In Atlanta geht ein Killer um, dem schon mehrer Polizisten zum Opfer gefallen sind, die Stimmung bei den Kollegen ist aufgeladen, man will den Täter um jeden Preis finden und seiner gerechten Strafe zuführen. Das es sich hierbei nicht um eine Haftstrafe handeln wird, da sind sich alle einig, den ein Polizistenmörder verdient den Tod. Mitten in dieses Chaos stolpert die junge Witwe Kate, die ihren ersten Tag im Polizeidienst antritt und ausgerechnet dem Partner des letzten Opfers zugeteilt wird. Auch dessen Schwester Maggie ist Polizistin und bemerkt in den Aussagen ihres Bruders einige Ungereimtheiten, die alle männlichen Kollegen übergehen. Mit Kate beginnt die daher ihre eigenen Ermittlungen, gegen alle familiären und beruflichen Widerstände.Das Buch ist eine Neuauflage des 2015 erschienenen Buches der Autorin und spielt in den 70er Jahren. Es beschreibt sehr anschaulich eine Zeit, in der selbst die Polizei als administrative Kraft nicht frei ist von Korruption, Gewalt, Rassismus, Homophobie, Antisemitismus und Sexismus. Anhand der beiden weiblichen Hauptfiguren werden diese Zustände eindringlich dargestellt. Frauen sind generell noch mit wenig Rechten ausgestattet, so darf Maggie ohne die Erlaubnis eines männlichen Verwandten nicht mal ein eigenes Bankkonto für ihr Gehalt einrichten, oder eigenständig eine Wohnung mieten. Im Polizeidienst sind Frauen noch recht neu und von den Männern auch gar nicht gern gesehen, was diese sie natürlich auch spüren lassen, nicht nur beim täglichen Spießrutenlauf zur Damenumkleide, die in einer ehemaligen Besenkammer untergebracht ist. Was diese Zustände betrifft, die uns heute, in Zeiten von "Me Too" einen Aufschrei entlocken, zeichnet die Autorin ein sehr exaktes Bild. Im Vergleich zum eigentlichen Kriminalfall ist es auch das, was mich am Buch noch am meisten gefesselt und emotional berührt hat, hier hat sie von Wut, über Empörung, bis hin zu Ekel wirklich alles Mögliche in mir ausgelöst. Es gibt eine "Verführungsszene" in der Küche von Kates Elternhaus, nach der ich tatsächlich das Bedürfnis hatte duschen zu gehen. Nicht wegen der Beschreibung an sich, oder der Körperlichkeit, sondern vielmehr wegen des Selbstverständnisses, mit dem der dominate Mann hier vorgeht, wie jegliches Nein einfach überhört wird, wie impliziert wird, dass es doch genau das ist, was die junge Witwe braucht und natürlich insgeheim auch will. Ich glaube tatsächlich, dass sich mein Befinden hierzu in den letzten Jahren verändert hat und ich hier vieles jetzt kritischer betrachte. Was ich als sehr erschütternd empfunden habe ist allerdings auch der Umgang der Frauen untereinander, von Verschwesterung keine Spur, ganz im Gegenteil. Jede ist hier darauf bedacht den Status, den man sich gegenüber den männlichen Kollegen erkämpft hat zu behalten und Konkurrenz aus den eigenen Reihen wird da nicht gern gesehen. Der eigentliche Kriminalfall um den Shooter, wie der Todesschütze genannt wird spielt da fast schon eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Motive im aktuellen Zeitgeist zu finden sind. Männer, die Unzucht mit anderen Männern treiben, Frauen, die Männer mit ihrer Sexualität verhexen, Einwanderer, die guten Amerikanern die Arbeit wegnehmen, reiche Juden, die gläubige Christen aus ihren angestammten Wohnvierteln vertreiben und ein Vater, der damit die Prügel rechtfertigt, die er der Mutter verpasst. All dies dient dem Killer als Kompass bei der Auswahl seiner Opfer.Ich kenne einige Bücher der Autorin, die Reihe um Sara Linton und Jeffrey Tolliver habe ich geliebt und auch Will Trent kann mich mitlerwreile begeistern. Bei diesem Buch war aber ziemlich schnell die Luft raus und die Spannung hat mir gerade im Mittelteil gefehlt. Die Figuren bleiben leider blass und trotz der brisanten Thematiken ohne Tiefe, sympatisch waren mir eh nur die Weiblichen, wobei auch hier keine wirkliche Bindung entsteht. Ich glaube tatsächlich, dass die Autorin hier einfach zu viel wollte und das Zusammenwürfeln all dieser sozialkritischen Probleme hat der Geschichte nicht gut getan. Ich fürchte fast, wäre dies das erste Buch der Autorin gewesen, das ich gelesen hätte, wäre d es wohl auch das Letzte gewesen. Das Buch ist, nach meiner Definition, nicht wirklich ein Thriller. Trotz all meiner Kritik gebe ich ihm aber auch gerade wegen dieser sozialkritischen Themen drei Sterne, den wie oben schon gesagt ist der Zeitgeist sehr gut eingefangen und so kann man das Buch ein bisschen auch mit einem mahnenden Zeigefinger sehen, denn auch heute finden diese Thematiken statt, da ist Alltagsrassismus an der Tagesordnung, Parteien proklamieren das Frauenbild der "gute alte Zeit" und Andersartigkeit in jeglicher Form wird als Bedrohung empfunden.