¿Der große Augenblick¿ berührt tief mit eindrucksvoller Erzählkunst.
Ich bin einfach erstaunt darüber, wie eine so herausragende Schriftstellerin wie Clarice Lispector hier in Europa immer noch so unbekannt sein kann. Dieser Umstand wird sich hoffentlich bald ändern. Der Kurzroman hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen und ist wirklich Literatur vom Feinsten.Lispector nutzt eine einzigartige Erzählweise, die ich so noch nie gesehen habe. Die Geschichte von Macabéa, die in der rauen Hafengegend von Rio de Janeiro ums Überleben kämpft, ist so eindringlich geschildert, dass ich mich von Anfang an mit ihr verbunden gefühlt habe. Obwohl sie in einer Gesellschaft lebt, die ihr kaum Chancen lässt und in der sie von fast allen abgelehnt wird, strahlt Macabéa eine innere Freiheit aus, die mich fasziniert hat. Es ist, als wüsste sie einfach nicht, wie unglücklich sie eigentlich sein müsste.Ich konnte nicht anders, als mit ihr zu leiden und mir zu wünschen, ich könnte ihr irgendwie helfen. Doch die Strukturen dieser Gesellschaft sind so festgefahren, dass sie machtlos ist, ihre Träume zu verwirklichen. Alles, was sie möchte, ist ein einfaches Leben voller Liebe, doch die Umstände zwingen sie zum Scheitern.Lispectors Schreibstil ist einfach wunderbar. "Der große Augenblick" ist ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte. Es hat mich nachdenklich gemacht und mich zugleich in die Welt von Macabéa eintauchen lassen. Ein absolutes Meisterwerk, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.