Junger Punk steht breit lächelnd in kahler Raumecke vor zerschlissener Tonbandmaschine - Das Cover des neuen Turbostaat-Albums 'Alter Zorn' ziert Stammproduzent und Toningenieur Moses Schneider in seinen späten Zwanzigern/frühen Dreißigern - in einem Lebensabschnitt vor Kamillentee und Hochglanz-Equipment. Dreck, Wut, Tatendrang, Aufbruchsstimmung, rotziger Pessimismus, unverhohlen grantiger Punk-Geist - das sind die Parallelen zwischen jenem Foto und der Platte, die es bebildert. Sie hört mit Fug und Recht auf den Namen 'Alter Zorn', klingt mehr nach Stunde null als nach Spätwerk-LP und probt - anstatt friedfertig zu umarmen - den unsanft aufrüttelnden Würgegriff.
Turbostaat-Musik, das ist Punkrock, dem Wattenmeer-Nebel in den Lungen hängt - seitdem sich die Band 1999 in der schleswig-holsteinischen Provinz formiert hat und auch ein Vierteljahrhundert später. Da war immer mehr Understatement und nordfriesische Nüchternheit als Charmeoffensive oder Frohmut, immer mehr Sehnsucht als Wohlbehagen, immer mehr Krach, wirre Worte und bärbeißige Miene zum bösen Spiel als gut gelaunter Humbug. Auf der gerade abgelaufenen ausverkauften Tour zum 25-jährigen Bandjubiläum hat die Band mal wieder ihre Relevanz und Einzigartigkeit innerhalb der deutschen Musikszene unter Beweis gestellt. In sieben verschiedenen Städten wurde jeweils ein Album des Katalogs der Husumer Punkrock-Legenden aufgeführt. So sehr ihre loyalen wie leidenschaftlichen Fans die alten Hits bejubelt haben, so sehr sehnen sie sich nach dem ersten neuen Album ihrer Helden seit 'Uthlande' im Januar 2020, kurz vor Beginn
der Pandemie, fünf lange und harte Jahre.
Trackliste
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