Mit "Das Lied der stummen Banshee" ist Yvonne Wundersee eine wunderbare Neu-Interpretation einer keltischen Sagengestalt gelungen, die ich zuvor tatsächlich noch nicht kannte (auch wenn ich sie jetzt immer öfter sehe). Während diese Totengeister aber sonst als schrecklich, hässlich und grausam beschrieben werden, ist Wundersees Banshee Aydeen wunderschön, liebevoll und gütig. Sie reißt niemanden aus dem Leben, sonst hilft den Mitgliedern der Familie O'Brain, sicher ins Jenseits zu kommen. Dumm nur, dass Keelan die Banshee für die Wurzel allen Übels hält. Er glaubt, er könnte den Tod seines schwerkranken Sohns Collin verhindern, wenn er sie tötet. Aber was, wenn alles ganz anders kommt, als er denkt und das Herz sowieso niemals macht, was es soll?
Ich liebe diese Geschichte wirklich sehr. Sie ist unfassbar gefühlvoll geschrieben, was umso beeindruckender ist, weil es um ein trauriges Thema geht immerhin ist Collin schwerkrank. Ob er am Ende stirbt oder doch geheilt wird, werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Yvonne Wundersee geht dieses Thema mit größter Sensibilität an. Respekt!
Wie ich es bei der Autorin kenne, baut Wundersee einiges an Action ein, die der ganzen Story noch etwas mehr Würze verleihen. Darauf stehe ich ja! Wie immer ist ihr Schreibstil eingängig und sehr bildlich. Man fühlt sich regelrecht zurückversetzt ins harte Irland des späten 19. Jahrhunderts. Wunderschön beschrieben sind auch die Gefühle, die zwischen Aydeen und Keelan entstehen, weil er nicht weiß, wer sie ist. Für Aydeen beginnt ein Tanz wie auf rohen Eiern, weil sie für Collin da sein will und daher bei der Familie bleibt und für Collin sorgt. Aber Keelan darf niemals erfahren, wer sie ist. Denn dann würde er sie nicht mehr als den Schutzengel seines Sohnes sehen, sondern als sein Verderben.
Ob das ein gutes Ende finden kann? Nun, dann müsst ihr wohl selbst lesen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine ganz dicke Leseempfehlung, denn dieses Buch ist wirklich bezaubernd.