"The Last Bookstore on Earth" ist das Debüt von Lily Braun-Arnold und entführt uns in ein postapokalyptisches Szenario, in eine Welt, die durch unberechenbare Wetterphänomene zerstört wurde, in der die wenigen Überlebenden bereit sind zu tun, was getan werden muss ... Ausgenommen der 17-jährigen Elizabeth, die sich seit dem "Sturm" in einer Buchhandlung verbarrikadiert, hin und wieder mit BesucherInnen Literatur oder ihren "Post-Service" gegen Nahrung und potenziell nützliche Sachen tauscht.Seit Eva aufgebrochen ist, um eigene Wege zu gehen, ist Liz allein, hat sich eine Routine geschaffen, einen fragilen Safe-Place, den sie nicht aufgeben will. Bis eine ungehobelte Einbrecherin ihren Alltag durcheinander und neben Diskussionen und Konflikten auch Gefahren mit sich bringt. Und ein längst vergessenes Gefühl von Gemeinsam in Liz weckt ...Doch der nächste "Sturm" wird kommen - egal, ob die marode Bleibe einer neuerlichen Welle ätzenden Regens und wütendem Unwetter standhalten kann."Wir schreiben über uns. Wir schreiben alles auf. Wir schreiben, bis alles andere verschwindet, nur für den Fall, dass wir es auch tun."Vorab: Das Konzept Dystopie wurde hier nicht konsequent durchgezogen, der Verlauf ist größtenteils eher unspektakulär, gar langsam und geizt an für die Storyline zuträglichen Informationen. Eine "atemberaubende Thrilleratmosphäre" fand ich hinter dem wunderschönen Cover ebenso wenig wie eine "berührende Liebesgeschichte".Erzählt wird einzig von Elizabeth - naiv und unbeholfen, bedacht darauf, weder mit Gewohnheiten zu brechen, noch ihre moralischen Grenzen der neuen Realität anzupassen. Kurz: wie sie bisher überlebte, vor Maeves eindringen, bleibt fraglich. Liz lebte in den Tag hinein, klammert sich an die Hoffnung "Alles wird sich fügen", hat im letzten Jahr keinen Gedanken an Wasser und Nahrung - das Wegfallen von beiden - verschwendet und die Reparaturen am Gebäude? Pah! Erst ihre neue Mitbewohnerin rückt all das, das Überleben, in den Vordergrund.Trotz der harschen, distanzierten Fassade, der Tatsache, dass Maeve "Dinge" getan und Geheimnisse hat, ist ihre Verletzlichkeit, ihre Erschöpfung zu spüren. Genau wie jene Müdigkeit von Elizabeth. Während die eine versucht, mit Härte und Arbeit gegen Erinnerungen und Gedanken anzukommen, flüchtet sich die andere zwischen Buchdeckeln, schreibt über die, die ihr Heim aufsuchten. Je mehr Tage vergehen, umso näher rücken die zwei unterschiedlichen Mädchen zusammen. Dabei hat sich Liz geschworen, niemals wieder einen anderen zu brauchen, haben sie doch bisher alle verlassen ...Und vielleicht sollte sie wirklich keiner Fremden vertrauen."The Last Bookstore on Earth" basiert auf einer originellen Idee, deren Potenzial leider kaum angerührt wurde. Sowohl die Katastrophe selbst als auch die Figuren und das "davor" werden auf eine Art oberflächlich behandelt, die es schwer macht, mitzufiebern -und zufühlen. Anekdoten und weitere Erinnerungen, die die gegenwärtige Handlung rege unterbrechen, minimieren zusätzlich das Vorankommen und die Spannung; auch die Kapitel, die uns in die Monate vor den ersten "Sturm" führen, sind nur bedingt relevant, jedoch zumindest so aufschlussreich, dass wir einen Eindruck von Liz' familiärer, angespannter Situation bekommen und uns gewahr werden, dass die Menschen wussten, dass sie ahnten, das etwas Zerstörerisches kommen wird.Da weder Elektrizität noch technische Errungenschaften vorhanden bzw. funktionsfähig sind, und wir lediglich durch Liz, die in New Jersey lebt(e), und durch Maeve, die aus New York stammt, einen Eindruck von den Ausmaßen der Naturkatastrophe bekommen, bleibt fraglich, wie es um andere Kontinente steht. Wirkt dieser Umstand frustrierend und lückenhaft, ist er doch logisch. Dennoch fehlte mir "mehr" - über die Ursachen und Auswirkungen, über Empfehlungen und Maßnahmen der Obigen - solche Informationen hätten die Rückblenden aufgewertet und dem Szenario Tiefe verliehen.Die beiden Hauptfiguren, ihre jetzigen Versionen, wurden hingegen nahbar ausgearbeitet, ihre freundschaftliche Entwicklung war oft humorvoll und stellenweise herzerwärmend. Obgleich es zwischen Maeve und Liz leise knistert, sind romantische Empfindungen nur zu erahnen.In den letzten Kapiteln steigt das Tempo signifikant an, die Zeit läuft, die Gefahren sind zu nah - es wird emotional und mitreißend. Bis ein - mMn - unbefriedigendes, zu schnelles Ende die Geschichte beendet.Positiv möchte ich den Stil von Lily Braun-Arnold erwähnen, der einfach wunderbar zu lesen war und mich trotz meiner Kritik an der Geschichte durch die Seiten zog. Gefühlvoll, modern, mit passendem Zynismus und einem sarkastischen Unterton, sorgt die Autorin trotz aufwallender Beklemmung und Tristesse für unterhaltsame Lesestunden.Dieses Buch ist keine übliche Dystopie, umfängt uns nicht mit der typisch drückenden, vorsichtheischenden Atmosphäre. Auch stehen weder Ereignisse noch Spannung im Vordergrund. Eher nehmen Liz "Wachsen", ihre Gedanken den Fokus ein, die Frage, was Menschen bereit sind zu tun, wenn sie keinen Ausweg mehr sehen, ihnen nicht anderes übrig bleibt als zu kämpfen.Lily Braun-Arnold thematisiert Freundschaft und Vergebung, appelliert daran, das Glück zu suchen, wenn auch die Welt untergeht. Die Schönheit im Schrecken zu finden."Es sieht schön aus. Ich bin jedes Mal überrascht, in diesen Tagen Schönheit zu finden. Die Ästhetik der Apokalypse ist nicht immer ansprechend, aber dieser Sonnenuntergang ist wunderschön. Pinterestwürdig. Eine Pinterest-Pinnwand zum Walduntergang."