Für Liv ist es in letzter Zeit schwer gewesen, erst geht ihre Beziehung zu Bruch und dann muss sie auch noch so schnell wie möglich aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Im London kein leichtes Spiel. Doch sie hat Glück und findet eine Klasse WG mit einer wunderbaren Mitbewohnerin. Es könnte perfekt sein, wenn nicht auch ihr bester Freund aus Kindheitstagen dort wohnen würde, zu dem sie seit dem Tod ihres Bruders urplötzlich keinen Kontakt mehr hatte. Noah ist außerdem nicht mehr der, den Liv kennt, er ist aufmüpfig, abweisend und einfach ein Arsch. Als Liv dann auch noch in ihrer Redaktion die Pistole auf die Brust gesetzt bekommt einen Artikel über das Bekehren eines Playboys zu schreiben, ist das Drama eigentlich perfekt. Doch warum Skrupel haben, wenn man das beste Testobjekt vor der Nase hat? Die beiden Protagonisten sind hier ziemlich interessante Personen, leider auch zwei äußerst anstrengende. Liv ist eine kleine Heulsuse. Schon klar, dass eine Trennung nicht schön ist und der Horror in der Redaktion auf sie wartet, das Studium schlecht läuft und sie immernoch am Tod ihres Bruders knabbert, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie selbst irgendwie versucht etwas zu ändern. Anfangs dümpelt sie als kleines 'Opfer' zwischen den Tagen dahin und bemitleidet sich einfach selbst. Das kann schon nerven. Mach und nach hat sie im Buch etwas mehr zu sich gefunden und aus einem weinerlichen Mädel wurde jemand, der zumindest versucht seine Frau zu stehen. Dann ist da Noah, der Bad Boy, der meiner Meinung nach eigentlich kein Bad Boy ist. Playboy ja, Bad Boy nein. Aber er versucht sich selbst so darzustellen und wird - warum auch immer - von allen so anerkannt. Dabei ist er einfach ein lieber Kerl mit Sinn für Humor, der das nur nicht durchblicken lassen will und sich daher lieber wie die Axt im Walde aufführt. Zusammen waren Liv und Noah dann auch irgendwie nicht ganz so glaubwürdig. In meinen Augen war es zu schnell eine Beziehung. Klar, sie kennen sich seit Jahren und finden halt wieder in ihre alten Ichs und dann zueinander, aber ich empfand es als holpriges und spunghaftes: Jetzt sind wir wieder wie früher und yeah, geht schon. Dabei hapert es zwischen den beiden eindeutig an Kommunikation. Immer wieder unnötige Streits, die man so leicht aus der Welt schaffen könnte. Das große 'Problem' zwischen den beiden ist der Tod von Livs Bruder und es dauert soooo lange, bis sie endlich mal reden. Das war unnötig und scheinbar ebenso unausweichlich, wie die Beziehung der beiden. Wobei sich beide so unrealistisch schnell in andere Richtungen entwickelt haben, dass ich das nicht wirklich glauben konnte. Wenn man davon absieht, war das Spiel zwischen den beiden als Paar jedoch angenehm, wenn auch eher beste Freunde Basis. Der Schreibstil war ziemlich gut. Man kann das Buch schnell in einem Rutsch lesen und die Beschreibungen sind sehr bildlich gehalten. Es braucht nicht viel sich Setting und Situationen vorzustellen. Insgesamt fand ich das Buch ganz nett zum einmal lesen und dann weitergeben. Es ist kein Meisterwerk der Gefühle, aber auch kein Trash. Wer also eine kleine Liebesgeschichte zwischen besten Freunden will, wird hier wohl fündig werden.