Alle großen Schriftsteller fragen danach, was es überhaupt heißt ein Mensch zu sein, welche Bedingungen es sind, die das Leben eines Menschen ausrichten? Ist es die Herkunft oder Erziehung? Ist es das Gehirn oder das Schicksal selbst? Betrachtet man Georg Büchners literarisches Werk unvoreingenommen, tritt das Politische, das Revolutionäre, kurz: all das was Büchner zum Klassiker des Deutschunterrichtes prädestiniert, immer mehr in den Hintergrund. Was dieser junge Dichter über die welt meinte heraudgefunden zu haben, war universeller und unendlich trauriger.
Trotz seiner relativ kurzen Schaffensphase zählt Büchner zu den bedeutendsten Literaten der deutschen Literatur. Aktiv an der Verbreitung der aufkommenden revolutionären liberalen Gedanken und Forderungen des Vormärz beteiligt, tritt er auch in seinen literarischen Werken dafür ein. Büchner begreift Literatur als Organ gesellschaftlichen Lebens, das die kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und politischen zuständen seiner Zeit beinhalten soll. Ein besonderer und immer weiderkehrender Aspekt in Büchners Werk ist der soziale determinismus: die gesellschaftlichen Zwänge, in denen sich jedes Indivduum befindet und wie diese Strukturen in der Lage sind, Menschen zu deformieren und zum Äußersten zu treiben.
"Die Unruhe, die Büchner stiftet, ist von überraschender Gegenwärtigkeit, sie ist da, anwesend hier im Saal. Über fünf Geschlechter springt sie einem entgegen."
Heinrich Böll