dieser Perspektive heraus nicht absolut verständlich, dass Eltern zu den besten Führungskräften der Welt gehören? Tagtäglich managen sie einen nie endenden Berg von Aufgaben, machen sich strategische Gedanken zur Zukunft der Belegschaft und üben sich mehrmals täglich in Krisenkommunikation.
Spaß beiseite: Es ist schade, dass Eltern insbesondere Müttern Führungsposten versagt bleiben, gerade weil sie Kinder haben. Oft der Grund: Sie haben ja keine Zeit. Eingeschränkte Betreuungszeiten und kranke Kinder? Das ist in den Köpfen vieler Unternehmen nicht mit einer Führungsposition vereinbar.
Immer noch wird die Eignung für eine Führungskraft oft an der Zeit gemessen, die jemand für den Führungs-Job aufbringen kann, sagt auch Sabine Hanke. Eine große Präsenz am Arbeitsplatz und eine durchgängige Erreichbarkeit scheinen für viele Unternehmen entscheidende Checkboxen also Auswahlkriterien zu sein, wenn es darum geht, ob jemand Manager:in werden kann oder nicht.
7 Skillsets für gute Elternschaft und Führung
Der Denkfehler: Die Entscheiderinnen und Entscheider denken quantitativ. Gute Führung hat wenig damit zu tun, wie viel Zeit eine Führungskraft für das Team aufbringt. Diese Einsicht macht es schließlich möglich, dass immer mehr Führungskräfte in Teilzeit oder in einer Tandem-Leadership-Konstellation arbeiten können. Eltern schaffen in unglaublich wenig Zeit unfassbar viele Aufgaben. Die Soziologin und erfahrene HR-Führungskraft Sabine Hanke hat genau dazu ein Buch geschrieben. In Eltern führen besser! versammelt sie sieben Skillsets, die Eltern zu hervorragenden Führungskräften machen.
Unter Zeitdruck möglichst gut performen
Sie sagt: Die Elternschaft ist das wohl härteste Leadership-Training, das wir uns vorstellen können. Das Kind, das Angst vor dem Fahrradfahren hat, fördert alle unsere psychologischen Kompetenzen. Jugendliche mit Lernstörungen trainieren unsere Empathie und unser Empowerment, streitende Geschwister müssen gemeinsam mit den Eltern lernen, Konflikte beizulegen. Wenn das Baby zum zehnten Mal den Hund mit den Maiswaffeln füttern will, braucht es Geduld. Und nicht zuletzt lernen Mütter und Väter, zwischen Familie, Job und Haushalt auch Prioritäten zu setzen. Und für all diese Aufgaben haben Eltern nur begrenzt viel Zeit.
Zeitdruck und Performance-Druck: Sabine Hanke zeigt, warum wir Eltern viel stärker als hervorragende Leader schätzen und fördern sollten denn sie wissen, wie es geht.
Roter-Reiter-Fazit
Ein inspirierendes Buch, das Eltern ermutigt, ihre Care-Arbeit ernster zu nehmen. Und ein Ratgeber, der vielleicht auch auf den Schreibtischen von Entscheiderinnen und Entscheidern liegen sollte, um unvoreingenommener bei der Besetzung von Positionen sein zu können.