Eine besondere Geschichte über das Leben, die eigenen Identität und die Liebe zu Büchern
Die Bücher, der Junge und die Nacht / Kai MeyerIn den 1930er Jahren lebt Jakob Steinfeld als Buchbinder in Leipzig, er hat das Handwerk von seinem Vater übernommen und ist ein Fachmann auf seinem Gebiet, leider sehen er und sein Freund Grigori sich immer mehr den Auswirkungen des aufkommenden Nationalsozialismus ausgesetzt. Als eine junge Frau ihn bittet ihr Buch "Das Alphabet des Schlafes" zu binden lehnt Jakob zunächst ab, nachdem er Juli jedoch näher kennengelernt hat, übernimmt er den Auftrag. Die junge Frau verschwindet unauffindbar nach einer gemeinsamen Nacht, zurück bleibt nur das Buch.1943 wird das Graphische Viertel bombardiert. Ein Junge wird durch einen geheimnisvollen Fremden, der sich Mercurio nennt, aus einem brennenden Haus gerettet - jedoch muss er dafür ein bestimmtes Buch aus der Bibliothek des Hauses holen. Der Junge findet "Das Alphabet des Schlafes" und begibt sich mit dem Fremden auf eine abenteuerliche Reise.1971 wird Robert Steinfeld, der Sohn von Jakob von seiner Kollegin Marie zu einer Bibliotheksauflösung eingeladen. Robert ist 37 und spürt beruflich vergessene Bücher auf. In der Bibliothek findet er Bücher, die in Steinfelds Buchbinderei gebunden wurden - jedoch zu einem Zeitpunkt, als es das Geschäft gar nicht mehr gab. Robert möchte erfahren, was es mit diesen Büchern auf sich hat, und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit über seine Herkunft und die Vergangenheit seiner Familie. Frage: wie großartig kann ein Buch bitte sein? Antwort: maximal großartig im Falle von "Die Bücher der Junge und die Nacht"!Erneut nimmt uns der Autor mit nach Leipzig in das Graphische Viertel voller Buchhandlungen, Verlage und Buchbindereien. Er erzählt eine Geschichte voller Geheimnisse und verknüpft persönliche Schicksal mit historischen Ereignissen. Das Buch verbindet mehrere Zeitebenen zu einer fesselnden Erzählung über die Verbindung von Menschen und Bücher und der Suche nach der Wahrheit. Ich kann kaum beschreiben, wie sehr mich das Buch bewegt und gefesselt hat. Es ist nicht nur eine hervorragende Geschichte über Roberts Suche nach der eigenen Identität, es ist eine großartige Erzählung über die Macht der Bücher.Und natürlich haben mich die Beschreibungen der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte berührt; Jakobs Freund Grigori steht stellvertretend für viele Schicksale, dieser wunderbare, loyale, großherzige Mensch, der alles aufgeben muss, um Leib und Leben zu retten. Ganz leise und dadurch umso eindringlicher veranschaulicht das Buch die Anfänge und die Auswirkungen des Nationalsozialismus. "Weil die Menschen nicht genug Bücher lesen. Erst wenn sie wirklich verstehen, wie es sich anfühlt, ein anderer zu sein, werden sie aufhören, sich gegenseitig Schlimmes anzutun." (S.116)"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist ein besonderes, sehr lesenswertes Buch und ich wünsche mir, dass es gelesen, verstanden und beherzigt wird! "Zugleich aber war sie Jakobs stille Hoffnung, dass Menschen, die Bücher so sehr liebten wie er, trotz all des Chaos da draußen nicht aussterben würden." (S. 45)Ein großartiges Buch und eine ganz besondere Geschichte! Ganz, ganz große Leseempfehlung!