Dieser zweite Teil der Kinder der Kirschblüten knüpt nahtlos an die Geschehnisse seines Vorgängers an. Das empfinde ich auch als sehr passend, da ich schon bei Teil 1 der Meinung gewesen bin, dass die einzelnen Teile eigentlich viel eher in einen zusammenhängenden Gesamtband passen würden. Nun wurde das zumindest für diese beiden Teile realisiert. Mal schauen, ob es zum Erscheinungstermin des letzten Bandes, ein Gesamtwerk zu erwerben geben wird. Auf jeden Fall habe ich dann auch recht schnell wieder in die Geschichte hineingefunden, weil auch ein paar der wesentlichen Vorgeschehnisse nochmal knapp dargestellt worden sind.
Der besondere Schreibstil hat aber ganz genauso dazu beigetragen. Die langen Sätze, die oftmals aus einer Ansammlung an Aufzählungen bestehen, bewirken bei mir irgendwie, dass ich die Handlung gleich als noch spannender empfinde. Sie lassen sich erstaunlich schnell runterlesen. Der Wechsel zwischen gehobenerer Sprache und der fluchlastigen von Hanna und ihren Freunden verleiht dem Buch zudem eine gewisse Authentizität. Man nimmt dem Autor ab, dass bestimmte Figuren sich eben auf eine bestimmte Art und Weise ausdrücken. Den ein oder anderen Rechtschreibfehler könnte man allerdings noch ausbügeln.
Hanna und die restlichen Kinder der Kirschblüten sind nach wie vor eine sehr interessante Truppe. Sie kommen einem so gar nicht wie die Helden einer Geschichte vor. Sie fühlen sich von der Welt betrogen, sehen kaum noch das Gute in anderen Menschen. Dass sie, insbesondere Hanna, gegen einen mächtigen Feind kämpfen sollen, interessiert sie eher nur zweitrangig. Ihr eigentliches Ziel ist etwas anderes: Sie wollen denen beistehen, denen genauso übel mitgespielt worden ist wie ihnen selbst und deren Widersacher bestrafen, darauf aufmerksam machen, was sie ihnen angetan haben. Sie starten da über das Internet eine Aktion, die sehr schnell enorme Ausmaße annimmt und mit der sie gerade die Aufmerksamkeit von demjenigen auf sich lenken, vor dem sie sich vorerst versteckt halten. Ich finde dieses Konzept der Antihelden hier sehr interessant.
Einige der Fragen, die aus dem Vorgänger offen geblieben sind, wurden hier beantwortet. War es zuvor noch sehr rätselhaft, was es mit Hannas Fähigkeiten und den mysteriösen Artefakten auf sich hat, setzt sich nun langsam ein Puzzle zusammen, das einem offenbahrt was da so für ein Spiel gespielt wird. Der Gegenspieler ist offenbahrt worden; der große Showdown kann nun kommen. Das recht offene Ende gibt einen Ausblick auf das, was noch kommen mag, macht also sehr neugierig und lässt mich schon jetzt um Hanna und ihre Freunde bangen.
Zwischendurch werden, wie aus Teil 1 schon gewohnt, auch die Sichtweisen einiger anderer Figuren eingestreut. Das verleiht der Story eine gewisse Dynamik und mehr Pepp. Vor allem Sarahs Perspektive hat mich richtig gefesselt. Von mir aus könnte man aus ihrer Geschichte gleich ein ganzes Buch machen. Ihre Passagen gefallen mir einfach am besten, weil sie so in sich stimmig wirken. Der Rest dieses Teils dagegen kommt mir manchmal zu schnell runtererzählt vor. An einigen Stellen wie z.B. das Aufspüren von BloodAngel, die Racheaktion der Kinder der Kirschblüte oder Sarahs plötzliches Auftauchen. Da hätte ich es besser gefunden, wenn da noch etwas weiter ausgeholt worden wäre, weil ich so das Gefühl habe, dass ein paar entscheidende Schritte fehlen. Die Geschehnisse wirken zu überstürzt und irgendwie unvollständig. Das ist in Teil 1 besser gelungen.
Alles in allem hat mir aber auch dieser zweite Teil sehr gut gefallen. Der Schreibstil fesselt mich auch hier wieder an die Seiten. Hanna und ihre Freunde passen so gar nicht in das Bild von typischen Helden, was ich sehr faszinierend finde. Aus Sarahs Geschichte könnte man glatt ein ganzes Buch machen, so sehr gefallen mir die Passagen aus ihrer Sicht. Wenn man jetzt an der ein oder anderen Stelle noch ein paar Lücken füllen würde, dann würde ich sehr gern auch 5 Sterne geben. So bleibt es aber trotzdem noch bei guten 4 Sternen.