Wikinger Saga mit einem Schuss Fantasy
Freya hasst ihren gewalttätigen Mann Vragi, mit dem sie eine Zwangsehe führen muss, weil es ihrer Familie nutzt. Seit über einem Jahr erträgt sie ihn und seine Launen. Dabei träumt sie davon, eine Kriegerin zu sein. Nach einem weiteren Streit mit Vragi, der Freya wieder einmal demütigt und bedroht, lernt sie einen geheimnisvollen Fremden kennen, dessen Anziehung sie sich nur schwer entziehen kann. Kurze Zeit später kehrt dieser mit Jarl Snorri und Vragi zurück. Snorri fordert den Fremden, seinen Sohn und Erben Bjorn dazu auf, mit Freya einen Kampf auf Leben und Tod zu führen ...
Danielle L. Jensen entführt uns mit dem ersten Teil ihrer Skaland-Saga in die sagenumwobene Welt der Wikinger. Ihre Geschichte erzählt von den Gotteskindern, das sind Menschen, die bei der Geburt einen Tropfen göttlicher Macht geschenkt bekommen. Dazu gehören Freya und Bjorn, aber auch Vragi. Andere, wie Fürst Snorri, wollen sich diese Kräfte zunutze machen. Aus diesem spannenden Stoff webt die Autorin ein fesselndes Epos.
Freya ist die Schildmaid, ein Kind der Göttin Hlind. Das macht sie zur Königsmacherin, die ihre Heimat Skaland einen wird. Die Seherin Saga, Bjorns Mutter, hat dies vor zwanzig Jahren prophezeit, bevor sie ermordet wurde. Nachdem Freya als Schildmaid identifiziert ist, macht jeder Jarl in Skaland Jagd auf sie, um König zu werden. Snorri zwingt sie in die nächste Zwangsehe, indem er Freyas Familie bedroht.
Danielle L. Jensen schreibt flüssig und bildhaft. Die Welt von Skaland ist voll Schmutz, Elend, Gewalt und Willkür, was die Autorin in gelegentlich derber Sprache schildert, ebenso wie Freyas sexuelle Fantasien. Leicht vorhersehbar entwickelt sich zwischen Bjorn und ihr eine enorme Anziehung, während sie mit Snorri nur eine Scheinehe führt. Der Jarl zwingt sie mit Runenschwüren und der schwelenden Bedrohung ihrer Familie zu bedingungslosem Gehorsam.
Freya wird uns als starke Frau präsentiert, doch zumindest im ersten Band wird sie dieser Rolle nur streckenweise gerecht. Zwar entledigt sie sich mit einem Kraftakt ihres widerwärtigen ersten Ehemanns, doch nur, um in der nächsten Zwangsehe zu landen. Von Selbstbestimmung kann keine Rede sein. Ihre Familie, von der Freya schrecklich behandelt und ausgenutzt wird, dient ständig als Druckmittel gegen sie. Snorri und seine Hauptfrau Ylva schikanieren sie. Jede neue Willkür wird zur "Prüfung der Götter" erklärt. Freya hat Schwierigkeiten, ihre Macht zu kontrollieren, sodass einer ihrer Wutausbrüche zu vielen Toten führt. Sie droht im Selbstmitleid zu versinken und ihre unerfüllbare Liebe schwächt sie zusätzlich. Bjorn, ist eine der wenigen, der Freya wie einen gleichberechtigten Menschen behandelt und nicht als rechtlose Sklavin. Darüber hinaus werden wiederholt sein gutes Aussehen und seine überzeugenden körperlichen Attribute erwähnt. Er ist ebenfalls ein Gotteskind und ein starker Kämpfer. Seine Wortgeplänkel mit Freya lockern die vorwiegend düstere Atmosphäre immer wieder auf. Trotzdem ist er schwer durchschaubar. Die anderen Charaktere bleiben noch etwas flach.
Der Klappentext hat meine Aufmerksamkeit geweckt und der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Doch im Mittelteil kam es zu Längen und nicht nachvollziehbaren Handlungen. Während die Romanze zwischen Bjorn und Freya sich glaubwürdig entwickelt, warf Freyas sonstige Haltung Fragen auf. Alle ihre Parasiten, ob die unmögliche Familie, die sogar eine Killerin wie Skade abstößt, oder Snorri und Ylva, schubsen sie herum und behandeln sie ganz selbstverständlich wie Dreck ohne den geringsten Hauch von Dankbarkeit. Trotzdem denkt sie nicht an Flucht, sondern wird immer schwächer. Ich frage mich, ob die Ereignisse im letzten Teil daran etwas ändern und die starke Freya neu erstehen lassen.
Trotz Schwächen bzw., nicht ausgeschöpftem Potenzial, bin schon gespannt auf Band zwei.