Seit dem 3. Jahrhundert brandeten - ausgelöst durch kriegerische Entwicklungen im Osten - immer wieder Wellen herandrängender Völker gegen die Grenzen des Imperium Romanum. Die Versuche der römischen Kaiser, die Fremden militärisch abzuwehren, scheiterten. Und auch dem Bemühen der römischen Verwaltung, die Entwicklung wenigstens zu steuern und dabei große Verbände von Goten, Franken und anderen Völkern ins Reich zu integrieren, ja, sie sich sogar dienstbar zu machen, war nur zeitweilig und letztlich um den Preis der eigenen Herrschaft Erfolg beschieden. Aber wenn auch die Kraft der neuen Gewaltgemeinschaften ausgereicht hatte, das weströmische Reich zum Einsturz zu bringen, war es doch eine ganz andere Aufgabe, auf den Trümmern der alten Macht eine eigene, dauerhafte Herrschaft zu errichten. So bestimmte eine vielfach mit Waffengewalt ausgefochtene Konkurrenz zwischen, aber auch blutige Rivalität innerhalb der Gruppen die Jahrhunderte des Epochenwechsels von der Spätantike zum Frühmittelalter.
In diese Situation wurde Chlodwig im Jahre 465 als Sohn des Frankenkönigs Childerich geboren. Als er 481/82 die Herrschaft seines Vaters übernahm, war seine Zukunft alles andere als gesichert, und er hätte ebenso gut als einer von zahllosen, kaum bekannten Kleinkönigen scheitern und zu einer schemenhaften Gestalt der europäischen Frühgeschichte werden können. Doch als er nach einer außergewöhnlich langen Regierungszeit im Jahr 511 friedlich starb, hatte er gegen zahllose Widerstände das Frankenreich geeint und die ersten territorialen, kulturellen und religiösen Grundlagen für eine Nationenbildung in Mitteleuropa gelegt.
Erfolgreiche Herrscher finden auch in schwierigen Zeiten leichter einen Biographen. Im Falle Chlodwigs nahm sich Bischof Gregor von Tours (538/39-594) dieser Aufgabe an. Ihm verdanken wir eine ungemein wertvolle, aber auch tendenziöse Lebensbeschreibung seines Protagonisten, die von der Begeisterung des Kirchenmannes für die religionspolitischen Verdienste des Frankenkönigs getragen ist. Der Mediävist Matthias Becher hat diese, aber auch viele andere Quellen kritisch ausgewertet und bietet seinerseits eine scharf konturierte Darstellung Chlodwigs, wobei er dessen historische Leistungen ebenso wie die Nachtseiten seiner Herrschaft vor dem Hintergrund einer dramatischen Epoche herausarbeitet. Er beschließt diese spannende, klug bebilderte und mit guten Karten ausgestattete Biographie mit einem Ausblick auf das Nachleben Chlodwigs.
Inhaltsverzeichnis
1;COVER;1 2;TITEL;3 3;IMPRESSUM;4 4;INHALTSVERZEICHNIS;5 5;EINLEITUNG;9 6;1. DIE FRANKEN UND DAS RÖMISCHE REICH;23 6.1;Die Vorläufer der Franken;23 6.2;Die ersten Franken;28 6.3;Die innere Ordnung der Völker Germaniens;33 6.4;Die Franken und Rom in der Zeit der Tetrarchie und der konstantinischen Dynastie;38 6.5;Die Franken im Kampf mit Julian Apostata;46 6.6;Die Salier. Teilvolk, Gesellen oder etwas anderes?;55 6.7;Zwischen Integration und Konfrontation: Die Franken in der Zeit der valentinianischen Dynastie;60 7;2. GALLIEN UND DAS ENDE DES WESTRÖMISCHEN REICHES;72 7.1;Der Zusammenbruch der römischen Grenzverteidigung im Jahr 406;73 7.2;Die Usurpation Konstantins (III.) und ihre Folgen;76 7.3;Aëtius, der letzte Römer;81 7.4;Der endgültige Zusammenbruch Westroms;94 8;3. DIE FRÜHEN FRANKENKÖNIGE IM DUNKEL DER ÜBERLIEFERUNG;103 8.1;Die Suche Gregors von Tours nach den ersten Frankenkönigen;104 8.2;Die Franken und Troja;110 8.3;Die Namen der Frankenkönige;113 8.4;Die angebliche sakrale Stellung der Frankenkönige;115 8.5;Die Frankenkönige um die Mitte des 5. Jahrhunderts;119 8.6;König Childerich;123 8.7;Das Grab des Königs Childerich;132 8.8;Die Franken nach archäologischen und schriftlichen Quellen;138 9;4. DIE ANFÄNGE CHLODWIGS;144 9.1;Gallien um 480;144 9.2;Die Eroberung des Syagrius-Reiches;149 9.3;Die Gallorömer in Chlodwigs erweitertem Reich;153 9.4;Die Beuteteilung von Soissons Gregors Geschichte vom verständigen Heiden;158 9.5;Das Bündnis mit Theoderich dem Großen;161 9.6;Chrodechilde, Chlodwigs Königin;167 10;5. DIE TAUFE CHLODWIGS;174 10.1;Die Rolle Chrodechildes;177 10.2;Die Rolle des Bischofs Remigius von Reims;181 10.3;Der heilige Martin von Tours und die Bekehrung Chlodwigs;186 10.4;Eine zeitgenössische Reaktion das Gratulationsschreiben des Avitus von Vienne;190 10.5;Die Auswirkungen der Taufe auf das Verhältnis zu den Nachbarreichen;199 11;6. CHLODWIG ALS EROBERER FEHLVERSUCHE UND ERFOLGE;204 11.1;Die erste Auseinandersetzung mit den Westgoten;204 11.2;D
er Krieg mit dem Burgunderkönig Gundobad;208 11.3;Neue Konstellationen;215 11.4;Der Sieg über die Westgoten;223 12;7. CHLODWIG ALS PRIMUS REX FRANCORUM. HERRSCHAFT AUF RÖMISCHEN UND FRÄNKISCHEN GRUNDLAGEN;235 12.1;Chlodwig auf dem Höhepunkt seiner Macht: der Tag von Tours;235 12.2;Ein Relikt der römischen Ordnung: die civitas;239 12.3;Die Bischöfe;242 12.4;Die Beseitigung der anderen Frankenkönige;251 12.5;Die Lex salica;259 13;8. CHLODWIGS TOD UND NACHLEBEN VON DER IMITATIO IMPERII ZUR BEGRÜNDUNG DES FRANZÖSISCHEN KÖNIGTUMS;265 13.1;Die Bestattung Chlodwigs in Paris;266 13.2;Die Regelung der Nachfolge;270 13.3;Stationen im Nachleben Chlodwigs;275 14;ANMERKUNGEN;283 15;BILD- UND KARTENNACHWEIS;291 16;DANKSAGUNG;292 17;STAMMTAFELN;293 17.1;Die frühen Merowinger bis zu Chlodwigs Söhnen;293 17.2;Die Westgotenkönige;294 17.3;Die Burgunderkönige;295 17.4;Die Ostgotenkönige;296 18;BIBLIOGRAPHIE;297 18.1;Abkürzungsverzeichnis;297 18.2;Lexika;297 18.3;Quellen;297 18.4;Literatur;300 19;REGISTER;319 19.1;Personen;319 19.2;Orte und Völker;326 20;ZUM BUCH;333