.. Helga Bürster erzählt in ihrem neuen Roman von einer, die geblieben ist. Und immer wieder auch von den Nachwirkungen der Wende, vom Verschwinden und vom Bleiben, von Identität und Identitätsverlust... (Amazon)
Treffender kann man dieses Buch nicht charakterisieren!
In den 1970er Jahren wachsen in einem abgelegenen Dorf in Vorpommern die Schwestern Enne und Suse auf. Während Enne ein eher wildes Kind ist, das auch viele Dinge (sehr zum Leidwesen der Eltern) hinterfragt, kränkelt Suse. Die elterliche Aufmerksamkeit und Fürsorge bündelt Suse damit auf sich, was das Verhältnis beider Schwestern stark belastet. Als sich beide in den Wendejahren allmählich annähern flüchtet Suse über Ungarn in den Westen und bleibt für immer verschwunden...
Jahre später ist Enna immer noch (oder schon wieder) in ihrem Heimatdorf zu Hause. Nachdem im HALB verfallenen Haus gegenüber eine unbekannte Frau eingezogen ist, denkt Enne oft zurück... Und daran das sie endlich Abschied von Suse nehmen müssen.
Sehr gekonnt verknüpft Helga Büster geschichtliche Entwicklungen in beiden deutschen Staaten mit Gedanken und Überlegungen der Protagonisten. Für mich war dies eine gelungene Reise in Erinnerungen an meine eigene DDR-Zeit. Aber ich denke, auch Westdeutsche können sich mit den Schilderungen identifizieren. Daneben ist es jedoch die Tiefe des zwischenmenschlichen, das Zusammenleben der unterschiedlichsten Typen und letztendlich auch der Dorfgemeinschaft, die dieses Buch so lesenswert machen.
Einziger Wermutstropfen für mich war das Ende, der zu Suses Verbleib offen bleibt.
Ganz besonders hat mich wieder die Sprecherin Anna Thalbach begeistert, die wie immer mit ihrer z. T. Rotzigen Klangfärbung Charakterzüge, Mundarten und Dialekte wunderbar umsetzt.
Ein wunderbares Buch das zum Nachdenken anregt und das ich sehr gern weiterempfehle.