Die rationalistische Aufklärung sah in der Alchimie eine Art primitive Vorstufe der Chemie, die in unwissenschaftlicher Weise versuche, Metalle in Gold zu verwandeln. Diese Meinung blieb allgemein verbreitet, obwohl die wahren Meister dieser Kunst unermüdlich darauf hingewiesen haben, dass das »große Werk« der alchimistischen Transformation tatsächlich ein innerliches ist und die metallurgische Sprache nichts anderes als eine sinnbildhafte Ausdrucksweise für die Läuterung und Umwandlung des menschlichen Wesens in das sonnenhafte Gold der seelischen Vervollkommnung.
In diesem großartigen Buch erklärt der Forscher und Mystiker Titus Burckhardt die geheimen Praktiken der Alchimisten und entschlüsselt anschaulich ihre aus Metallkunde, Biologie und Astrologie entlehnte Symbolik. Auf Basis seiner breiten Kenntnisse unterschiedlicher spiritueller Traditionen erschließt uns der Autor das alchimistische Weltbild als einen zwischen Mystik und Psychologie angesiedelten Erkenntnisweg, dessen Spuren sich durch alle Religionen und Kulturkreise hindurchziehen. Anhand zahlreicher seltener Abbildungen, die er mit tiefer Einsicht intelligent zu deuten versteht, enthüllt Burckhardt das alchimistische Verständnis der Prozesse der inneren Vervollkommnung des Menschen und zeigt auf, was mit dem berühmten goldenen Vlies, dem geheimen Elixier oder dem Stein der Weisen in Wahrheit gemeint ist.
Mit 52 teils farbigen Abbildungen und detailliertem Begriffs- und Namensregister.
»Als ein Weg, der den Menschen zur Erkenntnis seines zeitlosen Wesens hinführt, kann man die Alchimie mit der Mystik vergleichen. Schon die Übernahme alchimistischer Ausdrücke in die christliche und vor allem in die islamische Mystik legt das nahe. Die alchimistischen Sinnbilder der Vollkommenheit weisen auf die geistige Beherrschung des menschlichen Zustands hin, auf die Rückkehr zur Mitte, auf das, was die Mystik der drei monotheistischen Religionen als die Wiedergewinnung des irdischen Paradieses beschreibt. «
»Die Alchimisten selber beschreiben das Ziel ihres Werks als eine »Verflüchtigung des Festen und Verfestigung des Flüchtigen« oder als »Vergeistigung des Körpers und Verkörperung des Geistes«; das Gold ist nichts anderes als dieses. «
»Zuerst muss die Reinheit des Sinnbildes Mensch wiedergewonnen sein, bevor dessen Umrisse in das unbegrenzte Göttliche Urbild zurücktauchen können. Nun ist die Verwandlung von Blei in Gold geistig verstanden nichts anderes als die Wiederherstellung des ursprünglichen Adels der menschlichen Natur. «