Streit als ein Mittel zur Aushandlung von Interessenskonflikten ist eine Konstante menschlicher Gemeinschaft. So verwundert es nicht, dass Streit, beginnend mit Kain und Abel oder dem Zorn des Achill, von den ersten Anfängen an ein fortwährendes Thema der europäischen Kultur ist. Jenseits von Krieg und Gewalt enthält Streit auch kreatives Potenzial, was sich in den verschiedensten Gattungen fiktionaler und non-fiktionaler Literatur offenbart. Hier wird bald Streit im intellektuellen Spiel nach allen Regeln der Kunst in Szene gesetzt, bald wird die Literatur im Kontext religiöser, kultureller und politischer Formierungsprozesse zum Instrument schärfster Auseinandersetzung. Dieser Band ist dem Inszenierungscharakter literarischer Streitkultur und seiner Funktionalisierung in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen gewidmet; aus historischer, literatur- und sprachwissenschaftlicher Perspektive werden Beispiele von der Antike bis zur Frühen Neuzeit untersucht.
Inhaltsverzeichnis
1;Inhalt;7 2;Einleitung;11 3;I. Antike und Mittelalter: Streit in und mit Texten;19 3.1;Viel Lärm um Nichts? Ästhetik des Streite(n)s und inszenierte Streitkultur in Aristophanes Fröschen;21 3.2;Altchristliche Hymnen und Lieder als Instrument doktrinärer Streitigkeiten (Hilarius Ambrosius Augustinus);41 3.3;Kann man Christus verdauen? Die theologische Deutung des Abendmahls als Thema eines hochmittelalterlichen Streitgedichts;67 3.4;Performance, argument, and assembly politics (ca. 1080 ca. 1160);87 4;II. Frühe Neuzeit: Literarische Formen der Streitkultur;109 4.1;Ein erster Ansatz zur Konstituierung einer humanistischen Streitkultur: Petrarcas Invective contra medicum;111 4.2;Magnus animi tui candor, or: How Julius Caesar Scaliger told Geronimo Cardano that he was a fool;129 4.3;Polemique et onomastique chez Erasme;147 4.4;Luther gegen Eck, Luther gegen Erasmus und Castellio gegen Calvin. Die Normalform reformatorischer Streitgespräche und die Entgleisung eines innerprotestantischen Streits;169 4.5;Petromachies renaissantes: de la dispute rituelle au combat des idees a lombre des pierres parlantes;221 4.6;Die Kunst des Streitens. Clement Marots Bittbriefe an Francois Ier;247 5;III. Frühe Neuzeit: Soziale Dimension und Funktion öffentlichen Streitens;259 5.1;Streitkultur. Die Invektive bei den italienischen Humanisten;261 5.2;Liebe die Reuchlinisten, verachte die Arnoldisten. Die Reuchlin-Kontroverse und der Humanistenkreis um Mutianus Rufus;297 5.3;Struktur Konzept Temperament. Jakob Wimpfelings Fehden;319 5.4;Streitkulturen. Perspektiven der Volkskunde/Europäischen Ethnologie;333 5.5;Factus est maximus tumultus cum scandalo. Rangkonflikte im kurialen Zeremoniell der Renaissance;355 6;IV. 18. / 19. Jahrhundert: Streitkultur im Übergang zur Moderne;379 6.1;Zum Streit um Sprache im siglo ilustrado: Themen, Textsorten, Typen der Argumentation;381 6.2;Mental Men and Bodily Women: Argument as Marital Row in the Scriblerian Circle;401 6.3;Duelling and the Culture of Brit
ish Romantic Literature;421 7;Index Nominum;437