SO IST DAS NIE PASSIERT
Sarah Easter Collins
Um es gleich vorwegzunehmen: Dieses Buch ist einfach großartig!
Acht junge Menschen Freunde, Partner und Geschwister kommen an einem Wochenende für ein gemeinsames Abendessen zusammen. Nicht alle kennen sich, doch ihre Geschichten sind auf faszinierende Weise miteinander verwoben. Von der ersten Seite an entfaltet sich ein Sog, der mich nicht mehr loslässt.
Im Zentrum steht Willa, die den Verlust ihrer jüngeren Schwester Laika nie überwunden hat. Laika verschwand im Alter von 13 Jahren, nachdem sie morgens das Haus verließ und nie in der Schule ankam. Dieses Trauma begleitet Willa bis ins Erwachsenenalter: In jedem fremden Gesicht sucht sie vergeblich nach ihrer Schwester.
Sarah Easter Collins erzählt Willas Geschichte auf zwei Zeitebenen. Stück für Stück fügen sich die Ereignisse zu einem Gesamtbild zusammen. Wir lernen Willas wohlhabende, aber zerrüttete Familie kennen: die Mutter, die am Verlust ihrer jüngeren Tochter fast zerbricht, und den Vater, der selbst von einer schwierigen Kindheit geprägt ist. Er neigt zu Gewalt und tyrannisiert die Familie mit seinem pedantischen Perfektionismus. Willa wird schließlich aufs Internat geschickt, um dem Medienrummel zu entkommen, der das Elternhaus belagert. Dort findet sie in Robyn eine enge Freundin und erlebt erstmals, wie es sich anfühlt, Teil einer harmonischen Familie zu sein.
THINGS DON'T BREAK ON THEIR OWN, der Originaltitel des Debüts, hätte kaum besser gewählt sein können: Dinge zerbrechen nicht von alleine. Dieser eindringliche, stellenweise schmerzhafte Roman ist ein wahres Meisterwerk und hat mich tief beeindruckt.
5/5