Den Einstieg ins Buch fand ich sehr gelungen. Ein mysteriös gefasster Prolog kündigt verschwiegene Ereignisse und deren Offenlegung an und stimmt ein mit "Beginnen wir mit dem Anfang vom Ende". Eine ungeplante Begegnung in einem Café im Jahr 2000 wird zu einer spannenden Schnitzeljagd für die junge Anwältin Cara. Sie ist getrieben von ihrer Neugier und dem Begehren das Bündel aus dem uralten Aktenkoffer der rechtmäßigen Person zu übergeben. In den für meinen Geschmack unvermittelt einsetzenden Rückblenden in die Vergangenheit erfährt man nach und nach immer mehr über die Hauptpersonen Adele, Albert und Richard sowie deren Familien.Die Kapitel waren mir teils zu kurz gefasst, als dass ich richtig in die Atmosphäre der damaligen Zeit hätte eintauchen können. Sprachlich bietet der Roman so tolle Sätze wie "Fünfzig Jahre und einen Tod später kommen seine letzten Briefe zu ihm zurück." (S. 49) oder "Wortlos ließen sie sich in die Nähe fallen, die ihnen so lange verboten gewesen war." (S. 82).Dann wiederum gibt es Passagen, in denen ich mir deutlich mehr Adjektive gewünscht hätte oder mehr Gefühl, weniger Distanziertheit. Ein bisschen kam es mir so vor, als handelte es sich um eine gekürzte Romanfassung, was aber nicht der Fall ist. Zur Rechtfertigung lässt sich der Prolog zitieren mit "Die Erinnerungen sind lückenhaft."Ich fand das Thema des Romans durchaus interessant und selten, die literarische Umsetzung hat meine Erwartungen jedoch nicht ganz erfüllt.