Bleibt hinter meinen Erwartungen zurück. Kalmann nimmt Abschied vom Großvater und erlebt neue Abenteuer. Wenig Spannung insgesamt.
"Es gibt fast nichts Schlimmeres als die Enttäuschung, denn sie macht so vieles kaputt, das Vertrauen und die Vorfreude, den Frohmut und die Hoffnung. Und wo sich Enttäuschung ausbreitet wie Dürre, flammt die Wut auf."InhaltKalmann trauert um seinen dementen Großvater, den er bis zum Schluss im Altersheim besucht hat und der ihn schon lange nicht mehr erkannte, aber bei dem geistig eingeschränkten Enkelsohn viele Spuren hinterlassen hat. Erinnerungen an schöne Tage auf See, liebevolle Worte, mutige Entscheidungen und generell die Rolle eines Vaters, den Kalmann so nie hatte. Als ihn sein Internetfreund auf die Idee bringt, doch mal genauer nachzuforschen, ob der Großvater tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben sei, stößt Kalmann auf Ungereimtheiten. Warum hatte sein Opa so viele Feinde im Ort, wieso besuchten ihn kurz vor seinem Tod Menschen, mit denen Kalmann nichts anzufangen weiß und warum wurde eigentlich keine Autopsie durchgeführt? Schließlich entdeckt er gemeinsam mit seiner Mutter eine Unmenge von Fotos im Nachlass seines Großvaters, die Motive von immer dem selben Berg, die Gesichter der Menschen nur verschwommen erkennbar. Sein Opa hat doch gar nicht gerne fotografiert. Schon bald entdeckt er das Geheimnis des Verstorbenen und es wird gar nicht mehr so unwahrscheinlich, das dessen Tod ein rein natürlicher sein sollte ....MeinungDa ich großer Fan des Autors bin und seine Romane immer schnell auf meiner Watch-List und nach kurzer Zeit auch regelmäßig im Bücherregal stehen, habe ich mich auf diese Fortsetzung seines Romans "Kallmann" sehr gefreut. Entsprechend hoch war meine Erwartungshaltung. Doch diese Weitererzählung ist meines Erachtens keine sonderlich gelungene. Den Protagonisten und seine Ansichten sind dem geneigten Leser schon bekannt, die Handlung selbst ist ziemlich dick aufgetragen und die Umsetzung derselbigen leider etwas müßig, stellenweise langatmig. Und da dieser Roman nur 300 Seiten Umfang hat, wurde es auch nach gut der Hälfte nicht wesentlich besser.Fast wirkt es als würde Herr Schmidt, seinen beliebten Protagonisten nur in ein weiteres turbulentes Abenteuer schicken wollen, um diesem einen größeren Erinnerungswert zu verschaffen. Leider greift er hier etwas daneben, wenn Kalmann mit Waffen herumfuchtelt, seine Mutter aus geringfügigen Gründen schlägt und unbelehrbar wird, wenn sein Leben in Schieflage gerät. All die negativ behafteten Vorstellung in den Köpfen der Menschen, die Kalmann beschimpfen oder auslachen, weil er behindert ist oder ihn aus dem selben Grund lieben, werden hier ausgeschmückt, so dass man nur noch schwer eine innere Verbindung aufbauen kann.FazitDieser Roman des Schweitzer Autors, der selbst nach Island ausgewandert ist, konnte mich nur mittelmäßig unterhalten und besitzt leider wenig Aussagekraft - eindeutig eines seiner schlechteren Bücher. Ich würde mich freuen, wenn sein neues Buch "Osmann" nicht wieder in die gleiche Richtung tuckert, sondern das heraufbeschwört, was ich normalerweise an den Büchern des Autor schätze: nahbare Protagonisten, einsame Orte und schöne Naturbeschreibungen, starke Charaktere und eine gewisse Zeitlosigkeit.