Glücklich zu sein mit dem, was sich einem bietet, mit dem was man hat, und nicht zu hadern mit Dingen, die man nicht ändern kann.
Eine Handvoll Würfelzucker ist ein historischer Roman von Anett Klose. Er erschien im Oktober 2021 bei Books on Demand und ist in sich abgeschlossen.
Heiner und seine Familie kommen zusammen, um sein Elternhaus zu räumen. Dabei stoßen sie auf alte Dokumente, die einige Lücken der bisher bekannten Familiengeschichte füllen. Gemeinsam begibt sich die Familie auf eine Reise in die Vergangenheit
Anett Klose schreibt mit Eine Handvoll Würfelzucker einen historischen Roman, der auf ihrer eigenen Familiengeschichte basiert.
Zunächst war die Handlung für mich leider ein wenig verwirrend, da die Familie Klose aus vielen Mitgliedern besteht und plötzlich viele Figuren auf einmal auftauchen und auch zwischen den Zeitebenen gesprungen wird. Zu Beginn der Geschichte gibt es zwar ein Personenregister, im ebook blättert es sich aber ja nicht so gut hin und her und nach einigen Seiten löste sich meine Verwirrung auch so weit, dass ich die Geschichte wirklich genießen konnte. Allerdings muss ich sagen, dass durch die vielen Figuren das Lesen am Anfang ein wenig zäh war und ich mich mit ihnen bis zum Ende ein wenig schwergetan habe. Da die einzelnen Figuren der Gegenwart aber für die Hauptgeschichte in der Vergangenheit nicht so sehr relevant waren und mir die Erzählung in der Vergangenheit sehr gut gefallen hat, konnte ich mich mit der Verwirrung schließlich gut arrangieren.
In der Haupthandlung geht es nämlich um Paul und Elsa, die Eltern von Heiner. Heiner ist mittlerweile selbst Großvater und forscht schon seit vielen Jahren in seiner Familiengeschichte. Bis zum Auszug seiner Schwester aus dem Familienhaus, fehlen ihm jedoch wichtige Puzzleteile. Diese werden dann beim Leerräumen des Hauses mit Hilfe seiner gesamten Familie entdeckt und gemeinsam ausgewertet. Zusammen begibt sich Heiners Familie auf eine gedankliche Reise in die Zeit und das Leben von Paul und Elsa. Basierend auf alten Briefen, Tagebucheinträgen und Erinnerungen sowie Rekonstruktionen von Heiner erfahren der Leser, Enkelkinder und Kinder von Heiner mehr über das Leben ihrer Urgroßeltern Paul und Elsa. Der Familienzusammenhalt und die gegenseitige Rücksichtnahme und Wertschätzung innerhalb der Familie wird dabei an vielen Stellen deutlich und ist wirklich wunderschön.
Als Elsa und Paul sich kennenlernen, ahnen sie noch nicht, was die Zukunft für sie bereithalten wird. Sie verlieben sich, genießen die Zeit miteinander, heiraten und schaffen sich ein Heim. Sie sind entschlossen eine Familie zu gründen und genießen die Zeit miteinander bis Paul einberufen wird und für mehrere Jahre nicht nach Hause zurückkehren kann
Deutlich wird im Roman, wie nah Freud und Leid manchmal beieinander liegen können. Durch das Erleben der Geschichte von Paul und Elsa fühlt man sich den Geschehnissen von damals sehr nah, auch wenn die Erzählung immer wieder durch Sprünge in die Gegenwart unterbrochen wird. In diesen Episoden wird deutlich, wie schwer es Heiner fällt über seine Vergangenheit und seiner Eltern zu sprechen und regt einen selbst zum Nachdenken darüber an, wie oft man mit seinen eigenen Eltern oder Großeltern überhaut über die Vergangenheit spricht. Irgendwie kommt dies selten vor, dabei ist sie ja ein Teil von uns, hat unsere Familie geprägt und sich am Ende auch in uns Spuren hinterlassen...
Anett Klose arbeitet den Rückblick auf das Schicksal von Paul und Elsa grandios aus. Die Geschichte ist spannend und mitreißend, dabei ebenso herzergreifend wie emotional und berührend. Mir standen an einigen Stellen die Tränen in den Augen und ab der zweiten Buchhälfte konnte ich den Roman dann kaum noch aus der Hand legen. Das Wissen darüber, dass alles auf einer wahren Geschichte basiert, macht es einem noch leichter, mit den Figuren zu fühlen und an ihrem Schicksal teilzunehmen. Zwar erfährt man meist nur indirekt, wie Paul und Elsa sich wirklich gefühlt haben, da ihre Geschichte ja zum Großteil aus Erzählungen Heiners und der personalen Erzählperspektive besteht und nur die Briefe und Tagebucheinträge widerspiegeln, wie es den beiden wirklich ging - Sehnsucht, Hoffnung, Liebe, Freude und Enttäuschung sind aber dennoch im gesamten Roman zum Greifen nahe und waren als Emotionen auch für mich deutlich spürbar!
Historische Hintergründe werden gut in den Roman eingebaut und die Darstellung der damaligen Widrigkeiten, der Kriegsgefangenschaft, der Lebensmittelknappheit und dem ständigen Hoffen ist wirklich unglaublich gut gelungen. Mir ist einmal mehr bewusst geworden, wie wenig die Menschen damals hatten, wie sehr sie für ihren Lebensunterhalt kämpfen mussten und wie sehr sie fremdbestimmt waren. Dabei dann eine solch positive Grundeinstellung beizubehalten, bewundere ich an Paul und Elsa sehr. Sie haben stets gekämpft und gehofft, sich nie unterkriegen lassen und immer aneinander geglaubt.
Mein Fazit: Für mich ist Eine Handvoll Würfelzucker eine berührende und wertvolle Familiengeschichte voller Familientraditionen und herzerwärmender Momente, für die ich eine absolute Leseempfehlung ausspreche. Ich habe sie sehr gerne gelesen und bin fasziniert, wie gut Anett Klose Emotionen und Gefühle in ihre Handlung einbaut. Ein wenig schwierig fand ich lediglich die vielen verschiedenen Figuren, welche mich am Anfang schon etwas verwirrt haben. Daher ziehe ich einen halben Stern ab und vergebe 4,5 von 5 Sternen für einen großartigen historischen Roman!