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Spur und Abweg

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eBook epub
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Wie ist es, als Sohn eines von den Nazis verfolgten Vaters zwischen den Enkeln von Tätern aufzuwachsen? In Spur und Abweg stellt Kurt Tallert sich der Verfolgungsgeschichte seiner Familie. Das Besondere an seinem Schicksal und seiner Perspektive auf die deutsche Geschichte: Kurt Tallert ist heute 37 Jahre alt, und doch wurde sein Vater als junger Mann noch von den Nazis als Halbjude verfolgt. Harry Tallert ist bei der Geburt seines Sohnes 58 Jahre alt. Und stirbt zwölf Jahre später. Schon als Schüler muss Kurt Tallert erfahren: Was für weite Teile seiner Generation Schulbuchvergangenheit ist, ist für ihn lebendig, zum Greifen nah, die Geschichte seines Vaters. Eines Vaters, der nach der Befreiung in Deutschland bleibt, Journalist wird und Mitglied des Bundestags. Und der doch ein Leben lang seinen Platz sucht.
In Spur und Abweg trifft Vergangenheit auf Gegenwart, Überliefertes auf Verdrängtes, Erlebtes auf Erinnertes, erzählt Kurt Tallert in unverwechselbarem Ton die Geschichte seines Vaters und seine eigene. Ein unvergessliches Debüt und ein Stück Gegenwartsliteratur, in dem die Scherben eines Lebens zu einem Spiegel der Gesellschaft zusammengelegt werden.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
13. Februar 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
240
Dateigröße
1,70 MB
Autor/Autorin
Kurt Tallert
Verlag/Hersteller
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783755810087

Portrait

Kurt Tallert

KURT TALLERT wurde 1986 in Bad Honnef geboren und studierte Germanistik und Hispanistik in Aachen und Santiago de Chile. Unter dem Künstlernamen »Retrogott« prägt er als Rapper, DJ und Produzent seit mehr als zwanzig Jahren die deutsche Hip-Hop-Szene und veröffentlichte zahlreiche Alben. >Spur und Abweg< ist sein schriftstellerisches Debüt.

Pressestimmen

»Eine wirklich sehr bewegende Geschichte«
WDR COSMO

»Kurt Tallerts literarisches Debüt ist ein blitzgescheiter Text. «
Sascha Feuchert, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

»beeindruckend gut geschrieben«
Keno Mescher, WDR 3 OPEN:MULTITRACK

» Spur und Abweg ist eine gelungene Mischung aus Selbsterkundung, Porträt und Zeitdiagnose. Autor Tallert findet hier einen unmittelbaren und persönlichen Zugang zu Deutschlands dunkelster Stunde und macht die Vergangenheit für uns gegenwärtig. In der aktuellen Lage kommt das Buch keine Sekunde zu früh. «
Moritz Holler, WDR5 LESEFRÜCHTE

»In Spur und Abweg erzählt der Sohn Kurt Tallert, heute 38 Jahre alt, die Verfolgungsgeschichte seiner Familie bis zurück zur jüdischen Urgroßmutter. Und was das alles mit ihm zu tun hat. «
Kristina Harthauer, SWR Kultur

»Ein absolut lesenswertes Debüt. «
Alex Hertel, FM4

»Als Rapper Retrogott hat Kurt Tallert schon einige harte Lines [. . .] gespittet. Was er aber nun am Start hat, ist wirklich die Härte. «
Stephan Rehm, MUSIKEXPRESS

»Zwischen Essay, Literatur und Dokument findet [Kurt Tallert] einen neuen Weg der Erinnerung. «
Jakob Stärker, KULTUR. WEST

»Ein Buch, das Erinnern ins Hier & Heute transponiert. «
SÜDHESSEN WOCHENBLATT DARMSTADT

»Ein bewegendes und sprachgewaltiges Buch, das zum Innehalten und zum Nachdenken bewegt. «
Sigrid Lünnemann, OLDENBURGER MÜNSTERLAND - DAS MAGAZIN

»Tallerts Buch ist der Versuch, eine deutsch-jüdische Familiengeschichte in ihrem historischen Kontext, ihren Auswirkungen auf die Gegenwart und nicht zuletzt auf sich selbst zu verstehen. «
Elias Angele, JUNGLE WORLD

Besprechung vom 08.10.2024

Alte Nazis, neue Ämter
Kurt Tallert über das Leben seines Vaters

Am Anfang war die Erinnerung an dieses Bild, das groß im elterlichen Treppenhaus hing, den kleinen Kurt Tallert nicht losließ und zahllose Fragen in ihm weckte: Francisco de Goyas "Duell mit Knüppeln", auf dem sich "zwei Spanier, knietief im Morast der kastilischen Steppe versunken, gegenseitig die Köpfe mit Knüppeln einschlagen". Für seinen Vater Harry, SPD-Politiker und Überlebender des Holocaust, waren die beiden Figuren wie Brüder und illustrierten trefflich die Sinnlosigkeit des Krieges: Sie stehen im selben existenziellen Schlamm und prügeln sich gegenseitig zu Tode. "Absurd" nannte der Vater solche Konstellationen, die ihm zutiefst menschlich erschienen. "Absurd" wird daher auch zur Kernvokabel für den Sohn Kurt, der jetzt einen überaus bemerkenswerten Essay über das Leben seines Vaters vorgelegt hat und zugleich davon erzählt, wie dessen Spuren und Abwege seinen eigenen Alltag - 27 Jahre nach dem Tod Harrys - noch immer prägen.

Harry Tallert wurde 1927 im schlesischen Beuthen (heute Bytom) als Sohn eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter geboren und galt den Nationalsozialisten daher als "Halbjude". Als solcher flog er aus der Hitlerjugend, was dem Jungen eine schlimme Kränkung zufügte, denn auch er wollte in jungem Alter vor allem eins: dazugehören. Rachephantasien löste die Demütigung aus, wie Harry sich später erinnern sollte, und absurde Tagträume: Was wäre, wenn er, der Ausgestoßene, dem "Führer" bei einem Attentat heldenhaft das Leben retten würde? Sicher würde man ihn dann als "Ehrenarier" wieder in die Volksgemeinschaft aufnehmen und entsprechend feiern. Stattdessen wurde er immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt, bis er sich als Siebzehnjähriger im Zwangsarbeitslager Lenne wiederfand. Hier sollte er wie rund 3000 Leidensgenossen für die deutsche Rüstungsindustrie schuften.

Nach rund acht Monaten endete Harry Tallerts Lagerzeit. Sein Vater war unterdessen nach Theresienstadt deportiert worden, konnte aber überleben, während andere Mitglieder seiner jüdischen Familie in Auschwitz ermordet worden waren. Nach dem Krieg musste Harry mit Mühe den deutschen Nachkriegsbehörden beweisen, dass er als Halbjude verfolgt worden war und ihm Entschädigung zustand - eine weitere Demütigung und eine erneute Absurdität: Waren es nicht deutsche Behörden, denen zwölf Jahre lang sein "halbes" Jüdischsein als einzig relevantes Faktum seiner Existenz galt? Und nun wollten sie davon nichts mehr wissen.

Die plötzliche Amnesie hatte in der neu gegründeten BRD allerdings nicht nur die Verwaltung ergriffen, überall gab es Erinnerungslücken und Verdrängung, die Tallert kaum noch ertragen konnte. Als SPD-Bundestagsabgeordneter musste er später etwa miterleben, wie Günther Nollau in der Fraktion als Kandidat für das Präsidentenamt beim Bundesverfassungsschutz präsentiert wurde. Ihm werde speiübel, wenn er mitansehen müsse, dass ehemalige NSDAP-Leute wieder in die höchsten Positionen gebracht würden, schrie Tallert dem Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner seinen Frust ins Gesicht. "Du kennst nicht die anderen!", brüllt dieser zurück - und das war's dann.

Kurt Tallert, der sich bereits als Rapper "Retrogott" einen Namen gemacht hat, erzählt nicht chronologisch vom Schicksal seines Vaters, sondern verwebt einzelne Episoden mit der eigenen Suche und flicht dabei immer wieder Zitate aus Harrys Lagerbriefen ein oder gibt dessen literarische Versuche wieder, das Erlittene einigermaßen in den Griff zu bekommen. Dieses Vorgehen begründet Kurt auch mit einem angeblichen Defizit: Für anderes fehle es ihm an "emotionaler Distanz, wissenschaftlichem Eifer und Geduld".

Das klingt so, als würde er seinem Stoff nicht gerecht - doch das Gegenteil ist der Fall. Kurt Tallerts literarisches Debüt ist ein blitzgescheiter Text, der nicht nur die eigene Familienbiographie reflektiert, sondern immer wieder ins Große ausgreift. So finden sich zum Beispiel Bemerkungen zur deutschen Erinnerungskultur, die Zentrales treffen: "In ihren Sonntagsreden zu den Themen Hitlerismus und Shoah sprechen Politiker, ohne mit der Wimper zu zucken, vom Zivilisationsbruch. Dabei kommt es mir eher so vor, als habe die Zivilisation zu ihrem endgültigen Durchbruch uns Menschen gebrochen. Die Rede vom Zivilisationsbruch klammert nicht nur die pränazistische Verfolgungsgeschichte der Juden in der Welt, vor allem aber in Europa, aus, sondern glänzt durch ihre systematische Verkennung von Kolonialgeschichte, Sklaverei, Imperialismus, vorangegangenen Kriegen und zu guter Letzt der Gegenwart. Sie verkennt das Gebrochene an der Zivilisation." SASCHA FEUCHERT

Kurt Tallert: "Spur und Abweg".

DuMont Buchverlag, Köln 2024. 240 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon christine_tarot am 29.02.2024
Spur und Abweg ist ein berührender und ehrlicher Bericht über die Suche nach der eigenen Identität inmitten einer belasteten Familiengeschichte. Kurt Tallert erzählt von seinem Vater Harry, der als Halbjude unter den Nazis leiden musste, und von seiner Urgroßmutter Berta, die ihm ein Fenster in die jüdische Kultur öffnete. Er beschreibt seine Reisen durch Deutschland, seine Kindheitserinnerungen und seine Gefühle der Zugehörigkeit und Fremdheit. Er stellt sich die Frage, wie die Vergangenheit seine Gegenwart und Zukunft beeinflusst, und wie er mit dem Erbe seiner Vorfahren umgehen soll.Das Buch ist eine Hommage an einen Vater, der trotz seiner Traumata seinen Sohn liebte und ihm Werte vermittelte. Es ist auch eine Reflexion über die deutsche Geschichte, die Schuld und die Verantwortung, die daraus erwachsen. Kurt Tallert schreibt mit einer klaren und poetischen Sprache, die den Leser fesselt und berührt. Er zeigt uns, dass Erinnern oder Vergessen nicht nur eine persönliche Wahl ist, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Spur und Abweg ist ein Buch, das zum Nachdenken und zum Dialog anregt. Es ist ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.Das Buch ist nicht nur eine autobiografische Erzählung, sondern auch eine literarische Analyse. Kurt Tallert bezieht sich auf verschiedene Werke von Schriftstellern wie Kafka, Celan, Grass und Sebald, die sich ebenfalls mit dem Thema der jüdischen Identität und der deutschen Schuld auseinandergesetzt haben. Er zeigt, wie diese Werke seine Sichtweise beeinflusst und inspiriert haben, und wie er seinen eigenen literarischen Stil gefunden hat.Das Buch ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Heimat. Kurt Tallert fragt sich, was Heimat für ihn bedeutet, und ob er sich in Deutschland wirklich zu Hause fühlt. Er beschreibt seine Erfahrungen mit Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung, aber auch mit Solidarität, Freundschaft und Liebe. Er erkundet die verschiedenen Orte, die für ihn eine Bedeutung haben, wie Bad Honnef, Berlin, Frankfurt, München und Israel. Er zeigt, wie Heimat nicht nur ein geografischer, sondern auch ein emotionaler und kultureller Raum ist.Das Buch ist schließlich eine Einladung zum Dialog. Kurt Tallert wendet sich an seine Leser, und fordert sie auf, sich mit ihm und seiner Geschichte auseinanderzusetzen. Er stellt Fragen, die nicht nur ihn, sondern auch uns betreffen, wie: Was bedeutet es, deutsch zu sein? Wie gehen wir mit unserer Vergangenheit um? Wie können wir eine offene und tolerante Gesellschaft gestalten? Er bietet keine einfachen Antworten, sondern regt zum Nachdenken und zum Austausch an. Er zeigt, dass Erinnern oder Vergessen nicht nur eine individuelle, sondern auch eine kollektive Aufgabe ist.
LovelyBooks-BewertungVon fraupelikan am 22.02.2024
Quälerei!