Zugegeben - der Titel hätte mich fast davon abgehalten dieses Buch zu kaufen, weil ich keinen Nachkriegsschmachtfetzen lesen wollte. Mein Vertrauen in den Penguin Verlag hat dann aber gesiegt, und ich wurde nicht enttäuscht.Völlig unkitschig las ich, wie die beiden Minderjährigen, Lena und ihre Schwester Margot nach ihrer Vertreibung aus Pommern hunderte Kilometer weiter in einem kleinen Ort in Nordfriesland Fuß fassten und sich einlebten. Mir gefiel, dass sie die Hoffnung nie aufgegeben haben und sich selbst treu geblieben sind. Der Glaube an Gott und an das Gute, Anstand und ihre jeweilige Begabung begleiteten sie.Ganz besonders fand ich auch, wie die Autorin auf die einzelnen Charaktere der Dorfbewohner eingegangen ist. Wie empfanden sie ihre Lage nach dem Krieg? Woran hielten sie fest? Wer konnte loslassen und sich neu ausrichten? Da kamen viele negative Dinge zum Vorschein. Die Schuld, die man im Krieg auf sich geladen hatte, unbeugsamer Stolz, der Drang nach Macht, andere zu bevormunden oder selbst besser dazustehen, sexualisierte Gewalt, Schmerz über Verlust und Niederlage. Ich bin beeindruckt, wie psychologisch versiert Hanna Aden diese Themen in ihrem Roman behandelt.Zudem konnte ich einiges über das Nachkriegsdeutschland lernen, zum Beispiel, dass viele Deutsche keine Ahnung vom Ausmaß der Vernichtungslager hatten und die Besatzer massive Aufklärungsarbeit leisten, auch indem sie die Bevölkerung zwangen, sich Filmmaterial anzusehen.Ich habe diesen Roman sehr genossen und freue mich auf die Fortsetzung.