Puuuhdas ist schon harter Tobak, dem der Leser durch dem Autoren hier vorgesetzt wurde.
Übersetzt von Werner Schmitz, erschienen bei Kein&Aber.
Ich musste einige Male ordentlich schlucken. Das Thema Auschwitz und die kategorische Vernichtung der Juden geht mir schon sehr nahe und wurde hier in einer bitterbösen Weise dargestellt.
Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven.
Zu Wort kommen Golo Thomsen (der Neffe des Reichsleiters Martin Bormann), verantwortlich für das Funktionieren des Buna-Werkes; dieses wurde in der Nähe des KZ Auschwitz durch die I.G. Farben errichtet, um dort - mit jüdischen Zwangsarbeitern - einen synthetischen Kautschuk zu produzieren. Da immer mehr Häftlinge dort arbeiten, errichtet man schließlich ein firmeneigenes Konzentrationslager - in der Größe einer Stadt.
Dann der Lagerkommandant, Paul Doll (mit der Biografie des echten Befehlshabers Rudolf Höß), dessen größte Sorgen zum Einen die Entsorgung der getöteten Juden und zum anderen das Verhalten seiner Ehefrau Hannah sind.
Schließlich noch der Häftling Szmul, der Leiter der Sonder einer Einheit von Juden, die für die Verwertung der Juden eingesetzt werden.
Eigentlich darf man hier nicht zu weit greifen, da der Leser sich selbst ein Bild machen sollte, von der Art und Weise, wie der Autor eine Hölle schildert, nurmehr genährt von Wahn- und Irrsinn; in der sich diese Menschen, ihre Familien und Angehörigen bewegen.
Während die Nazis fast ein normales Leben leben, mit gesellschaftlichen Verpflichtungen, wie Theater- und Musikaufführungen sowie den Sorgen der Kommandantenkinder um deren krankes Pony, erfolgt nebenan die Anlieferung und Selektion der Juden; Entweder arbeitsfähig oder direkte Vernichtung in den Gaskammern. Doll denkt nur in Stückzahlen, Thomsen - ein Schürzenjäger, der sich unvermittelt in Hannah Doll verliebt - versucht die Produktion in den Buna-Werken voranzutreiben und betrachtet die jüdischen Zwangsarbeiter wie Treibstoff, der verbraucht wird; Szmul versucht irgendwie zu überleben und mit der Ehrlosigkeit klar zu kommen, die seine Tätigkeit zur Folge hat. Zwischendurch versucht er Leben zu erleichtern, indem er - nach seiner eigenen Selektion - Menschen vor der Gaskammer oder vor der Zwangsarbeit rettet - wobei beides trotzdem deren Tod bedeutet.
All diese verrückten Umstände sind begleitet von Alkoholismus sowie perversen Ausschweifungen. Dabei lässt der Autor die Figuren im wahrsten Sinne des Wortes entarten - denn anders kann man sich ihr Handeln und ihr Denken eigentlich auch nicht mehr vorstellen. Mit Menschen normalen Denkens - so der klar gezeichnete Eindruck - kann man es hier nicht zu tun haben.
Eine tiefschwarze Satire auf ein bitterernstes Thema. Wer sich diesem stellen mag, soll selbst lesen - ich möchte hier nicht vorgreifen; jedoch sollte man keine zu schwachen Nerven haben.
Von meiner Seite gibt es hier 5/5 Sternen und die Hoffnung, dass dieses Buch (die Verfilmung kenne ich noch nicht) einmal mehr zeigt, welch unmenschliche Taten im Nazi-Deutschland von unmenschlichen Bestien durchgeführt wurden - während sie nach außen hin den Schein gewahrt haben, sich normal zu verhalten.