Wie so oft in Mehrteilern, bleibt der Protagonist in seiner Entwicklung stehen. Ja sogar noch schlimmer: Anstatt sich weiterzuentwickeln, macht er bedenkliche Rückschritte und lässt sich zu Handlungen verleiten, die nicht nachvollziehbar sind. Aufs sträflichste vernachlässigt er seine bisherigen Freunde, ja gar die Frau, die er liebt. Vielmehr hört er auf die Einflüsterungen eines eindeutigen Feindes, da ihm die Macht zu Kopf gestiegen ist. Zudem verfällt er seiner Gemahlin, die er seit ihrer ersten Begegnung hasst und stößt die Frau, die er tatsächlich liebt von sich. Anstatt sich von seinem Herzen leiten zu lassen, hört er auf seine Genitalien. Immer mehr wird ersichtlich, dass er immer noch der Keksprinz ist. Verwöhnt, unerfahren und leicht zu verführen. Da kann man nur sagen: Der Autor hat es sich zu leicht gemacht. Schade.Die Handlung erscheint unglaubwürdig. Auch wenn Lodrik erst siebzehn ist und es ihm an der nötigen Erfahrung fehlt, verbindet ihn zu viel mit den Freunden, um sich so extrem zu ändern. Keiner würde sich von der Frau, die er von ganzem Herzen liebt, abwenden, um nur des Begehrens willen, sich der Frau zuzuwenden, die er bisher gehasst hat. Es scheint zwar möglich zu sein, dass er den Einflüsterungen des Verführers verfällt. Jedoch nicht so, dass er nicht mehr weiß, wer seine Freunde sind und wenn er wirklich liebt. Nicht nur, dass er bereit ist, alles zu verraten, woran er bisher geglaubt hat. Er müsste ein Narr sein, wenn er tatsächlich denkt, Sinured kontrollieren zu können. Wie schrieb einst schon Goethe in seinem Zauberlehrling: "Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los." Die Idee und die Figuren sind interessant, doch fehlt es an manchen Stellen (insbesondere bei den Bösen) an einer Tiefe, die über das normale "Ich will die Welt regieren" hinausgeht.Lodrik wird von seinem geheimnisvollen Berater Mortva Nesreca beeinflusst. All seine Freunde werden durch Nesreca vertrieben und Lodrik denkt, sie hätten ihn verraten. Er bemerkt nicht, wer der eigentliche Verräter ist und folgt den Ratschlägen Nesrecas blind.Gerade in diesem Teil finde ich den Protagonisten zu "blind". Überall finden Intrigen statt, einige davon wirklich mehr als nur offensichtlich, und er sieht nichts davon. Die Karten sind neu gemischt, alles ist anders. Von Gut zu Böse, von Freund zu Feind. Mortva gewinnt mehr und mehr an Macht über Lodrik und spinnt eine Intrige nach der anderen. Der Krieg bricht endgültig aus. Während Lodrik seine Herrschaft weiter ausbaut und nur noch Feinde um sich sieht, hantieren im Hintergrund dunkle Mächte. Doch Lodrik, davon überzeugt, dass er der wahre Herrscher, der wahre Beschützer von Ulldart ist, lässt sich nicht abbringen und hat ein festes Ziel vor Augen. Aber so ganz kann er sich der Manipulation ihm gegenüber nicht wehren und wird immer tiefer in die Machenschaften seines Konsultanten Mortva Nesreca gezogen. Und seine einstigen Freunde stellen sich gegen ihn. Sie wollen den früheren Herrscher zurück und schrecken dabei auch nicht davor zurück, Hochverrat zu begehen, um ihm endlich die Augen zu öffnen. Die dunkle Zeit scheint immer näher zu rücken und keiner weiß, wie sie aufgehalten werden soll.Scheinbar ist es nun doch Lodrik, der die dunkle Zeit einleitet. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob es nicht wirklich besser gewesen wäre, wenn der Mönch Matuc, der ja im zweiten Teil ein Attentat geplant hatte, dies aber nicht richtig ausführen konnte, nicht doch recht getan hätte, Lodrik zu töten. Es gibt Magie, und das wars auch schon so ziemlich. Vielleicht kommt in den folgenden Teilen etwas Genaueres dazu, aber momentan gibts noch keine Infos wie diese genau funktioniert. Einzig die Idee der Rakshasa fand ich gut, und auch sehr nachvollziehbar. Die Kensustrianer dürften noch interessant werden.Die Figuren sind eindringlich charakterisiert. Ich wollte Lodrik oft genug schütteln und hätte so gerne auch eine Praline von Perdor gehabt. Langsam hat der Autor zu seinem Schreibstil gefunden. Es ist nicht mehr nur Tell auch das Show zeigt sich nun.Lodrik ist der eine Hauptstrang, im zweiten Strang beschäftigen wir uns näher mit Lodriks Geliebter Norina, dem Leibwächter Waljakov und Stoiba, Lodriks einstigem Vertrauten. Die drei standen dem Herrscher so nahe, wie kein anderer. Bis Mortva auf den Plan trat.Der dritte Strang handelt von König Perdór und seinem Hofnarr Fiorell, die die ganze Angelegenheit noch als Außenstehende betrachten, aber schon anfangen, Vorkehrungen zu treffen, falls sie in den Krieg mit einbezogen werden.In weiteren Strängen begleiten wir Fraffito Tezza, einen Palestaner. Auch Belkala die kensustrianische Priesterin und Nerestro von Kutaschka, Ritter im Orden der Hohen Schwerter und Diener Angors verlieren wir nicht aus den Augen. Ein weiterer Strang gehört Hetràl, dem stummen Meisterschützen und den Geschehnissen rund um die Verbotene Stadt.