Beschwingter dritter Teil der Lancroft Abbey Reihe, der zu unterhalten versteht.
März 1814, Grafschaft Somerset:Die lebenslustige Vivian Barnett, die sich noch in einer Mädchenschule für höhere Töchter befindet, hatte sich schon sehr auf ihre erste Saison in London gefreut. Doch zu ihrem Verdruss wird sie weder von ihrer älteren Schwester abgeholt, die sie zunächst nach Lancroft Abbey bringen sollte, noch scheint es im Bereich des Möglichen zu liegen, in diesem Jahr zu debütieren. Stattdessen muss Vivian auf ihrer Heimreise mit einer leicht überspannten Lehrerin als Anstandsdame vorlieb nehmen. Da Vivian keine Lust darauf hat, nimmt sie schnellstmöglich Reißaus, als sich ihr die Gelegenheit bietet. Sie beschließt mit ihrem Pferd voraus zu reiten, bis zum nächsten Gasthof. Doch leider hat sie die Rechnung ohne das Wetter gemacht, dass schon bald umschlägt. Zudem begreift Vivian irgendwann, dass sie vom Weg abgekommen sein muss. Sie befindet sich in einem unüberschaubaren Waldgebiet und es gelingt ihr nur mit letzter Kraftreserve, es zu einer kleinen Hütte zu schaffen.Der scheinbare Bewohner der Hütte, ein Schäfer, staunt nicht schlecht, als er die junge Dame vor sich sieht und bittet sie herein in die gute Stube.Vivian ist dankbar für die angebotene Freundlichkeit. Zudem hat der angebliche Schäfer ein äußerst attraktives Antlitz. Sie ahnt nicht, dass sie keinesfalls einen Bürgerlichen vor sich hat. Denn es ist Justin Rawling, der frischgebackene Viscount of Badwell höchstpersönlich, der sich in die Kleidung eines Schäfers gehüllt hat- vorzugsweise um eine adlige Dame zu einem erotischen Stelldichein in die Hütte zu bitten, die eine Schwäche für Rollenspiele besitzt. Doch wurde er kurz zuvor von besagter Dame versetzt. Justin ist sehr angetan von Vivian, die er für eine Bürgerliche hält. Da beide eine zeitlang in der Hütte ausharren müssen, lässt er sich auf eine muntere Unterhaltung ein und sorgt sich, einige Stunden später sehr um ihr Wohl, nachdem sie ihren Ritt zum Gasthof fortgesetzt hat. Dieses ritterliche Verhalten will so gar nicht mehr zu Justins neuem Leben passen. Denn seit dessen Vater und älterer Bruder bei einem Unfall starben, ist er nun der Titelerbe und gibt sich die beste Mühe, den schlechten Eindruck, den sein Vater stets von ihm hatte, zu bekräftigen in dem er sämtlichen Lastern frönt. Doch ausgerechnet die schöne Unbekannte hat in ihm einen Nerv zum Klingen gebracht und so beschließt er insgeheim, sich zu bessern und den ihn anvertrauten Pächtern und Mitarbeitern von nun an ein guter Dienstherr zu sein. Auch eine Einladung eines entfernten Verwandten, der in Bälde heiraten will, nimmt er an, um das zerrüttete familiäre Verhältnis, dass sein Vater mit den Verwandten des jungen Mannes pflegte, wieder zu kitten. Justin ahnt nicht, dass er auf der Hochzeit auch der unbekannten schönen jungen Frau aus der Hütte wieder begegnen wird...Die Familienreihe um die lebhaften Barnetts von Lancroft Abbey, geht bereits in die dritte Runde und es wird nicht nur geheiratet (Vivians Schwester Penelope, muss schließlich endlich unter die Haube gebracht werden ) sondern auch ordentlich gezankt. Zum einen hat sich die Patriarchin der Barnetts doch tatsächlich mit Cousine Agatha überworfen, die nun fern von Lancroft Abbey weilt und zum anderen gerät die jüngste Tochter des Hauses, Vivian, ausgerechnet an einen Mann der in ihren Augen keine gute Partie darstellt. Denn Vivian hat es sich in den Kopf gesetzt, sich für die Frauenrechte im Land stark zu machen und möchte daher am liebsten einen älteren, erfahrene Mann zum Gatten nehmen, der nicht nur reich genug ist um ihr eine Frauenschule zu ermöglichen; sie erhofft sich zudem von ihrem Zukünftigen, dass dieser sich ebenfalls politisch stark engagiert.Das klingt zunächst einmal nach einem sehr lobenswerten aber auch reichlich naiven Plan. Und in der Tat hat es mir die Romanheldin des dritten Bandes leider nicht leicht gemacht. Ich fand, dass Vivian stets eine Spur zu impulsiv agierte und ihre Naivität einfach "too much" war. Sie brachte sich und ihren guten Ruf einfach zu oft in Gefahr und das passte so gar nicht zu einer jungen Frau ihrer Zeit, die ja durchaus eine gute Schulausbildung genossen hatte. Sicherlich, es handelt sich hier um einen fiktionalen Roman, doch ich hätte mir so sehr gewünscht, dass Vivian nicht ganz so leichtfertig gestrickt gewesen wäre. Daher habe ich bei meiner Bewertung auch einen ganzen Punkt abgezogen.Richtig gut gefallen hat es mir hingegen, dass Vivians und Justins Liebesgeschichte sehr in den Fokus gerückt wurde. In den beiden Vorgängerbänden, waren die Liebesgeschichten eher schmückendes Beiwerk, wie ich fand. Doch in "Die stürmische Braut", hat Sophia Farago ihrem Heldenpaar viele muntere und amüsante Dialoge auf den Leib geschrieben.Zwar wirken Vivian und Justin in mancher Hinsicht noch recht unreif und müssen sich zunächst zusammenraufen, doch sind sie lernfähig. Dazu lässt sich auch der dritte Teil der Lancroft Abbey Reihe praktisch wie aus einem Guss lesen und ich hatte trotz Violets Naivität wieder einmal vergnügliche Lesestunden. Kurz gefasst: Beschwingter dritter Teil der Lancroft Abbey Reihe, der zu unterhalten versteht. Lancroft Abbey Reihe:1. Teil: Der Heiratsplan2. Teil: Verlobung wider Willen3. Teil: Die stürmische Braut4. Teil: Küsse am Wiener Kongress5. Teil: Ein Dandy in Nöten6. Teil: Die perfekte Braut