Inhalt: Der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz wurde dank seines Romans Die Stadt der träumenden Bücher in Zamonien und vor allem in Buchhaim bekannt. In dieser Geschichte kehrt Mythenmetz nach Buchhaim zurück, da er eine Nachricht bekommt, die ihn neugierig macht. Und er muss feststellen, dass sich die Stadt seit seinem letzten Besuch ziemlich verändert hat.Leider lässt sich der Inhalt der Geschichte auf wenige Sätze zusammenfassen. Das lag hauptsächlich daran, weil die Handlung überhaupt nicht in Gang kommt. Mythenmetz hat in Das Labyrinth der träumenden Bücher wenn man großzügig aufrundet fünf bis sechs Stationen, an denen er aber sehr lange verweilt und an deren Orten auch nicht wirklich etwas passiert.So kehrt er zu Beginn nach Buchhaim zurück, trifft einen Freund wieder und findet sich schließlich gemeinsam mit einer Schreckse in einem Puppentheater wieder. Mythenmetz muss erstaunt feststellen, dass ihn das Puppentheater fasziniert und er sich gerne mehr mit der Thematik beschäftigen möchte, um dann ein Buch darüber zu schreiben.Und so führt uns Walter Moers in den Puppetismus ein. Zuvor erzählte er uns noch was es mit dem Bibliotismus (ich bin mir gerade nicht sicher, ob das Wort wirklich so heißt) auf sich hat. Moers führt hier ausführlichst in das zamonische Kulturgut ein. Das Problem an der Sache ist, dass die Inhalte einerseits sehr interessant sind, ich mich aber andererseits nach der dritten Definition und ausführlichen Darstellung eines Merkmals zamonischer Kultur wortwörtlich erschlagen fühlte und irgendwann nichts mehr aufnehmen konnte, oder auch wollte.Ich finde es beeindruckend, wie Walter Moes die Welt um Zamonien erschafft, ausbaut und vor allem lebendig werden lässt. Allerdings empfand ich diese ganzen Erklärungen in Das Labyrinth der träumenden Bücher einfach nur fehl am Platz. Sie hätten für mich eher in eine Art zamonisches Lexikon gehört, welches man dann beispielsweise in kleinere Episoden unterteilen könnte. So hätte man beispielsweise zamonische Leckerbissen To Go und nicht ein erschlagendes Werk.Hildegunst von Mythenmetz ist der Hauptcharakter von Das Labyrinth der träumenden Bücher. Wir bekommen mit, wie er denkt und wie er die Ereignisse in Buchhaim bewertet und deutet. Leider lernen wir keine neue Seite an unserem literarischen Lindwurm kennen, da sich die Geschichte, wie bereits beschrieben in Erklärungen und Definitionen verliert. Hildegunst von Mythenmetz schien mir hier und da auch etwas schwer von Begriff. So tappte er in Situationen und wunderte sich über deren Ausgang. Ich glaubte hingegen, schon zu Beginn der Situation erkennen zu können, wohin die Reise geht und rollte dann mit dem Auge, wenn Mythenmetz überrascht reagierte.Nebencharaktere wurden in dieser Geschichte eher oberflächlich gezeichnet und nicht so dargestellt, dass mir bewusst wurde, wer von ihnen wichtig für die gesamte Geschichte war und wer nicht. Das fand ich einerseits etwas schade, macht mich aber andererseits auch neugierig auf den nächsten Band, weil ich gespannt bin, wer von den Nebencharakteren dort auftauchen wird.Walter Moers hat es aus meiner Sicht leider nicht geschafft, einen Spannungsbogen aufzubauen, da mir zu Beginn der Geschichte klar war, wo wir am Ende der Geschichte landen würden und es nur eine Frage der Zeit war, wann und unter welchen Umständen wir diesen Ort erreichen würden. Und gerade deswegen hätte ich mir ein bisschen mehr Inhalt gewünscht.Positiv überrascht war ich aber von der Gestaltung des Hörbuches: Der zweite Band konnte nämlich nicht mehr von Dirk Bach eingelesen werden, sondern wurde von Andreas Fröhlich vertont. Bisher habe ich zwei kürzere Zamonien-Geschichten gehört, die von dem Sprecher interpretiert wurden. Und in Das Labyrinth der träumenden Bücher hat er mich positiv überrascht, weil ich zwei neue Seiten von ihm kennenlernen durfte:So lernt Mythenmetz zu Beginn der Geschichte zwergenähnliche Gnome kennen, die von Kopf bis Fuß in Zeitungen gekleidet sind. Ihre Aufgabe ist es, Touristen durch Buchhaim zu führen und ihnen dank der Zeitungen, konkrete Informationen zu den wichtigen Orten der Stadt zu liefern. Dies tun sie, indem sie die Schlagzeilen der gefundenen Artikel vor sich her brüllen.Andreas Fröhlich durfte hier schreiend gefühlte 4-5 minütige Monologe lesen, wobei es sich hier nicht um das typische Schreien handelt, sondern es mehr eine Mischung aus laut reden und laut rufen ist.Ich war ziemlich beeindruckt, wie es der Sprecher schaffte, über einen längeren Zeitraum so laut lesen zu können. Ich wäre gerne im Tonstudio dabei gewesen und habe mich gefragt, ob diese Schrei-Monologe erst gegen Schluss aufgenommen und später in die Geschichte hineingeschnitten wurden oder wie es der Sprecher geschafft hat, sich nicht heiser zu brüllen.Außerdem war ich fasziniert davon, wie es Andreas Fröhlich schaffte, die minutenlangen Definitionen und Ausführungen so gut es eben ging, lebendig zu verpacken. Denn das ist alles andere als einfach.Obwohl das Hörbuch für mich viele zähe Stellen bereithielt, bin ich unglaublich dankbar, dass der Hörverlag Das Labyrinth der träumenden Bücher sowie die anderen Geschichten aus dem Zamonien-Universum dennoch als ungekürztes Hörbuch produziert. Ich hoffe sehr, dass das auch bei weiteren Geschichten von Walter Moers der Fall sein wird.Was Walter Moers Schreibstil betrifft bin ich hin- und her gerissen: Einerseits finde ich es wie bereits beschrieben sehr faszinierend, an seiner Kreativität teilhaben zu dürfen. Er erfindet nicht nur neue zamonische Fachbegriffe, sondern setzt bekannte Wörter auch in einen neuen, realistischen Zusammenhang.Außerdem beeindruckt es mich, wie er es schafft, scheinbar komplexe Probleme durch einfache Möglichkeiten kreativ zu lösen. So beschreibt er beispielsweise einen blinden Charakter, der sich an seinem Arbeitsplatz ein Geflecht aus verknoteten Seilen geschaffen hat, um zum einen den Überblick darüber zu behalten, welche Arbeitsschritte er noch erledigen muss und um sich zum anderen an seinem Arbeitsplatz mithilfe der Knoten zurechtzufinden. Ich finde es spannend, dass Moers Charaktere mit Behinderungen erschafft und sich auch noch die Mühe macht, Möglichkeiten zu finden, wie diese Charaktere in einer Fantasiewelt überleben können.Andererseits fühlte ich mich aber aufgrund der ganzen Informationen irgendwann so erschlagen, dass ich mich dabei ertappte, viele Inhalte nur noch mit halben Ohr mitzubekommen. Und das fand ich sehr schade, weil die Gescichte so viel Kreativität bereithält, aber ich zunehmend den Eindruck bekam, dass sich Walter Moes hier in Details verliert.Was meinen Gesamteindruck betrifft, muss ich leider gestehen, dass ich von Das Labyrinth der träumenden Bücher etwas enttäuscht bin. Nachdem mir Die Stadt der träumenden Bücher so gut gefallen hat, hoffte ich hier auf Moers Kreativität und eine spannende Geschichte zu treffen. Die Kreativität war hier so gut ausgebaut, dass ich mich nach Beenden der Lektüre erschlagen fühlte.Wir lernen in Das Labyrinth der träumenden Bücher zwar viel über Zamonien, Puppetismus und die Stadt Buchhaim, kommen aber in unserer Haupthandlung nicht wirklich voran.