Schöne Lügen

"Schöne Lügen" - so gesehen passt der Titel tatsächlich.Die Inhaltsbeschreibung ist völlig irreführend. Dunkles Familiengeheimnis? Abgrundtiefe Machenschaften? Tödliche Gefahr? Mitnichten.Eingebettet in einen völlig unausgefeilten Möchtegern Crime Plot, ist das Buch im Grunde nichts weiter als ein platter und stereotyper Soft Porno. Lance und Erin begegnen sich als wandelnde Klischees in der typisch ambivalenten Atmosphäre us-amerikanischer Erotikromane: "verbotene" Fantasien zwischen Männern und Frauen von hollywoodartiger Attraktivität, eingebettet in konservative Moralvorstellungen über Jungfräulichkeit, Homosexualität und Abtreibung. 

Erin O' Shea ist eine erfolgreiche Unternehmerin in der Branche Mode und in ihren Zwanzigern. Sie ist adoptiert worden und hatte herausgefunden, daß sie noch einen älteren Bruder, Kenneth Lyman hat. Sie sucht ihn in San Francisco auf und der Mann, der sich ihr als Ken vorstellt, ist gar nicht Ken, sondern der FBI-Agent Lance Barrett, 37 Jahre, der sie sogleich ziemlich unverschämt und wie eine Schwerverbrecherin behandelt. Es stellt sich heraus, daß Ken eine nicht unerhebliche Summe unterschlagen hat und auf der Flucht ist. Nun wird ihr unterstellt, sie sei seine Komplizin. Nach Abklärung ihrer Angaben ist sie zwar vorerst entlastet, aber sie bleibt vorerst bei ihrer Schwägerin Melanie in San Francisco. Denn inzwischen hat sich durchaus eine Gravitationskraft zwischen Lance und Erin generiert, eine durchaus nicht risikolos, weil sie in Houston noch einen schwerreichen Verlobten hat und Ken ist auch nach wie vor auf der Flucht ...Man könnte Sandra Brown vorwerfen, wenn man denn ein hochgeschniegelter Schnösel ist, der voreingenommen nur die "Hochliteratur" verteidigt, sie schreibe "einfach" und nach "Schema F". Das mag sein oder auch nicht. Mir ist das vollkommen egal, weil mich das Buch exzellent unterhalten hat. Es enthält alle nötigen Ingredienzen. Eine Prise Thrill, die die Handlung würzt, ordentlich aufwallende Emotionen, sexy Szenen, die unglaublich heiß und niveauvoll geschrieben sind. Irrungen, Wirrungen und Missverständnisse bis zum ( etwas vorhersehbaren ) Ende. Kurzweilige Lesefreude! Bei 256 Seiten kann man natürlich keine tiefschürfenden Psychogramme erwarten, aber das ist auch gar nicht die Intention Sandra Browns. Sie möchte auf der Gefühlsebene packen und das gelingt ihr hervorragend.