Über den Roman:Dies ist Band 2 der Kamelien-Trilogie von Tabea Bach (2018 erschienen). Die Handlung knüpft an Band 1 an, wieder steht die elegante deutsche Unternehmensberaterin Sylvia im Mittelpunkt (personale Perspektive, alle Kapitel sind aus ihrer Sicht erzählt), die nun in der Bretagne ein neues Zuhause gefunden und ihre große Liebe, den Kamelien-Gärtner Maël, geheiratet hat. Obwohl sie sich ein Baby wünscht, wird sie nicht schwanger. Stattdessen taucht Maëls Ex-Freundin Chloé (schicke Pariserin, verwöhnte Politiker-Gattin) auf und präsentiert den 7-jährigen Noah als Maël Sohn! Maël ist erstmal überfordert. Als Chloé sich auf der Insel einnistet, steht Sylvia vor schwierigen Entscheidungen. Zudem taucht der charismatische reiche Engländer (Widersacher in Bd.1) auf und treibt ein undurchsichtiges Spiel.Meine Eindrücke:Die Autorin Tabea Bach versteht es bestens, auf der Klaviatur der Emotionen zu spielen. Während des Lesens dachte ich: "Och nee, jetzt ist Maël von meinem Traummann-Thron gestürzt! Wie kann er nur so gedankenlos sein? Bringt er jede Frau ins gleiche Liebesnest? Wie kann er seiner Ex einfach die Lieblingskleidung seiner Ehefrau geben??" Sylvia ist eine starke Protagonistin (facettenreich, glaubwürdig). Ich habe sie gerne durch alle Abenteuer und Gefühle begleitet. Die männliche Hauptfigur (Maël) hingegen war für mich nicht immer greifbar. Das ist schade, denn ich Band 1 blieb Maël zwar auch undurchsichtig, aber auf seine geheimnisvolle Art war er eine Projektionsfläche für mich als Leserin. Nun wurde er hier in Band 2 für mich ziemlich entzaubert (insbesondere, was sein Verständnis von Vatersein angeht: Besitzansprüche). Die Themen Vertrauen und Verrat (in einer Ehe) fand ich in der Interaktion der Figuren (Konflikte zwischen Sylvia und Maël) wirkungsvoll umgesetzt. Bei den Nebenfiguren mochte ich die reife Bretonin Solenn, die Niederländerin Aaltje und den alten bretonischen Fischer Pierrick. Die Unruhestifterin Chloé hat bestens für Wirbel gesorgt. Den Politikergatten Alain fand ich etwas klischeehaft (zu kalt und rational) und sein Verhalten bezogen auf den nicht leiblichen "Sohn" Noah unglaubwürdig, wobei das für die Handlung effektvoll für die nötigen Komplikationen gesorgt hat. Dem kleinen Jungen wurde sehr viel Last aufgebürdet, seine Beziehungen zu seinen zwei möglichen Vätern selbst auszuhandeln. Sein Verhalten kam mir nicht altersgerecht vor (er agierte meiner Einschätzung nach im Roman zu reif für sein Alter).Mein Fazit (4.5 Sterne): Die Handlung habe ich durchweg als kurzweilig, spannend und überraschend empfunden. Die Charaktere (aus Band 1 bekannt) wurden auf interessante Weise weiterentwickelt. Ich habe das schönes Bretagne-Flair genossen. Faszinierende Kamelien. Insgesamt ein Lesevergnügen! Ich vergebe 4.5 Sterne, da mir der vorliegende Band 2 aufgrund der genannten Kritikpunkte nicht ganz so gut wie Band 1 der Kamelien-Insel-Reihe gefallen hat. Dennoch kann ich den Roman und die Reihe von Herzen empfehlen.