"Das Böse lebt nicht nur in unserer Vorstellung. Es existiert tatsächlich! Dir scheint das Böse in der Welt nicht bewusst zu sein. Mir schon. Ich spüre es. Ich habe es immer gespürt, gerade hier in diesem Haus ..."
INHALT:
Familienoberhaupt Simeon Lee hat seine Familie über Weihnachten zu sich auf sein Anwesen eingeladen.
Sehnt sich der tyrannische, alte Herr gegen Lebensende gar nach einer Versöhnung mit seinen Söhnen?
Besonders Schwiegertochter Lydia, die mit ihrem Mann Alfred im selben Haus lebt, wünscht sich endlich Unabhängigkeit und ein eigenes Leben.
Doch die Familie ist zum Teil vom Vermögen und der Güte des Hausherrn abhängig und die Beziehungen untereinander bergen diverse Spannungen.
Auch zwei Überraschungsgäste werden für die Feiertage angekündigt.
Und als schließlich alle beisammen sind, scheint Simeon Lee vielmehr großen Gefallen daran zu finden, Unfrieden zu stiften ("Dieses Weihnachtsfest werde ich richtig genießen.").
Kurz nachdem er angibt, sein Testament ändern zu wollen, wird er mit aufgeschlitzter Kehle tot aufgefunden.
Und schnell wird klar: Der Mörder ist mitten unter ihnen!
Hercule Poirot beginnt zu ermitteln ...
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MEINUNG:
In sehr viel jüngeren Jahren habe ich es mal mit einem Buch aus der Miss Marple-Reihe versucht, da ich damals die Filme gerne mochte. Doch da habe ich nicht wirklich in das Buch hineingefunden.
Schade, dass ich mich erst jetzt wieder mit einem Werk von Agatha Christie auseinandergesetzt habe. Denn das hat diesmal gut mit uns beiden harmoniert!
Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mir einige Leseproben der Bücher angeschaut habe und ich da Unterschiede im Schreibstil wahrgenommen habe. Die Bücher wurden von sehr vielen verschiedenen Übersetzer*innen ins Deutsche übertragen ich denke, das kann sehr viel ausmachen.
Der Schreibstil und die Geschichte von "Hercule Poirots Weihnachten" wirkten auf mich moderner, als ich es mir aufgrund des Alters (Original ist von 1938) vorgestellt hatte.
Der Fokus liegt neben der Figurenzeichnung auf den Beziehungen der Personen, die auch Poirot zu ergründen versucht.
Poirot selbst kommt dadurch erst nach knapp einem Drittel des Buches ins Spiel, was mich anfangs verwundert hat. Doch ich mochte das langsame Fortschreiten der Handlung, die authentisch wirkt. Für manche Lesende könnte es jedoch etwas zu wenig Spannung bedeuten. Interessant sind die Entwicklungen dennoch.
Was mich etwas gestört hat, ist, dass der allwissende Erzähler so oft das Äußere von Personen (negativ) bewertet hat.
Und zur Verwendung des Z-Wortes würde ich mir heute eine kurze Anmerkung wünschen, dass diese im historischen Kontext zu sehen ist.
Der hiesigen Fassung von 2015 kann ich dies jedoch verzeihen.
Dafür sorgte das Ende bei mir für eine große Überraschung und Begeisterung mit der Auflösung hatte ich nicht gerechnet!
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FAZIT: Ich würde sagen, hiermit habe ich Agatha Christie für mich entdeckt! Das Buch hat mich insgesamt gut unterhalten, zum Miträtseln angeregt, die Figurenzeichnung hat mir gefallen und die Auflösung hat mich begeistert!
Wenn ihr gerne Krimis lest, die langsam voranschreiten und ihren Schwerpunkt auf den Beziehungen und der Zeichnung von Figuren haben, kann ich euch die Lektüre empfehlen. 4/5 Sterne! Und ich freue mich schon auf weitere Geschichten der bekannten Autorin!