Der Kaufmann Balian Fleury ist schwer verschuldet. Um seine Gläubiger zu besänftigen, bricht er zusammen mit einer Gemeinschaft zu einer gefährlichen Reise auf, die ihn bis nach Nowgorod führen soll.Wer meine Rezensionen zu der Fleury-Reihe von Daniel Wolf verfolgt, weiß, dass ich den Vorgänger von "Das Gold des Meeres" stark dafür kritisiert habe, zu ähnlich zum ersten Band zu sein. Dies hat sich mit diesem Buch völlig geändert. Wie ich schon in meiner Rezension zur Kurzgeschichte "Der Vasall des Königs" geschrieben habe: Ich begrüße den komplett anderen Ansatz, den Daniel Wolf nun wählt.Denn im Zentrum des Romans steht nun die Reise der Gemeinschaft, in die Balian als Außenseiter zunächst hineinwachsen muss. Das heißt, Varennes-Saint-Jacques sowie Balians Eltern kommen nahezu überhaupt nicht vor. Stattdessen bemerkt man über das gesamte Buch hinweg die charakterliche Entwicklung Balians: Vom unsicheren, missachteten Tollpatsch hin zu einem erfahrenen Mann, der Führung übernehmen kann und am Ende sogar den Mut hat, seine Rolle als Kaufmann, in die er hineingeboren wurde, abzulegen und seine eigenen Wege zu gehen.Und auch auf dieser langen Reise findet der Lesende alles, was das Mittelalter damals so zu bieten hatte: Uneinigkeiten in der Gruppe, Räuber und Wegelagerer, Machtkämpfe von Handelsgenossenschaften und natürlich auch Liebesgeschichten.Auch wenn das Buch mit etwa 670 Seiten im Vergleich zu seinen Vorgängern fast schon als dünn zu bezeichnen ist, hat es leider doch ein paar Längen. Klar passiert im Laufe der Handlung zahlreiches, manchmal plätscherte sie jedoch auch ein wenig vor sich hin.Dennoch: "Das Gold des Meeres" ist für mich klar der bislang beste Teil der Reihe. Statt die selbe Geschichte ein drittes Mal zu erzählen geht man hier neue Wege und zeigt, dass man das Oberthema der Familiensaga auch anders erzählen kann. Ganz starke vier Punkte!