Als Henri Rousseau (1844-1910) Anstalten machte, endlich seinen Lebenstraum zu verwirklichen, ein berühmter Maler zu werden, hatte er schon fast ein ganzes kleinbürgerliches Leben als Beamter des Pariser Zolldienstes hinter sich. Anfangs erntete der Autodidakt für seine naiven, collagenhaften und an Traumszenen erinnernden Gemälde, Porträts, Stadtansichten und die exotischen Urwaldbilder, die ihn schließlich berühmt machten, nur Spott und Hohn. Dann nahm sich die literarische und malende Avantgarde dieses seltsamen Outsider-Künstlers an, größtenteils eher amüsiert, manche, wie der Pataphysiker Alfred Jarry oder Apollinaire, aber auch aufrichtig begeistert. Von 1886 an stellte er regelmäßig im angesehenen Pariser Salon des Indépendants aus, und 1908 veranstaltete Picasso ihm "zu Ehren" ein legendäres wie wüstes Bankett, an dem u. a. Gertrude Stein, Georges Braque und Maurice Utrillo teilnahmen. Echte Anerkennung erfuhr Rousseau allerdings erst nach seinem Tod.
Diese Einführung in sein Werk stellt Rousseaus Werdegang und die formalen Eigenheiten seiner Kunst dar, die sich jeder einfachen Kategorisierung entzieht und eine ungeheure Strahlkraft entfaltete. Obwohl im Stammbaum der Moderne nur schwer unterzubringen, hat er mit seinen poetisch-fantastischen Bildwelten zahlreiche Künstler der internationalen Avantgarde, allen voran die Surrealisten und die Mitglieder des Blauen Reiter, maßgeblich beeinflusst.
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